In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
innerlich drei Kreuze, als ich fertig war.
„Sag mal , wo sind wir hier überhaupt?“, fragte ich, als ich die Lappen über den Rand des Eimers legte und diesen neben die Tür stellte.
„In einer Art Vampir -WG. Das Haus gehört Jan.“
„Woher kennst du ihn eigentlich?“
„Ich habe ihn auf einer Vampirversammlung kennengelernt, als ich meinem Volk als Prinz vorgestellt wurde. Wir hatten die ganze Zeit nur irgendeinen Scheiß gemacht, wie Heliumluftballons inhaliert oder am Mischpult herumgespielt, während Heinrich eine Rede hielt. Von ihm habe ich auch meine Leidenschaft für das Tischkickern.“
Ich lachte beim Gedanken an den armen Heinrich, der verzwe ifelt versuchte eine Rede zu halten, aber das Mikro verzog seine Stimme oder setzte aus.
„Wohnt Dr. Bru hns auch hier?“
„J a, und du sollst nachher bei ihr vorbeischauen – aber vorher sollen wir zu Heinrich. Wir müssen planen, wie wir mit Benedikt umgehen sollen.“
Na , das konnte ja heiter werden!
„So weit ich weiß, sind alle Ältesten auf dem Weg hierhin. Sie wurden über die Schwangerschaft unterrichtet und werden sich jetzt auch dem Werwolfproblem annehmen.“ Er sah aus dem Fenster. „Viele der Alten sind … wie soll ich es nur sagen? Ihr Geist ist sehr alt, weißt du? Sie haben eine andere Auffassung von Gerechtigkeit. Werwölfe werden ihr Leben dafür lassen müssen, weil wir zwei Blut vergossen haben, unschuldig oder nicht.“
Ich schluckte und atmete einmal tief durch.
„Ich werde sie kennenlernen, oder?“
„Ja, Heinrich wird dich darauf vorbereiten.“
Ich nickte.
„Sie werden dir nichts tun, aber mir graut es jetzt schon davor.“ Sein Blick wurde glasig. „Sie müssen verdammt wütend sein.“
Das wäre ich auch, wenn Calimero mich nicht im Zaum halten würde.
Kapitel 22
Elias stand am Fenster und sah hinaus in den Regen. Der Wind peitschte die Tropfen immer wieder gegen die Scheibe, aber ihn schien es nicht zu stören. Sein Blick war weit darüber hinaus in die Ferne geschweift. Er erwartete die Ankunft der Ältesten und vielleicht erhoffte er sie am Horizont zu erspähen. Heinrich war vorbeigekommen , um mir die Verhaltensregeln in Gegenwart der Vampiroberhäupter zu erklären.
„Sprecht nicht, wenn Ihr nicht dazu aufgefordert werdet“, fügte er zu den zehntausenddreihundert Millionen Regeln hinzu.
„Hey, ich bin hier die Prinzessin!“, maulte ich. Das musste doch irgendwas zu bedeuten haben, oder nicht? Zumindest ging ich davon aus, dass ich meine Meinung kundtun durfte.
„Der Prinz wird für Euch sprechen.“
„Das ist ja wie im Mittelalter!“, rief ich empört.
„Wir müssen sehr vorsichtig sein. Wir müssen die Ältesten in der Sicherheit wiegen, dass Ihr auf ihrer Seite seid. Ansonsten könnte das in furchtbaren Auseinandersetzungen enden“, sagte Heinrich mit ernstem Gesicht.
Elias schien aus seiner Starre am Fenster aufgewacht zu sein und kam auf mich zu. Liebevoll legte er eine Hand auf meine Wange und ich schmiegte mich in sie hinein.
„Mit denen ist nicht zu spaßen“, sagte mein Engel mit samtwe icher Stimme.
„Wir müssen sie dazu bringen, Euch als neue Führer unserer Art zu akzeptieren. Sie wissen zwar, dass ihre Ära vorbei ist, trotzdem sollte das Ganze fließend geschehen und sie sollen das Gefühl haben, dass alles in ihrem Sinne fortgeführt wird.“
„Richtig“, sagte Elias. „Wir werden sie noch als Ratgeber brauchen.“
„Wieso glaubt eigentlich jeder, dass ich denen irgendeinen Mist erzählen würde?“ , fragte ich ungehalten.
Elias lachte, als ob ich einen guten Witz gemacht hätte.
„Das glaubt niemand, mein Kätzchen.“ Er sah mir tief in die Augen. „Es wäre mir trotzdem lieber, wenn du nur bei Aufforderung sprichst und ansonsten mir den Umgang mit den Ältesten überlässt.“
„Hmh“, brummte ich zustimmend. Ich wusste eh nicht , was ich denen erzählen sollte.
Unter Elias ’ wachsamen Augen ließ ich mich auf das Bett fallen und betrachtete den Saum meiner geborgten Hose, denn meine alte hatte ich ja vollgekotzt. Kurz bevor Heinrich vorbeikam, hatte ich ausgiebig geduscht und Elias hatte nach Klamotten für uns gesucht. Ich dachte über die letzten Tage nach, was alles passiert war, und was noch passieren würde.
Heinrich re chnete mit der Ankunft der Ältesten gegen Abend und das ganze Haus war in absolutem Aufruhr. Überall rannten geschäftig Vampire rum, die Gegenstände von einem Ort zum anderen trugen oder Staub
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