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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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viel jedenfalls. Hast du alles geklärt?«
    Er sagte ihr, das meiste sei arrangiert, und Sheer wäre heute gekommen, um den Kauf der Klinik endgültig festzumachen.
    »Und das Biest – hast du es dem Biest schon erzählt?«
    Er zögerte.
    »Dieses Problem müssen wir wahrscheinlich anders lösen«, erklärte er ihr.
    Sie glaubte ihm. Er liebte sie. Sie war nicht eine von vielen. Sie war die Eine, die Besondere.

Kapitel 40
    Die Dämmerung war schon angebrochen, und der Himmel war im Westen noch ein wenig heller als über den alten Gassen und schmalen Straßen der Stadt.
    Ab und zu huschte eine Katze im Schatten über den Weg, und oben zwitscherte freundlich eine Gruppe von Staren, die sich auf einem brandneuen Steingeländer zusammenkuschelte, das zu einer Reihe neuer Geschäfte gehörte.
    Honey konzentrierte sich mit gesenktem Kopf auf den Zettel, auf den ihre Wegbeschreibung gekritzelt war.
    Die Stadtverwaltung hatte das Unternehmen, das hier die Einkaufspassage gebaut hatte, dazu gezwungen, die Büsche, Birken und Weiden unangetastet zu lassen, die zwischen den Neubauten und dem Fluss standen. Die Behörden wollten die strengen Konturen des Gebäudes durch das Grün ein wenig auflockern lassen. Da noch so viel dort wuchs, konnte man sich die Pflanzungskosten sparen. Da war jede Menge Grün, warum sollte man es abhacken?
    Die Zweige eines ziemlich in die Höhe geschossenen Sommerflieders wehten im leisen Abendwind, als Honey an die Stelle kam, die Clint ihr beschrieben hatte. Wie ein Schutzwall standen hier verschiedene Büsche.
    Du musst dir einen Weg durch die Büsche bahnen. Da werden möglicherweise ein paar Tiere davonlaufen. Mach dir keine Sorgen. Die beißen nicht.
    Ratten! Du meinst Ratten?
    Ich bahne mir einen Weg, überlegte sie, und dachte daran, was Clint ihr gesagt hatte. Ratten hatten Angst vor Menschen. Kein Grund zur Sorge.
    Sie war finster entschlossen, ihre Furcht zu überwinden, und versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen. Was würden wohl Leute denken, die sie hier beobachteten? Dass sie mal musste? Dass sie auf der Lauer lag?
    Mach schon!
    Ein kurzer Blick in die Runde bestätigte ihr, dass zwar Leute in der Nähe waren, dass aber niemand in ihre Richtung schaute. Warum sollten sie auch? War das, was sie hier machte, so ungewöhnlich?
    Ziemlich ungewöhnlich. Und heimlichtuerisch.
    »Klappe!«, murmelte sie. Ihre Gedanken gingen oft ihre eigenen Wege. Und daran war nur Mary Jane schuld. Da war sie sich ganz sicher.
    Jetzt musste sie sich jedoch auf ihre Aufgabe konzentrieren. Mit beiden Händen schob sie die Büsche auseinander. Die dunkelgrünen Blätter glänzten. Sie hatte für alle Fälle eine Taschenlampe mitgebracht, plus eine Flasche Bell’s Whisky und ein Baguette mit Pastrami, Senf und Tomaten, noch warm aus dem Ofen. Scruffy würde das alles dankbar entgegennehmen und ihr erzählen, was er wusste. Das war jedenfalls ihr Plan, so hatte sie es mit Clint besprochen. Der hatte nur die Achseln gezuckt. »Wenn du das machen willst. Aber sieh dich vor«, sagte er und erhob warnend einen Finger. »Geh nicht so vornehm angezogen da hin. Hast du ein Paar Gummistiefel und eine gewachste Barbour-Jacke?«
    »Lindsey hat so was.«
    Lindsey besaß ein Paar grüne Gummistiefel und eine gewachste Barbour-Jacke. Das waren noch Überbleibsel aus ihren Reitertagen. Inzwischen waren ihr da das Leben und das Erwachsenwerden dazwischen gekommen.
    »Na ja, die sind ein bisschen schmuddelig …«
    »Mach sie sauber. Du würdest ja auch keine schmuddeligen Sachen tragen, wenn du zu deiner Mutter gehst, oder?«
    Sie begriff nicht ganz, worauf er hinauswollte. Allerdings wäre es ihr natürlich niemals in den Kopf gekommen,Scruffy in einem Abendkleid und hochhackigen Schuhen zu besuchen.
    Andererseits hätte sie auch nie erwartet, dass Clint sie ermahnen würde, nur ja in sauberen Sachen zu einem Penner zu gehen. Für seinen Wohnort brauchte man doch wohl keine besondere Kleidung, oder? Das Motto war also: legere Kleidung. Die Taschenlampe, die sie mitgebracht hatte, konnte man mit einem Band oberhalb der Stirn befestigen. Das passte prima. Sie würde also sehen, wo sie hinging.
    Genau wie Clint ihr versprochen hatte, fand sie hinter den Büschen eine schmale Öffnung. Sie streifte mit den Schultern die Steine, die hier den Eingang bildeten. Einige Bröckchen bröselten ab und verdreckten die schöne warme Jacke.
    Die Treppe, die hinunterführte, war schmal und dunkel. Sie schaltete ihre Kopflampe an.

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