In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
ich eine Tiergestalt hatte, besaß Ana immer noch die bessere Nase von uns beiden. Außerdem kannte sie Elias am längsten und konnte seine Gedanken hören, also führte sie unsere kleine Gruppe an. Wir suchten den ganzen Park ab und trafen immer wieder auf Vampire, die das Gleiche taten. In den Augen der meisten zeichnete sich die Lust zu morden ab. Sie gaben sich keine Mühe, ihren Raubtierblick zu verstecken, und musterten alles feindselig, was ihnen begegnete.
Es begann bereits zu dämmern, als meine Füße mich und Melinda nicht mehr tragen wollten. Sie stieg ab. Wir suchten zwar weiter, allerdings viel langsamer. Ich dachte, dass meine Gefährten gleich aufgeben würden, als Melinda irritiert stehen blieb und ihre Hände anhob. Wie ein Dirigent fuhr sie durch die Luft und schien etwas zu sehen, was den Augen der Vampirin und mir entgangen war.
„Magie“, hauchte sie. „Hier in der Nähe wird ein Bannspruch angewendet.“
Anastasija fauchte und auch ich gab ein knurrendes Geräusch von mir.
„Kannst du die Fährte verfolgen?“, zischte Ana und ich sah die Hexe gespannt an.
„Ja, natürlich.“ Melinda klang beinahe beleidigt und schritt voran.
„Leise und langsam !“, ermahnte die Vampirin sie und schlich ihr hinterher. Auf Samtpfoten bildete ich das Schlusslicht. Die Spur führte aus dem Schlosspark hinaus, was für mich bedeutete, die Augen aufzuhalten, damit mich kein Mensch sah. Aber um ehrlich zu sein, war mir das egal. Sicherlich würden sie denken, dass es für einen Vampir normal war, sich einen Panther zu halten. So hätte ich es mir früher erklärt.
Aber e s begegneten uns auf dem Weg durch die kleineren Straßen und Gassen nur wenige Menschen. Und die, die uns sahen, machten beim Anblick einer Vampirin mit toten, schwarzen Augen, gekleidet in ein blutrotes Kleid und mit einem knurrenden Panther an ihrer Seite, einen riesigen Bogen oder blieben zitternd stehen, bis wir sie passiert hatten.
Einen kleinen Zwischenfall gab es, als wir ein Polizeiauto antr afen. Zuerst starrten die beiden Polizisten nur mit großen Augen aus dem Auto, fingen sich dann aber schnell und stellten sich uns mit gezogener Waffe in den Weg. Ich sah hoch zu Anastasija, die mit der Anmut eines Raubtiers zielsicher auf die beiden zusteuerte. Lächelnd entblößte sie ihre Fangzähne.
„Polizei. Bleiben Sie stehen!“, forderte einer der Beamten sie tapfer auf. Anastasija lachte hell auf und der Polizist fiel um. Sein Kollege schrie auf und starrte den zu Boden Gegangenen an.
„Hab keine Angst“, zischte sie und nahm ihm die Waffe ab. Sie drückte sie Melinda in die Hand. „Danke, die können wir gebrauchen.“
Der Polizist ging vor Anastasija in die Knie und kippte zur Seite. Ich muss gestehen, dass Ana mir Angst machte. Nichts hätte sie aufhalten können und ich war mir sicher, dass sie über Leichen gehen würde. Ob die Polizisten nur bewusstlos oder tot waren, konnte ich nicht sagen und ich hatte auch keine Zeit, es herauszufinden. Anastasija schien ihren Bruder gewittert zu haben und war nicht mehr zu stoppen. Sie zerriss ihr Kleid, um mehr Beinfreiheit zu bekommen.
„Zwei Werwölfe“, zischte sie, als wir vor einer Garage stehen geblieben waren. „Und ein Mensch, vermutlich eine Hexe.“ Die Vampirin drehte sich zu mir um und ich erschrak über ihren G esichtsausdruck. „Die Hexe nimmst du dir mit Melinda vor. Miriam, dir kann sie in Tiergestalt nichts antun.“
Ich sah zu Melinda hinüber und sie nickte.
„Die Werwölfe gehören mir. Haltet euch von mir fern.“ Sie wollte in den Blutrausch, das sah ich ihr an, sie war kurz davor.
Wie kommen wir da hinein? , konnte ich gerade noch denken, da riss Anastasija bereits das Garagentor hoch und stürzte sich auf die Werwölfe.
Ich brüllte laut auf , als ich den bewusstlosen Elias sah, fing mich aber schnell und setzte zum Sprung auf das einzige weibliche Wesen an. Es war dieselbe Hexe, die meinen Freund schon damals versteinert hatte.
Auch Melinda stellte sich ihr entgegen, d och dieses Miststück schaltete sie sofort aus, sie erstarrte – genau wie Anastasija wenige Sekunden später. Die Vampirin hatte es gerade noch geschafft, einem der Werwölfe die Kehle aufzureißen. Blut benetzte den Fußboden und sickerte unaufhörlich weiter aus dem Körper heraus. Wie sollte ich alleine mit einem Werwolf und einer Hexe fertig werden?
„Schön , dass Ihr gekommen seid, Prinzessin“, sagte die Hexe, die meinem Sprung gekonnt ausgewichen war.
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