In Schönheit sterben
stattdessen.
»Seine Stimme. Er sprach total vornehm, aber ansonsten schien er auf dem letzten Loch zu pfeifen – wenn du weißt, was ich meine.«
Kapitel 41
Am folgenden Morgen kaufte Smudger, der Chefkoch, gerade Biogemüse, als Honey in die Küche spaziert kam. Sie hatte vorgehabt, mit ihm die Speisepläne für den kommenden Monat durchzusprechen, aber im Augenblick hatte er zu tun, also wartete sie. Chefköche waren ja berühmt, vielmehr berüchtigt dafür, dass sie ihre ganz eigenen Prioritäten hatten. Und der Mann, der frisches Gemüse lieferte, stand eindeutig ganz weit oben auf der Liste.
»Die besten, die es gibt«, sagte Smudger gerade zu dem Lieferanten.
Honey stutzte. Den Mann hatte sie doch schon mal irgendwo gesehen?
Er erkannte sie auch. »Hallo«, sagte er und nahm zum Gruß seine altmodische Kappe vom Kopf.
»Sie arbeiten draußen auf dem Anwesen von Lord Macrottie.«
»Ganz genau, Madam. Habe ich mein Leben lang getan, auch schon zu der Zeit, als das alles noch was hergemacht hat – wenn Sie wissen, was ich damit sagen will. Natürlich hatte die Familie damals noch Geld – und konnte es sich leisten, zwei Güter zu betreiben.«
»Zwei?« Honey war hellhörig geworden und schenkte ihm beinahe automatisch frisch gebrühten Kaffee ein.
Smudger schaute verwundert, zog einen Stuhl heran, ließ sich rittlings darauf nieder, stützte die Hände und das Kinn auf die Rückenlehne.
Der wartet, dass was Interessantes geschieht, dachte Honey. Na, denn man los.
»Die hatten also zwei große Häuser?«
Der alte Mann nickte und nahm dankbar einen Teller Kekse mit Schokoladenüberzug entgegen, die er sogleich in seinen Kaffee tunkte.
»Das Anwesen in Lambton, wo jetzt diese Schönheitsfarm ist, das hat Ihrer Ladyschaft gehört. Seine Lordschaft war sehr erbost, dass sie es verkauft hat. Er kann es einfach nicht leiden, wenn altes Parkgelände bebaut wird und man ehrwürdige Wohnhäuser zu Geschäftsräumen umwandelt. Hat ihm wirklich gestunken! Aber das alte Mädchen …« Er zuckte die Achseln. »Lady Carlotta hat gemacht, was sie wollte, und da das Ganze ohnehin rechtmäßig ihr gehört hat – das war über Jahrhunderte in ihrer Familie gewesen …«
Schon wieder verschwand ein Keks halb im Kaffee, die Schokolade wurde heruntergelutscht, und der weiche Keks nach der Schokolade geschlabbert. Der Alte hatte auch seine Prioritäten.
Honey spürte ein seltsames Kribbeln im Magen. Sie hatte den ganzen Morgen über versucht, Steve zu erreichen. Sie hatte ihn gestern Abend nicht mehr ans Telefon bekommen, aber ein paar Nachrichten hinterlassen.
Jetzt goss der alte Gärtner Öl in die Flammen. Lord Macrottie, der letzte Spross am langen Stammbaum der Familie, in deren Besitz sich Macrottie Hall stets befunden hatte, war ihr gestern bei Scruffy in den Kopf gekommen und hatte sie seither beschäftigt. Und jetzt war er da, Dank des alten Gemüselieferanten, fest verankert.
»Wie hat Seine Lordschaft darauf reagiert, dass seine Frau ihr Anwesen als Bauland verkauft hat?«
Der alte Mann verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Es hat ihm gar nicht gefallen. Aber andererseits konnte man ja das Geld für Macrottie Hall ausgeben – nicht, dass das geschehen ist, bisher jedenfalls nicht.«
Honey überlegte, was wohl der Grund dafür war. Es gab einige Möglichkeiten, die alle zu weiteren Fragen führten. Doch da hatte der alte Gärtner schon seine Kaffeetasse geleert und schickte sich zum Gehen an.
»Na ja, jetzt muss ich weiter, kann nicht den ganzen Tag schwatzen.«
Honey rief noch einmal bei Doherty an. Wieder nur der Anrufbeantworter.
»Steve. Ich versuche schon eine ganze Weile, dich zu erreichen. Wenn du mich nicht in der nächsten halben Stunde anrufst, fahre ich allein nach Macrottie Hall. Ich glaube, dass der Penner, den Serena Sarabande gesehen hat, Seine Lordschaft war. Ich denke, er hat seine Frau umgebracht, weil sie sich von ihm scheiden lassen wollte. Er brauchte ihr Geld, um Macrottie Hall zu sanieren. Du hast ja gesehen, in was für einem Zustand das Gebäude war.«
Er würde wütend sein, wenn sie allein da hinausfuhr, aber sie war gerade so schön in Schwung.
»Vielleicht sollte ich mitkommen?«, fragte Lindsey ängstlich. »Aber jemand muss doch hier bleiben und nach dem Rechten schauen. Wie wäre es mit Mary Jane?«
Honey schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das eine sehr gute Idee ist.«
Wegen Mary Jane hatte Benicis Bentley einen Blechschaden erlitten. Honey
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