In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Groza musste eine sehr vorsichtige und intelligente Vampirin sein.
„Eure Mutter muss wahnsinnig viele Geschichten zu erzählen haben“, sagte unser Lehrer staunend. „Ich würde alles dafür geben , einmal in Ruhe mit ihr sprechen zu dürfen.“
„Da können wir bestimmt was machen. Unsere Eltern sind sehr darauf bedacht, dazu beizutragen, dass unsere Arten sich näherkommen“, sagte Anastasija und lächelte dabei mich an.
„Das wäre einfach wundervoll. Traumhaft! “, freute sich Herr Freitag, als plötzlich der Feueralarm anging.
Frau Piepenbrock hatte uns letzte Woche gesagt, dass es einen Probealarm geben würde. Das war er dann wohl. Woran ich nicht gedacht hatte , war, dass die Vampire so etwas nicht kannten. Aufgescheucht und in hoher Alarmbereitschaft standen sie Rücken an Rücken knurrend und fauchend vor mir. Ihre Fänge waren ausgefahren.
Ich ha tte keine Ahnung, wie sich der pfeifende Alarmton in ihren hochempfindlichen Ohren anhören musste, aber es war sicher nicht angenehm. Sie starrten mich an.
„Das ist der Feueralarm“ , sagte ich beiläufig. Bevor ich überlegen konnte, ob ich entgegen der Anweisungen von Herrn Freitag meine Klamotten mitnehmen sollte, wurden ich und meine Tasche auch schon gepackt.
„ Nimm Eva!“, zischte Elias seiner Schwester zu. Er rannte mit mir in Vampirgeschwindigkeit zur Tür hinaus und durch den Flur. Ich kniff meine Augen zusammen, um nicht zu sehen, wie die Welt an mir vorbeischoss.
Dann bremsten wir plötzlich und ich öffnete sie wieder. Elias kletterte mit mir über das Geländer des Treppenhauses und bevor ich schreien konnte, befanden wir uns im freien Flug drei Stoc kwerke nach unten. Mit einem Ruck setzten wir am Boden auf und erst jetzt fiel mir ein, dass ich wieder meine Augen schließen könnte. In rasender Geschwindigkeit ging es weiter, bis ich plötzlich frische Luft an meiner Haut fühlte und Elias langsamer wurde. Mein ganzer Körper zitterte und der längst überfällige Schrei konnte sich nun aus meinen Lungen lösen. Ich schrie wie eine hysterische Kuh und trommelte mit aller Wucht gegen Elias, welcher mich langsam absetzte. Er umfasste meinen Kopf mit seinen kühlen Händen.
„Geht es dir gut?“ , zischte er durch die Fangzähne. Neben uns setzte Anastasija die vor Freude johlende Eva ab. Ihr schien die Vampirachterbahn gefallen zu haben.
„Das war ein Probealarm , du Idiot!“, schrie ich und ließ mich erschöpft gegen ihn sinken. Er umfasste meine Taille, um mich zu halten, und lachte.
„Wow, können wir das noch mal machen?“, quietschte Eva.
Ich sah sie böse an und sie lachte mich aus. Anastasija stand ganz ruhig da und musterte meine lachende Freundin eingehend. Ich löste mich aus Elias’ Armen und umarmte die Vampirin.
Ich bin mir ganz sicher , dass sie nur auf Männer steht , sendete ich ihr in den Kopf.
Eine Schande , antwortete sie mir und seufzte. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und sah ihr in die Augen. Vielleicht sollte ich Eva doch von Anastasijas Gefühlen erzählen?
Nein, das mache ich s chon selber. Später!
MIST, MIST, MIST ! Sie war noch in meinem Kopf gewesen!
Anastasija drückte mich einmal fest und ließ mich dann wieder los. Mittlerweile trafen auch die anderen aus unserer Klasse ein. Ich lehnte mich gegen Elias und streichelte seinen Oberkörper. Marianna strafte mich mit bösen Blicken und stöckelte an uns vorbei. Ich sah hoch zu Elias, welcher die Augen geschlossen hatte und anscheinend meine Nähe in vollen Zügen genoss. Ich küsste ausgiebig seine Halsbeuge und er streichelte meinen Rücken als Antwort. Wie gerne hätte ich ihn gebissen …
„Muss Liebe schön sein …“, seufzte Anastasija neben uns.
„Jemand, der so hübsch ist wie du , hat doch bestimmt keine Probleme, einen Freund zu finden“, sagte Eva.
„Wenn dieser Jemand ein Vampir ist und dazu noch les bisch, gibt’s da schon Probleme.“ Anastasija zwinkerte mir zu und ich kuschelte mich fester in Elias’ Arm.
Auf dem Weg zum Vampirorden fuhr Elias auf die A4 Richtung Olpe auf. Während wir dahinfuhren, dachte ich über die Prophezeiung nach, die Heinrich von Rosenheim erwähnt hatte. Mein Blick wanderte zu Anastasija neben mir, welche in Gedanken versunken zum Fenster hinausstarrte. Ihre Stirn lehnte gegen das Fenster.
„So , ihr zwei erzählt mir jetzt ganz genau, was in der Prophezeiung über Elias steht und woher ihr von mir wisst“, sagte ich.
Anastasija hob ihren Kopf, erwachte aus ihrem Tagtraum und
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