In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
habe es dir doch erklärt.
Trotzdem . Mir wirst du nicht wehtun. War ich die Einzige bei Verstand? Als ob Elias mir ein Haar krümmen würde, einfach lächerlich!
Ana ist bei dir in der Nähe, oder? Schau sie dir an. Lieber Gott, wie kann ich das wiedergutmachen?
Ich bin nicht Ana! , stellte ich klar, aber mein Kopf fühlte sich plötzlich leer an. Er hatte mich gedanklich verlassen.
Ich atmete tief durch und sah mich im Zimmer um. In einer Ecke stand ein Schrank, der sehr vielversprechend in Sachen Fernseher aussah. Ich stand auf und torkelte wie eine betrunkene Gans dorthin.
Tatsächlich versteckte sich ein TV-Gerät dahinter. Ich schaltete es ein und das Erste , was ich sah, war eine Werbung für Babycreme. Eine Mutter schmuste mit ihrem Kind, cremte es ein und küsste es auf den Bauch. Ich schaltete die Kiste sofort wieder aus. Leider kam mein Frühstück wieder hoch und ich erbrach mich auf den weißen Teppichboden. Mein Körper zitterte, als hätte ich Fieber, und die ersten Tränen liefen mir bereits die Wange herunter.
Da hörte ich, wie die Tür aufging und jemand hereinkam.
„Miriam“, flüsterte Elias in meinen Nacken und hob mich hoch. Er trug mich zum Bett und legte mich neben seine Schwester. Sein besorgter Blick verließ mich nur für einen kurzen Moment, um Anastasija zu betrachten, dann ruhte er wieder auf mir. „Was ist los? Geht’s dir nicht gut?“
Ich setzte mich auf, um ih m um den Hals zu fallen und einfach nur zu weinen. Er sagte die ganze Zeit über nichts, sondern streichelte nur meinen Rücken. Als ich mich einigermaßen unter Kontrolle hatte, sah ich in seine müden, trüben Augen. Wie sehr wünschte ich mir jetzt, mit ihm alleine in Rumänien zu sein. Wir würden den Rest der Welt einfach ausschließen.
„Kätzchen, alles okay?“ S eine Stimme klang irgendwie betäubt und flach. Herrje, was hatten sie ihm gegeben? Er war wie eine taube Hülle, unter der es mächtig brodelte. Ruhig zu bleiben, war hier Gebot Nummer eins. Was immer ich tat, es sollte ihn bloß nicht aufregen.
„ Legen wir uns hin und dösen ein bisschen? Was hältst du davon?“
„Du hast eben über ein warmes Gefühl nachgedacht, v on dem du mir erzählen wolltest“, sagte er. Zumindest sein Verstand schien noch fit zu sein.
„Schhht“, machte ich und strich ihm über den Kopf. „Versuch ein bisschen zur Ruhe zu kommen, okay?“ Ich jedenfalls brauchte sie dringend.
Elias schloss die Augen und es dauerte nicht lange , bis er schlief. Ich wollte gerade noch ein bisschen weinen, als das warme Gefühl in meinem Bauch sich wieder bemerkbar machte. Eine herrliche Entspannung legte sich auf meine Glieder und ich tauchte wieder ein in einen See der Ruhe. Sobald Elias sich beruhigt hatte, musste ich dringend mit ihm darüber reden, aber jetzt war was anderes wichtiger. Endlich konnte auch ich die Augen schließen und etwas von dem Schlaf nachholen, den mein Körper dringend benötigte. Ich träumte lauter wirres Zeug von dicken Bäuchen, knurrenden Katzen und fliegenden Windeln, als ich plötzlich durch ein echtes Knurren geweckt wurde.
Elias lag nicht mehr neben mir, draußen war es dunkel gewo rden und Ana hatte sich über mich gebeugt. Das war alles, was ich vorerst wahrnahm. Nur langsam wachte auch mein Verstand auf.
„Keine ruckartigen Bewegungen“, warnte mich Anastasija.
„Was ist los?“, flüsterte ich.
„Ein Raubtier ist los. Wieso ist Elias hier?“
„Ich habe ihn gerufen“, gab ich zu.
„Gut gemacht !“, antwortete Ana sarkastisch.
Ich setz te mich vorsichtig auf und sah über die Vampirin hinweg zu dem Raubtier, das in einer Ecke des Zimmers hockte und knurrte.
Anastasija spannte sich an. „Das Beruhigungsmittel muss nachgelassen haben.“
„ Na und? Das ist doch nur Elias“, sagte ich und winkte die Sache ab. Ich wollte aufstehen, aber Ana hielt mich fest. „Lass mich los!“, keifte ich und Elias fauchte. „Ich werde ihn beruhigen.“
„Bist du lebensmüde?“
„Nö, aber du!“
Staunend ließ die Vampirin mich los . Ich näherte mich ihrem Bruder ganz normal und hockte mich vor ihn.
„Wow .“ Ana staunte, dass Elias mich so nah an sich ranließ. Trotzdem blieb sie sprungbereit. Ich sah meinem Vampir ganz tief in die blutroten Augen und ergriff seine Hand. Seine Muskeln und Knochen waren ganz starr, die Hand fast klauenartig gebogen. Ich legte sie an meine Wange und Elias zischte.
„Ganz ruhig, ich weiß , du kannst das.“
Sein e Hand entspannte sich als
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