In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
zurück.
„Genau aus dem Grund solltest du dich von deiner Schwester ins Bettchen bringen lassen. Ich werde sie bestimmt nicht noch mal im Alleingang bekämpfen. Das nächste Mal lasse ich mich umhauen, dann hat das Ganze endlich ein Ende.“ Ich war eindeutig am Rand eines Nervenzusammenbruchs. Was aus mir sprach, war nicht mehr das Mädchen, das ich war und sein wollte.
Anastasija starrte mich entsetzt an und Elias rutschte wieder die Wand hinunter auf seinen Hintern. Ich wollte etwas sagen, was die Situation entschärft hätte, aber stattdessen zog ich es vor , in die Küche zu hinken und etwas zu essen. Minka hockte zufrieden schmatzend vor einem Napf mit Trockenfutter neben dem Kühlschrank und blickte kurz hoch, als ich diesen öffnete.
„Na Kollegin, schmeckt es ?“ Ich nahm mir einen Joghurt heraus und eine Dose Limo, um eine Schmerztablette hinunterzuspülen. Vielleicht war ich danach wieder zu etwas zu gebrauchen.
Gerade als ich dachte, dass es wieder einigermaßen gehen wü rde, überrumpelten mich Elias’ Gefühle wie eine Dampfwalze. Er war voller Selbstverachtung, weil er mich nicht vor diesem Angriff bewahren konnte. Er fühlte sich nutzlos und hegte eine Wut auf seine Schwester, weil sie mir beistehen konnte und er nicht.
Ich zwang einen Löffel voll Joghurt h erunter und lauschte weiter in mich hinein. Der intensive Schmerz, den sein gebrochener Stolz in ihm verursachte, brachte mich fast zum Würgen. Er war nicht nur voller Hass auf sich selbst, sondern auch extrem besorgt wegen seiner Augen. Aber ein Gefühl traf mich schlimmer als alle anderen: Elias war der festen Überzeugung, dass ich ihn nun verachten würde. Er glaubte ernsthaft, dass ich einen Groll gegen ihn hegte, weil er mich nicht beschützt hatte. Er zweifelte an meiner Liebe.
Ein Gefühl von unendlicher Leere breitete sich in mir aus und diesmal war es mein eigenes. Ich ließ meinen Löffel in den halb vollen Joghurt plumpsen und kippte noch einen Schluck Limonade herunter. Es gab keinen Ausweg, ich musste mit meinem Freund sprechen, bevor ich ein Magengeschwür bekam.
Unter zahlreichen Flüchen – teilweise war ich selbst über meinen Einfallsreichtum erstaunt – kletterte ich unsere Treppe nach oben.
In meinem Zimmer bot sich mir ein mittlerweile gewohntes Bild. Elias lag schmollend und wütend auf meinem Bett und Anastasija saß mit einem Ausdruck absoluter Verbissenheit neben ihm. Ich setzte mich ans Fußende und machte in Gedanken eine Liste von den Dingen, die ich durch ein kleines Gespräch erre ichen wollte. Da war zunächst einmal, dass ich meinen Freund wieder küssen und mit ihm kuscheln wollte. Und das sollte endlich wieder auf Gegenseitigkeit beruhen. Der nächste Punkt wäre, ihm klarzumachen, dass ich ihn immer noch genauso sehr liebte wie vor dem Angriff – wenn nicht sogar noch mehr. Der dritte und letzte Punkt war es, sein Ego ein bisschen zu kraulen. Kurz: Da half kein Gespräch der Welt mehr und David hatte vollkommen Recht gehabt. Manche muss man zu ihrem Glück zwingen!
„Anastasija?“, fragte ich.
„Hmh?“, brummte sie als Antwort u nd starrte wütend ihre Nägel an, als könnte sie sie mit ihren Augen dazu zwingen, wieder zu wachsen.
„Wie wäre es, wenn du in ein Nagelstudio fährst und da ein bisschen erste Hilfe leisten lässt? Ich muss mit deinem Bruder reden.“
„Ist vielleicht keine schlechte Idee“, sagte sie, stand auf und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann war sie verschwunden und ich starrte Elias an, der die Augen geschlossen hatte. An seiner gekräuselten Stirn sah ich, dass er nicht schlief.
„Liebst du mich, Elias?“, fragte ich und zog mir mein Top über den Kopf. Die Augen meines Vampirs gingen auf und er sah u ngläubig in meine Richtung. Wie gut, dass er mich nicht sehen konnte, denn das hätte meinen Plan vermasselt.
„Ja.“
Ich streifte meine kurzen Hosen hinunter und war nur noch mit Unterhose und BH bekleidet.
„Elias?“, hauchte ich seinen Namen in sein Ohr.
Er drehte mir leicht seinen Kopf zu und schaute mich an. So nah konnte er vielleicht etwas von meinem Gesicht erkennen. „Ich werde dir jetzt etwas zeigen.“
„Du weißt, dass ich nichts sehe.“
„Du sollst auch nichts sehen“, sagte ich und nahm seine Hände und legte sie um meine nackte Taille. „Nur fühlen.“ Sofort riss er sie wieder runter und sah gequält aus.
„Das ist das Letzte, was ich jetzt tun möchte.“
„Du hast gesagt, dass du wissen möchtest, ob meine Haut
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