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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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fehlte.
    Scruffy streckte sich der Länge nach auf dem Sofa aus, den Kopf auf eine Faust gestützt. Der andere Mann, Poxy, ließ sich auf dem Boden nieder. Honey wurde ganz unruhig bei dem Gedanken, dass er wohl normalerweise den Stuhl benutzte, auf dem sie jetzt saß.
    Jetzt war nicht die Zeit, um zimperlich zu sein. Sie musste vorpreschen.
    »Es ist ein Mord geschehen, draußen in Lambton Lodge – da wo jetzt die Schönheitsfarm ist. Man hat einen abgerissen aussehenden Mann weglaufen sehen. Clint meint, dass ihr vielleicht wisst, welche Leute sich wo am liebsten aufhalten. Er glaubt, ihr könntet mir vielleicht sagen, wer das gewesen ist.«
    »Das war die Sache mit der Frau, die in ihrer Schlammpackung erstickt ist!«, rief Poxy. »Ich hab das ja nie kapiert, weißt du – wieso man sich mit Schlamm wäscht.«
    Scruffy lachte polternd. »Du hast es ja ohnehin nicht mit dem Waschen, egal womit, Poxy. Ich auch nicht. Ich meine, man wird doch sowieso wieder dreckig, oder nicht?«
    Außerhalb dieses Kellers würde diese Logik irgendwie seltsam erscheinen. Aber hier unten, wenn man die beiden betrachtete, war die Aussage beinahe philosophisch, denn sie passte zu ihnen und zu ihrer Welt.
    »Aber das war keiner von uns. Absolut nicht. Der hat vielleicht ausgesehen wie einer von uns, war’s aber nicht. Das garantiere ich dir.«
    Honey sagte sich, es wäre nur natürlich, dass sie sich verteidigten. Wir doch nicht, Chef. Wir waren das nicht.
    So kam sie nicht weiter. Sie zuckte die Achseln. »Schade, dass ihr ihn nicht gesehen habt. Dann hättet ihr mit Sicherheit gewusst, dass er nicht einer von euch war.«
    »Ich hab ihn doch gesehen«, sagte Scruffy. »Wir waren da draußen und haben Schrott gesucht – weißt du – hier und da ein bisschen Metall eingesammelt. Wenn irgendwogebaut wird, dann liegt da immer einiges rum, das man zum Schrottplatz tragen kann. Da kriegt man ein bisschen Geld dafür. Das ist ja auch unser Job, weißt du – hinter anderen Leuten aufräumen.«
    »Genau wie die Wombles.«
    »Ja«, meinte Scruffy. Wie Honey schien er sich an das Kinderprogramm aus den siebziger Jahren zu erinnern, in dem die Wombles, kleine Hamster, in Wimbeldon Common aufräumten.
    »Die ersten Umweltschützer«, sagte Poxy lachend.
    Honey konnte spüren, wie ihr das Grinsen auf dem Gesicht erstarrte. Es war alles so unwirklich. Da saß sie in einem Keller mit zwei Pennern, die hinter anderen Leuten aufräumten – auf ihre ureigene Art.
    »Ihr meint also, ihr hättet den abgerissenen Mann gesehen?«
    »Ganz bestimmt. Wir haben auch überlegt, ob wir zur Polizei gehen sollten, aber du weißt ja, wie das so ist. Die wollen dann wissen, was wir da zu suchen hatten. Und die würden das mit dem Altmetall nicht verstehen. Die würden sagen, wir hätten es geklaut.«
    Honey nahm an, dass das sehr wahrscheinlich war, und verfolgte diesen Punkt nicht weiter.
    »Okay«, sagte sie und nickte bedächtig. »Also, dieser Mann. Ihr seid euch sicher, dass der nicht zu euch gehörte.«
    Schuppen regneten auf Scruffys Mantelkragen, als er energisch den Kopf schüttelte. Honey versuchte, nicht einzuatmen.
    »Ganz bestimmt keiner von uns. Nein, Madam. Er war nur ein unordentlich angezogener Scheißkerl, der in unser Revier eingedrungen ist. Wir haben mit Mord nichts am Hut. Nur mit Schrott.«
    Honey fiel es immer schwerer, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Ihre Augen wanderten zum Eingang des schwarzen Tunnels, von wo sie ein merkwürdiges Scharren ausmachen konnte. Sie wollte fragen, ob die beiden daHaustiere hielten, konnte sich aber vorstellen, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde.
    Sie schluckte und war froh, dass sie als geehrter Gast – eine Freundin von Clint, das war doch was – zumindest den einzigen Stuhl angeboten bekommen hatte. Das alte Sofa sah ja bequem aus, aber sie vermutete, dass dort noch andere Lebewesen ein Zuhause gefunden hatten, die man kaum als Haustiere bezeichnen konnte – es sei denn, man betrieb einen Flohzirkus. Beim bloßen Gedanken daran juckte es sie schon überall.
    »Könnt ihr mir den Mann beschreiben?«
    »Schmuddelig«, meinte Scruffy – na ja, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. »Und groß. Mindestens eins achtzig, denke ich mal.«
    Sie wollte gerade den Mund aufmachen und sich erkundigen, was genau er unter »schmuddelig« verstand. Das fand sie ein bisschen verwirrend. Denn er und seine Kumpel waren ja auch irgendwie … schmuddelig.
    »Und was noch?«, fragte sie

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