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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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in Ordnung, Herr. Gute Nacht, Herr.«
    Abermals legte er auf, abermals läutete ich an.  
    »Das bin wieder ich. Der Mann, der morgen nach Madrid fliegt. Ich habe Sie gebeten, mir ein Zimmer mit Bad zu reservieren.«
    »Sie warten, ich nachschau, Herr.« Die Pause von vorhin wiederholte sich. »Ich nachgeschaut habe. Es tutet leid mir, Herr. Unsere alle Zimmer sind belegt. Sie versuchen nächste-«
    »Ich will kein Zimmer in diesem Hotel! Ich habe schon eines! Ich wohne auf Nummer 206!«
    »206? Moment, Herr... Nein, tutet mir leid. Zimmer 206 ist besetzt.«
    »Natürlich ist es besetzt. Von mir.«  
    »Und Sie wollen anderes Zimmer?«
    »Nein. Ich fliege morgen nach Madrid und möchte von Ihnen ein Zimmer reserviert bekommen.«
    »Für morgen?«
    »Ja.«
    »Sie warten, ich nachschau... Mit Bad?«
    »Ja.«
    »Sie Glück haben, Herr. Ich für Sie Zimmer habe für
    morgen.« »Gott sei Dank.« »Zimmer 206 wird morgen frei.« »Danke.« »Bitte sehr, Herr. Sonst etwas noch, Herr?« »Einen Schnaps.« »Kommt sofort, Herr.«

Die Brille, das unbekannte Wesen

    Der Mensch ist ständig nach etwas auf der Suche - nach Glück, nach Liebe, nach Öl oder was immer. Manche suchen den heiligen Gral, manche den Stein der Weisen.
    Schreiber dieses sucht seine Brille.
    Sie geht unweigerlich verloren, kaum daß ich sie abnehme. Manchmal schon vorher. Sie scheint irgendwie zu verdampfen, Gläser, Fassung und Gestell. Es ist rätselhaft.
    Meistens geschieht es, wenn ich etwas notieren will.
    Da ich kurzsichtig bin - ich wurde schon kurzsichtig geboren -, schiebe ich die Brille über meine eindrucksvoll hohe Stirne hinauf, und schon ist sie verschwunden. Die Brille, nicht die Stirne. Auch wenn ich sie vor dem Schlafengehen auf meinen Nachttisch lege oder ihr einen sicheren Platz auf dem Rand der Badewanne zuweise, bevor ich ins Wasser steige, ist sie nachher nicht mehr vorhanden. Sie hat sich irgendwo im Haus versteckt. Vielleicht auch außerhalb des Hauses, ich weiß es nicht, wenn ich es wüßte, müßte ich sie ja nicht suchen. Ich habe den Eindruck, daß sie mich haßt.
    Die eigentliche Qual, der geradezu unlösbare Konflikt besteht darin, daß jemand, der seine Brille verloren hat, sie nur mit Hilfe seiner Brille finden kann. Ohne Brille ist man halb blind und tastet hilflos durch die Gegend, einer kurzsichtigen Schlange vergleichbar, die sich in den eigenen Schwanz beißt und ihn auffrißt, bis nichts mehr von ihm übrigbleibt. Oder von ihr.
    Die Optiker, die ich zu Rate zog, bestätigten mir, daß Brillen zu jenen Gegenständen gehören, die leicht verlorengehen. Besonders hebräische Brillen lieben es, ihre Unabhängigkeit zu beweisen. Ganz besonders solche mit dünner Fassung. Sie haben keinen richtigen Halt. Und es wäre zwecklos, sie etwa an einem Kettchen zu befestigen und sie vor der Brust baumeln zu lassen wie ein Medaillon. Sie kennen ihren Karl
    Marx: Brillengläser aller Länder, vereinigt euch! Ihr habt nichts zu verlieren als eure Ketten! Schwupps - weg sind sie.
    Mein Fall ist um so schlimmer, als ich nur wenig Dioptrien aufzuweisen habe, so daß mir auch bei bloßen Augen eine gewisse Sehkraft verbleibt. Es kann geschehen, daß ich mit meinem Wagen eine Viertelstunde lang durch eine merkwürdig verwischte Gegend fahre, ehe ich merke, daß ich keine Brille habe. Oder ich suche sie verzweifelt in den Polsterspalten eines Fauteuils und entdecke sie schließlich auf meiner Nase. Leute mit dicken Brillengläsern kann so etwas nie passieren. Nur unsereins ist ständig auf der Suche nach seiner Brille und wird wütend, wenn sie wieder einmal verschwunden ist. Ich für meine Person pflege sie dann auf ungarisch zu verfluchen und trommle mit den Fäusten gegen die Wand, ehe ich Vernunft an- und die Rekonstruktion des Vorgangs aufnehme.
    »Wo habe ich sie zuletzt gesehen?« frage ich mich unter heftigem Blinzeln. »Wenn ich nicht irre - worauf man sich ohne Brille allerdings nicht verlassen kann -, hatte ich sie beim Lesen der Morgenblätter noch in Gebrauch. Dann habe ich die Blechdose mit den Erdnüssen geöffnet. Dann habe ich mich rasiert. Halt!«
    Das Rasieren liefert mir einen vielversprechenden Anhaltspunkt. Ich eile ins Badezimmer, suche, stöbere, kehre alles von oben nach unten und finde nichts. Auch die Erdnüsse und die Zeitungen lassen mich im Stich. Ich muß mich bis auf weiteres an den Nebel gewöhnen.
    Plötzlich gegen Mittag, erscheint die Brille auf dem Klavier, und zwar auf den oberen Tasten. Wie sie

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