In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
ich und verzog das G esicht zu einer Schnute.
David sah erstaunt aus und lachte dann laut drauflos.
„Hahahahahahaha!“, äffte ich.
Er gab mir einen Kuss auf den Kopf. Mein Handy vibrierte in der Hose. Es war Elias’ Nummer, die auf dem Display stand.
„Fahr zur Hölle“, flüsterte ich und drückte ihn weg. David kämpfte gegen einen weiteren Lachkrampf an. Ich seufzte. „Was ist daran so lustig?“, fragte ich leicht genervt.
„Geschieht dem Griesgram recht !“
Hach, es tat gut , jemanden auf meiner Seite zu haben! Mittlerweile war es dunkel geworden und so langsam machte sich mein schlechtes Gewissen Elias gegenüber bemerkbar.
„Vielleicht solltest du trotzdem mal nach ihm sehen, hmh?“ D avids hellblaue Augen sahen mich ernst an. „Miri, wir Männer sind komisch, wenn es uns nicht gut geht. Das geht voll ans Ego. Wir brauchen dann echt unsere Freundinnen, die uns den Bauch pinseln.“
„Aber er schiebt mich immer weg!“
„Ja, aber doch nur, weil es ihm peinlich ist. In Wirklichkeit wünscht er sich das, vertrau mir.“
Ich zog eine Schnute, die mein Bruder liebevoll küsste.
„Geh zu ihm, er hat lange genug im eigenen Saft geschmorrt.“
Okay, okay. Seufzend erhob ich mich und ging die Kellertreppe hinauf. Ich öffnete die Tür und staunte nicht schlecht. Elias saß im Flur gegen die Wand gelehnt, seinen Kopf auf die Knie gestützt. Anastasija, Emilia und meine Mutter standen ihm gegenüber. Fragend starrte ich in die Runde.
„Schau mich nicht so an!“, sagte Ana und hob abweh rend die Hände. „Als ich zurückkam, war er bereits die Treppe hinuntergepoltert.“
„Was zur Hölle tust du hier unten?“, schimpfte ich mit meinem Freund, der schwerfällig seinen Kopf anhob.
„Wieso drückst du mich am Handy weg?“ Seine Stimme bohrte sich durch mich hindurch wie ein mit Zacken versehener Dolch.
„Du wolltest doch deine Ruhe vor mir haben“, antwortete ich schnippisch. Gut, dass Elias nicht das Wasser sehen konnte, das sich in meinen Augen sammelte.
Emilia und meine Mutter schlichen sich an mir vorbei in die Küche, nur Anastasija blieb neugierig wie immer stehen. Aber ich war mir sicher, dass sie uns eh von jedem Platz in diesem Haus gehört hätte.
„Miriam …“, hauchte Elias meinen Namen, „Ich habe mich zu Tode gesorgt.“
Oje , ich hatte unterbewusst damit gerechnet, dass er mich bei David spüren oder sogar hören würde. Jedoch hatte ich außer Acht gelassen, dass seine Sinne noch von dem Silber betäubt waren. Er hatte meinen Schrei am Treppengeländer völlig falsch interpretiert.
„Ich habe mir nur den Zeh gestoßen, daran stirbt man nicht.“
„Wie hast du das angestellt?“, fragte Anastasija und begann an ihren Nägeln zu kauen. Das hatte ich noch nie bei ihr beobachtet, sie musste wirklich unter Stress stehen.
„Ich habe gegen das Treppengeländer getreten.“ Ich hätte den Satz auf Band aufnehmen sollen, dann hätte ich ihn den ganzen Tag lang abspielen können.
„Wieso?“, hakte die Vampirin nach und ich musste mich echt beherrschen , sie nicht blöd anzufahren.
„Weil ich mich über deinen Bruder geärgert habe.“
Elias’ Kopf schoss zu mir herum, er funkelte böse in meine Richtung.
„Ja , schau dir an, was du angerichtet hast!“, keifte ich. Und die Siegerin beim Zehn-Meter-Turmspringen in einen riesigen Fettnapf ist: Miriam! Irgendwas hatte mir das Feingefühl geraubt …
„Glaub mir“, begann Elias , „es gibt nichts, was ich mir lieber ansehen würde als dich – wenn ich nur KÖNNTE!“ Zuerst hatte er noch kontrolliert gesprochen, doch er wurde mit jedem Wort lauter, bis er schließlich schrie.
„Entschuldige, es war ein harter Tag“, seufzte ich und beobachtete Anastasijas nervöses Nagelkauen.
„Ich möchte jeden Zentimeter deiner Haut absuchen. Wenn di ese dreckigen Werwölfe dir auch nur ein Haar gekrümmt haben … Sollte ich die kleinste Stelle finden, die nicht mehr so ist, wie ich sie in Erinnerung habe, dann schwöre ich bei Gott …“
„ELIAS!“, unterbrach ihn seine Schwester in einem schrillen Ton. „Es nützt überhaupt nichts , jetzt auszurasten. Sie sind tot.“
„Die Verantwortlichen leben noch“, knurrte Elias wie ein wild gewordener Löwe und mir sträubten sich die Nackenhaare. „Un d sie werden andere schicken.“ Wackelig und unendlich schlapp zog er sich auf die Beine. Anastasija wollte ihm zu Hilfe kommen, doch er knurrte sie an und sie zog sich mit verschränkten Armen
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