In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Horrorfilm ansehen würde, war verdammt hoch. Ich würgte den Bissen Lasagne in meinem Mund hinunter.
„Was schauen wir uns eigentlich an?“, fragte ich vorsichtig. „Doch hoffentlich keinen Horrorfilm?“
„Für dich nicht“ , sagte er lächelnd.
„Wie darf ich das verstehen?“
„Es ist eine Neuverfilmung von Van Helsing , der Michael Myers für Vampire.“
„Na ja und ich grusele mich dann vor den Vampiren “, sagte ich gedankenverloren. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, als Elias mich verspielt anfunkelte und seine Fänge fletschte. Erst als er mit einem Satz und einem Knurren auf mich zusprang und über mich gebeugt landete, wurde mir bewusst, was ich da eben gesagt hatte.
Ich ließ einen Schrei los, bevor wir beide in Gelächter ausbr achen. Mein Vater stand Sekunden später im Wohnzimmer und schenkte uns einen bösen Blick, bevor er wieder leicht beunruhigt verschwand.
„Entschuldige , wenn ich dich erschreckt habe, aber du hast meinen Jagdtrieb geweckt“, sagte mein Vampir, dessen Augen immer noch verspielt funkelten.
„Wie gesagt, ich kann gerne eine Runde schreiend durchs Haus laufen und du jagst mich, wenn es dir hilft.“
Er lachte ein Fangzahnlachen und streichelte mir über den Kopf.
„Ich glaub, dein Vater fände das nicht so toll“, flüsterte er grinsend und verschwand wieder zum DVD-Player.
„Gab es echt so lche Vampirjäger?“
„Es gibt sie immer noch, allerdings werden wir jetzt durch eure Gesetze geschützt. Das hat ihre Zahl ein wenig verringert.“
„Hast du schon mal einen getroffen? “, fragte ich, während der Film anfing und er neben mir Platz nahm.
„Ja.“ Sein Blick war plötzlich ganz leer.
„Was ist passiert?“
„Sie sind entweder entkommen oder ich hab …“
„Du hast was?“
„… sie getötet“, flüsterte er und seine Stimme brach. Rubinaugen fixierten mich fragend und traurig.
„Gut so“ , sagte ich, stopfte mir ein weiteres Stück Lasagne in den Mund und starrte zum Fernseher.
„Du bist erstaunlich, weißt du das? “, hauchte er und lehnte sich zurück. Ich schenkte ihm eine Mischung aus Schmatzen und Lachen als Antwort.
„Wuuääähh “, ekelte er sich.
„Hmmm , lecker Lasagne!“, sagte ich halb singend und fuchtelte ihm mit einer Gabel voll Nudeln vorm Gesicht herum. „Wie schmecken Nahrungsmittel eigentlich für euch?“
„Hast du schon mal davon gehört, dass Blinde wahnsinnig gut hören können? Oder das Taube Geräusche fühlen können?“
Ich nickte und kaute weiter an meinem Abendessen.
„So ungefähr ist es bei uns auch. Sehen, Hören, Riechen, Tasten und unser Gleichgewichtssinn sind sehr ausgeprägt. Dafür ist unser Geschmacksinn total schlecht, was aber nicht weiter schlimm ist, da wir nicht wirklich auf ihn angewiesen sind. Ihr habt fünf Grundgeschmacksarten auf eurer Zunge: süß, sauer, salzig, bitter und fettig. Vampire können nur süß, salzig und bitter unterscheiden. Fett, den wichtigsten Geschmacksträger, schmecken wir genauso wenig wie Saures. Ohne Fett soll euer Essen ziemlich fad schmecken.“
„ Wenn ich dir also Schokolade geben würde, dann würde sie auch für dich süß schmecken?“
Er lachte und erinnerte sich wohl an die Schokosauce.
„Ja, aber ohne Fett als Geschmacksträger schmeckt sie für mich bei Weit em nicht so gut wie für dich.“
„Du isst quasi Diätschokolade“ , sagte ich lachend.
„Zumi ndest schmeckt sie für mich so.“
„Also esst ihr nic ht, weil es euch nicht schmeckt“, stellte ich fest.
„Nicht ganz“, sagte er und seufzte . „Mal ganz abgesehen davon, dass wir keine Nährstoffe aus dem Essen brauchen, haben wir auch nichts in uns, was eurem Darm gleichkäme. Alles, was in unserem Magen landet – außer Blut und in geringen Mengen auch Wasser –. kann nur da wieder raus, wo es auch reinkam.“
„Vampirbulimie“ , staunte ich und Elias lachte.
„Ja , man könnte sagen, alle Vampire leiden an Bulimie.“
„Also esst ihr nichts, weil es euch nicht schmeckt und es sich nich t lohnen würde, dafür zu kotzen.“
„Genau“ , sagte mein Vampir und grinste mich an.
„Kapi ert!“ Ich stellte meinen mittlerweile leeren Teller auf den Wohnzimmertisch und kuschelte mich an Elias, welcher das sehr zu begrüßen schien. Er schmuste sich regelrecht an mich wie ein Kater, es fehlte nur noch das Schnurren. Dieser Duft! Ich schloss meine Augen und verfiel ins Träumen.
Elias kommentierte den Film an allen Stellen, wo Vampire zu sehen waren,
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