In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Mitschüler grinsen. „Aber was er mit dir anstellt, ist nicht mehr normal.“
„Ich weiß, ich weiß. Aber was soll ich tun?“, fragte ich leicht verzweifelt.
„Gar nichts, außer es genießen, dass er eine Schwäche für dich entwickelt.“
„Du meinst , er mag mich?“ Meine Hände wurden feucht.
„Mädel, hast du gesehen, wie er dich ansieht?“
„Wie denn?“ Ich hatte es gesehen, aber ich wollte es aus ihrem Mund hören, um meine Vermutung bestätigen zu lassen.
„Als wenn er die ganze Zeit mit sich ringen müsste, dich nicht sofort zu küssen oder vielleicht auch zu beißen“, bemerkte sie schelmisch grinsend.
Das s sie es auch so empfand, ließ mich zusammenschrecken. Ben hatte mich ebenfalls so angesehen, aber schon am zweiten oder dritten Tag hatte mich dieser Blick leicht genervt. Elias könnte mir die Lippen wundküssen und ich würde trotzdem mehr wollen.
„Oh , mein Gott!“, seufzte ich.
„Ich hoffe, du hast nichts gegen eine kleine Blutspende“, scher zte Eva, während sie ihr Make-up im Spiegel kontrollierte und mich auslachte.
„Seit wann bist du eine Vampirexpertin?“, zog ich sie auf.
„Ich bin kein e Vampirexpertin, aber ich kenne den Ausdruck im Gesicht eines Jungen nur zu gut. Bei einem Menschen ist das halb so wild, aber ich glaube, dass ein Vampir sich irgendwann das holt, wonach er sich sehnt. Selbst wenn du es nicht mitbekommst.“
„Wie meinst du das? Nichts mitbekommen?“
„Nun ja. Es gibt Vampire schon immer, richtig?“ Ich nickte. „Und sie müssen sich ja irgendwie ernährt haben. Aber komischerweise gibt es niemanden, der schon mal gebissen wurde. Ich glaube, sie können Gedanken verändern oder Erinnerungen auslöschen oder so etwas.“
„Oh , mein Gott!“, ächzte ich. Würde Elias so was mit mir tun? Evas Aussage traf mich wie ein Eimer mit kaltem Wasser. Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, mit Aisha und Eva zu reden, und ließ den Vampir links liegen. Elias bemerkte meinen plötzlichen Stimmungswechsel, sagte aber nichts dazu. In Sport redeten wir die ganze Zeit über Ernährung und Atemtechniken. Wenigstens blieb es mir so erspart, mich in meinem gammeligen Sportoutfit zeigen zu müssen. Es tat mir weh, Elias so zu ignorieren, vor allem weil er nicht wusste, warum. Aber konnte ich ihm meine Sorge beichten? Nein, ich sollte ihn vergessen und wie jeden anderen meiner Mitschüler behandeln. Ich konnte es nicht zulassen, zum Spielball für einen Vampir zu werden. Nach dem Musikunterricht hatten sich zwei Jungs aus meiner Klasse ein Herz gefasst und Elias angesprochen. Sie löcherten ihn mit Hunderten von Fragen und nahmen ihn zwischen sich, während Frau Schneider uns etwas über Mineralien und deren Wichtigkeit beim Sport erzählte. Sein Blick fiel in der Stunde mehrmals auf mich und wenn ich ihn lang genug erwiderte, konnte ich sehen, dass er ganz tief im Inneren, weit hinter der Verwirrung über meinen Stimmungswechsel, ein bisschen verletzt war.
Den Tränen nah und wütend , rannte ich nach der Stunde über den Schulhof Richtung Bushaltestelle. Mein Bruder lief mir über den Weg und hielt mich fest.
„Was ist passiert?“, fragte er und zog mich in seine Arme, ohne meinen Widerwillen zu beachten. Er war unglaublich warm, selbst für die Sommerzeit war seine Haut zu heiß.
„Bist du krank?“, fragte ich und blickte in ein verdattertes G esicht.
„Nein, wieso fragst du?“ Er lachte.
„Weil du total heiß bist, als ob du Fieber hättest.“
„Ach so, nein mir geht’s gut. Du wirst es bald verstehen.“ Irritiert von seinem Kommentar, kämpfte ich mich aus seinen Armen frei und starrte auf sein T-Shirt, auf dem das Emblem irgendeiner Metalband abgedruckt war. Sein Blick glitt über mich hinweg.
„War Frau Schneider wieder mies zu ihr?“ Meine Sportlehrerin und ich hatten es nicht so miteinander. Sie konnte mich nicht leiden. Vielleicht weil ich nicht so gerne Ausdruckstanz machte?
„Nicht das s ich wüsste“, sagte Elias, der plötzlich bei uns stand.
Seine Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ich sah David hilflos an und er schien langsam , aber sicher zu verstehen, dass ich vor Elias auf der Flucht war. Er ging an mir vorbei, packte den Vampir am Arm und zog ihn ein Stück von mir weg. Ich konnte nicht verstehen, was sie sprachen und welche Emotionen bei Elias dominierten. Dafür verstand ich umso mehr, was mein Bruder tat. Er drohte Elias. Auweia, ich wollte doch nur Distanz zu dem Vampir gewinnen
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