In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Hand über das Gesicht.
„Nein, Schmerz en kennen wir nicht, jedenfalls nicht so wie ihr.“
„Verstehe, aber wie ernährt sich ein Vampirbaby? Sie können ja noch nicht selber jagen.“
„Die Mutter und der Vater jagen für sie mit. Es ist dann ein bisschen wie bei den Vögeln, allerdings würgen wir ihnen das Blut nicht in den Hals. Wir geben es an sie weiter, indem wir uns beißen lassen.“
Ich nickte verstehend und betrachtete weiter das Bild.
„Wer ist wer?“
„Das gähnende Baby ist Elias.“
„Er war schon immer ein Penner“, warf Anastasija lachend ein.
„Ana schaut irgendwie besorgt aus“, sagte ich.
„Das Band zwischen den beiden war schon bei der Geburt sehr stark“, entgegnete Frau Groza und ihr Gesicht wirkte plötzlich vollkommen abwesend. Ich wollte gerade vom Thema ablenken, als sie ihren Faden wieder aufnahm. „Es ist schon selten, dass Vampire überhaupt Kinder bekommen, und wir wurden gleich mit zweien beschenkt.“ Sie streichelte über ihren Bauch, als ob sich dort noch ein Kind befinden würde.
Ich musste schlucken.
„Elias wollte lange Zeit nicht trinken … Ana brachte ihn dazu, sich zu nähren. Er wäre uns fast gestorben.“
Elias betrat das Zimmer und wirkte einem Moment lang irritiert, dann setzte er sich zu seiner Schwester. I m Augenwinkel konnte ich sehen, wie Anastasija Elias in die Seite pitschte und er mit einem Fauchen antwortete.
„ Jedes Mal, wenn Elias zu früh beim Trinken abließ, konnte man ein Knurren von Anastasija hören und wie auf Kommando trank er weiter. Es ging sogar so weit, dass wir Elias nicht von ihr wegtragen durften. Sie war völlig außer sich, wenn sie ihn nicht sehen konnte.“ Sie lächelte beim letzten Satz.
„Die beiden passen gut aufeinander auf“, stellte ich fest.
„So! “, sagte Elias und klopfte sich auf die Oberschenkel. „Genug der peinlichen Babygeschichten! Morgen haben wir Zeit für mehr und ich kann mir noch schnell einen Strick besorgen.“
„Hey“ , protestierte ich und sah dann zu Frau Groza. „Ich würde mich riesig freuen, wenn Sie mir morgen noch mehr über die Kindheit der beiden erzählen.“
„Gerne“ , erwiderte sie und streichelte sich wieder hilflos über den Bauch.
Ich verabschiedete mich und stieg mit Elias ins Auto. Anastasija wirkte ein bisschen frustriert, weil sie nicht mitkommen konnte. Ich wollte es ihr aber nicht anbieten, auch wenn ich mir dabei schlecht vorkam. Ich dachte, dass meine Familie mit einem Vampir schon überfordert genug sein würde, und ich wollte Elias endlich für mich allein haben.
Wir verbrachten die Fahrt fast schweigend und ich dachte darüber nach, was Elias’ Mutter gesagt hatte.
„Was ist los mit dir?“, wollte Elias an der Haustür wissen.
„Ich hab mir darüber Sorgen gemacht, dass du als Baby fast g estorben wärst, wenn deine Schwester dich nicht gerettet hätte.“
Sein Gesicht hellte sich auf und er zog seine Mundwinkel hoch.
„Na ja , zu IRGENDWAS muss sie ja gut sein“, scherzte er und ich gab ihm für diese Aussage einen Klaps auf die Schulter. „Ach, und du wolltest doch was über Vampirbabys wissen. Das habe ich am ersten Tag in deinem Kopf gehört.“
„Das nächste Mal tue ich dir echt weh! “Ich fühlte mich ertappt.
Elias sah mich forschend an, dann hielt er sich den Arm und schmiss sich wie ein Schauspieler auf den Bod en, immer wieder „aua, aua, aua“ jammernd. Ein bisschen erinnerte es auch an einen Krabbelkäfer, der auf den Rücken geplumpst war und mit den Füßchen in der Luft ruderte. Ich schloss die Tür auf und stieg über ihn hinweg in den Flur.
„Komm, du Affe!“ , rief ich ihm lachend zu und er rappelte sich auf und trottete mir brav in die Küche nach. Meine Mutter saß wie erwartet zusammen mit meinem Vater am Küchentisch. Gemeinsam lasen sie die Zeitung.
Wir begrüßten sie kurz . Ich nahm mir was von dem Essen im Backofen, dann verzogen Elias und ich uns ins Wohnzimmer, um die DVD zu schauen, die er heute gekauft hatte. Erst als ich mich auf die Couch setzte, genüsslich an meinem Stück Gemüselasagne kaute und mich über das vergessene Popcorn ärgerte, wurde mir bewusst, dass ich noch gar nicht wusste, auf was für einen Film ich mich eingelassen hatte. Elias machte sich am DVD-Player zu schaffen und ich versuchte einen Blick auf die Hülle am Boden zu erhaschen. Alles, was ich erkennen konnte, war ein dunkles Cover . Okay, die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir gleich mit einem Vampir einen
Weitere Kostenlose Bücher