In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
daheim “, erwiderte Anastasija von vorne.
„Wow , Hahnwald, tolle Gegend!“, sagte ich und streckte meine Glieder nach dem Aussteigen. Wieder verfolgte Elias diese Prozedur ganz genau und ich schenkte ihm einen fragenden Blick.
Er lächelte und zeigte mir dabei seine Zähne, die nicht ganz ei ngefahren waren, das konnte ich genau sehen. Ein Augenzwinkern später stand er neben mir und angelte nach meiner Hand.
„Hey Turteltäubchen“ , keifte Anastasija, während sie den Kopf im Kofferraum hatte. „Soll ich den ganzen Krempel allein tragen?“
„Oh verzeih!“, sagte Elias und war genauso schnell wieder weg, wie er neben mir gestanden hatte. Jeder von uns lud sich zwei Tüten auf, wobei ich die leichtesten hatte.
Herr Groza öffnete uns die Tür . Er musste lachen, auch wenn sein Gesicht von der Trauer ganz eingefallen war.
„Vampire als Lebensmittel-M ulis, dass ich das erleben darf!“, prustete er. Wir lachten ebenfalls, aber ich kam mir irgendwie blöd vor.
Ich betrat die riesige Diele, die noch keinerlei Möbel besaß a ußer einem Ständer für Jacken, an dem aber keine einzige hing. Nur ein einsamer Handschuh hatte sich dahin verirrt. Bevor ich mir Gedanken über den Verbleib des dazu passenden Gegenstücks machen konnte, schoss eine Vampirin auf mich zu. Sie war das mit Abstand Schönste, was ich je gesehen hatte. Blond wie alle Grozas und mit dem gradlinigsten und symmetrischsten Gesicht, dass es wohl auf dieser Welt gab. Topmodels würden blass vor Neid werden. Genau wie ihr Mann wirkte sie vom Alter her wie Ende zwanzig und ganz und gar nicht, als hätte sie schon zwei so große Kinder.
„Oh Miriam, ich fre u mich so, dich kennenzulernen“, sagte sie freundlich und musterte mich von Kopf bis Fuß. „Ich bin Emilia Groza. Elias’ und Anas Mutter.“
Ich konnte nur lächeln, denn sie hatte mir total die Sprache verschlagen. Sie fuhr mir durch die Haare, streichelte jeden Zentimeter meines Gesichts und strahlte sogar für einen kurzen Moment wie der Sonnenschein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Wesen so lange in Dunkelheit gelebt hatte. Elias griff von hinten an meine Hände und nahm mir die Tüten ab. Ich drehte mich um, um ihn zu danken, aber dann fiel mir der Blick seiner Mutter auf, die ihn plötzlich besorgt ansah. Mein Vampir vermied es, sie anzusehen, und verschwand.
„Oh entschuldige, Miriam. Komm doch rein und setz dich“, sagte Frau Groza und deutete mit ihrer Hand auf das Zimmer neben sich.
Anastasija führte mich durch den langen Flur und das riesige Wohnzimmer zur Couch. Hier hatten sie sich schon eingerichtet und das total gemütlich. Eine dunkelbraune Polstergarnitur, bestehend aus Sessel, Zwei- und Dreisitzern, umrundete einen dunkeln Wohnzimmertisch. Alle Möbel waren dunkel gehalten und boten einen wunderbaren Kontrast zu der hellgrünen Wand und den vielen weißen Blumen. Das Prachtstück dieses Raumes war aber der offene Kamin! Anastasija zog mich zum Dreisitzer und nahm neben mir Platz. Das Sofa war unheimlich weich, von der Art, wo man richtig versinkt, wenn man sich reinsetzt. Frau Groza setzte sich behutsam in den Sessel und lächelte mich etwas unbeholfen an. Elias und sein Vater waren anscheinend in der Küche zugange.
„Die Ro llenverteilung hier gefällt mir“, platzte es aus mir heraus und ich bereute sofort, was ich von mir gegeben hatte. Anastasija und ihre Mutter lachten.
„Ich hab dir ja gesagt , sie ist lustig“, sagte Anastasija triumphierend und ihre Mutter nickte.
Ich betrachtete die vielen Bilder, die an den Wänden hingen. Es waren Gemälde und Familienfotos, wobei die Personen auf den Gemälden sicherlich ebenfalls zur zweiten Kategorie gehörten. Meine Augen musterten jedes einzelne und die beiden Vampirinnen folgten meinem Blick. Plötzlich blieb ich an einem Foto hängen, das zwei kleine blonde Babys zeigte. Mir war sofort klar, dass es sich dabei nur um Elias und seine Schwester handeln konnte. Wie hypnotisiert stand ich auf und schwebte förmlich zu dem Foto. Eines der Babys gähnte und man sah bereits deutlich die Fänge . Irgendwie unheimlich. Das andere Baby sah besorgt das gähnende Baby an.
„Waren sie nicht zuckersüß? “, sinnierte Frau Groza, die plötzlich neben mir stand.
„Sie haben ja bereits Fänge“ , staunte ich.
„ Ja, die bekommen sie recht früh.“ Frau Groza legte einen Arm um mich.
„Aber tut das nicht weh?“
Sie lachte über meinen Gesichtsausdruck und streichelte mir mit ihrer freien
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