In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
konnte ja schlecht zehn Jahre oder länger wie ein hungriger Scheunendrescher fressen. Na ja, was soll ich sagen? Ich verlor den Kampf und musste spaßige Bemerkungen über mich ergehen lassen.
„Ich werde aufgehen wie ein Hefekuchen“, maulte ich meinem Freund auf dem Weg aus der Jugendherberge ins Ohr.
„Solange du mein kleiner Hefekuchen bleibst, soll es mir egal sein.“
Ich gab ein quengelndes, unzufriedenes Geräusch von mir.
„Bisher waren diese Attacken nur vorübergehend und im Moment könnte deine Psyche dir auch einen Streich spielen, jetzt wo du es weißt.“
Ich zuckte mit den Schultern und hörte Frau Piepenbrock zu, die eine Hand gehoben hatte und um Ruhe bat.
„Wir wollen heute in die Gedenkstätte des KZ Neuengamme fahren. Ich möchte, dass ihr alle schön zusammenbleibt und mir folgt. Wir werden zweimal umsteigen müssen und ich will nicht, dass unterwegs einer verloren geht.“
Es war ja klar, dass wir etwas Geschichtliches unternehmen mussten , immerhin war Frau Piepenbrock unsere Geschichtslehrerin. Während wir draußen an der frischen Luft standen und ich mich verzweifelt an einem Lächeln für meine Freundinnen übte, fing mein Unterleib plötzlich an, sich ganz warm anzufühlen. Normalerweise wäre ich in Panik geraten, aber etwas beruhigte mich ungemein. Es war, als ob man lange alleine eingesperrt gewesen wäre und plötzlich reichte jemand einem die Hand und sagte: Hab keine Angst, ich bin bei dir. Du bist nicht allein. Ich sah hinüber zu meinem Vampir, der wohl gerade eine Unterhaltung mit seiner Schwester führte.
Die Wärme in meinem Unterleib breitete sich aus, schwappte über meinen Körper hinweg und hinterließ ein Gefühl absoluter Ruhe und Gelassenheit. Ich legte eine Hand auf meinen Bauch. War es das Baby? Hatte es irgendeine Kontrolle über mich? Ich wusste nicht, ob der Gedanke mich beruhigen oder wütend machen sollte.
Während wir auf die Regionalbahn warteten, stand ich mit Ai sha und Eva zusammen und ließ mir von letzterer Musik über ihren MP3 Player vorspielen. Aisha tänzelte neben mir und ich beobachtete Ana und Elias, die ihre Köpfe zusammengesteckt hatten und sich zwischendurch immer wieder umsahen. Das Ganze sah aus, als würden sie Drogen verkaufen oder sonst etwas Illegales tun.
Ich zog die Kapuze meiner roten Sweat jacke über den Kopf und schlich übertrieben heimlich auf die beiden zu. Als ich neben ihnen stand, sah ich mich ausgiebig um, dann stieß ich Elias mit dem Ellenbogen in die Seite.
„Hey, psst , psst!“, machte ich auf mich aufmerksam und sah mich nochmals um. Eva und Aisha sahen mir amüsiert zu. Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke und steckte meine Hand in die linke Jackenseite, als ob ich darin etwas versteckt hätte. „Wolle Rose kaufen?“
Die Vampire waren verwirrt.
„Ihr Nix-Checker!“, beschimpfte ich sie und verschwand mit einem Winken wieder zu meinen Freundinnen.
Ana sah Elias an, welcher mit den Schultern zuckte. Ich wurde schon wieder hungrig, als ich die Augen meines Vampirs sah. Erdbeerkuchen mit Sahne … hmmh!
Ich schob den Gedanken beiseite, als die Regionalbahn einfuhr. Wir hatten uns gerade in einem Wagen hingesetzt, als Elias’ Handy vibrierte. Ich hatte damit gerechnet, dass er es an diesem Ort wegdrücken würde, aber er nahm das Gespräch mit einem Stirnrunzeln an.
„Markus?“, fragte er in den Hörer und ich rutschte nervös in meinem Sitz hin und her. Der Werwolf hatte bestimmt den Nac hnamen unseres Feindes parat. „Wie? T-H-O-L-E? Ja verstanden, Thole.“
Bei dem Namen wich mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht und etwas von meinem Frühstück kletterte langsam die Speiseröhre herauf. Benedikt Thole … oder sollte ich sagen Ben Thole ? Der Ben, mit dem ich im Urlaub geflirtet hatte.
„Was ist los?“, fragte Ana mich und Elias ’ Blick schoss zu mir herüber.
Ich sah ihn panisch an. Unfähig zu sprechen , drückte ich mich fest in die Arme meines Vampirs.
„Der Ben aus meinem Urlaub“, stammelte ich, „sein Nachname war Thole.“
Elias legte kommentarlos auf und starrte mich mit offenem Mund an. Ich konnte zusehen, wie seine Fänge länger wurden.
„Wir lagen so was von daneben“, sagte Anastasija und packte sich an den Kopf. Nervös tippelte sie auf der Stelle hin und her , während ihre Augen rastlos die Umgebung absuchten.
„Ich dachte , sein voller Name wäre Benjamin gewesen“, jammerte ich und sah die Vampire entschuldigend an.
„Es geht hier nicht um das
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