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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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wenn nicht für eine Hochzeit?«
    Die Saat des Misstrauens war gesät, keimte und spross zu einem schönen grünen Pflänzchen.
    »Sie hat mir gesagt, sie wollte ein paar Tage wegfahren, hat mir aber partout nicht verraten, wohin. Das hat sie noch nie getan.«
    »Und dir gefällt es nicht, dass du nicht Bescheid weißt.«
    »Eigentlich nicht.«
    Steve stellte seinen Kaffeebecher auf den Tisch. »Du musst aber doch zugeben, dass sie es verdient hat, ein paar Tage wegzufahren. Und dann kommt sie ganz frisch und schön und wie eine neue Frau zurück.«
    »Mir gefällt sie so, wie sie ist. Dir nicht?«
    Mit dieser Frage hatte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt.Er wollte den wahren Grund für Honeys Abwesenheit eigentlich nicht verraten. Sie waren übereingekommen, nichts zu sagen, bis sie tatsächlich weg war. So konnte sie Fragen leichter abblocken. Niemand sollte wissen, wo genau sie war, und sie sollte nicht lügen müssen. Das konnte sie nämlich wirklich nicht gut.
    Doherty lächelte von einem Ohr zum anderen. »Natürlich gefällt sie mir, aber da wir uns auf einen ganz besonderen Anlass …«
    »Einen besonderen Anlass?« Lindsey zog eine Augenbraue in die Höhe. Sie war ganz Ohr.
    »Am Freitag. Deswegen bin ich ja hier. Ich wollte dich was fragen …«
    Lindsey hielt die Luft an. »Das ist es also. Du willst mich was fragen, was ich vielleicht nicht beantworten kann, ehe meine Mutter wieder hier ist.«
    Er runzelte die Stirn. »Da bin ich mir nicht so sicher. Es hängt davon ab, ob du das Ding ohne sie finden kannst. Caspar war felsenfest davon überzeugt, dass deine Mutter Bescheid wüsste, dass er es bekommen sollte.«
    Jetzt verzog Lindsey fragend das Gesicht. »Wie bitte?«
    »Er hat irgendwas gefaselt von einer Tischdekoration für diese Weinverkostung, die er plant. Ich glaube, er hat es Epergne genannt.«
    »Oh!«
    Lindsey war verlegen. Da hatte sie befürchtet, ihr würde nun mitgeteilt, dass ihre Mutter wieder heiraten würde, und – Simsalabim! – es ging nur um einen viktorianischen Tafelaufsatz, den Casper haben wollte.
    Ihr Gesicht spiegelte wohl ihre Verwirrung deutlich wider. Doherty runzelte die Stirn. »Was hattest du denn erwartet?«
    Lindsey wusste, wie man Leute nervös macht. Ihre Mutter auch. Ihre Großmutter hatte das nicht nötig, denn ihrer Meinung nach hatte sie ohnehin immer recht.
    »Äh, ein reines Missverständnis.«
    »Ah, ja.«
    Lindsey verstand es, schwierigen Situationen geschickt zu entkommen, ehe sie überhaupt auftauchten. Die Sache mit der Heirat war also vom Tapet. Doch da erschien Oma.
    Gloria Cross, die Mutter ihrer Mutter, schwebte ins Zimmer, in ein traumhaftes austernfarbenes Kostüm mit schwarzen Accessoires, einschließlich kniehoher Stiefel, gekleidet. Und sie trug einen Nasenstecker.
    Lindsey stutzte. Der Nasenstecker war neu, ziemlich wagemutig und hip für eine Frau, die die Siebzig hinter sich gelassen hatte. Sie hörte, wie Doherty leise vor sich hin fluchte.
    Gloria ging zum Angriff über. »Ich habe mit Ihnen zu sprechen, Stephen!«
    Doherty machte bereits kleine Rückwärtsschritte in Richtung Tür. »Ach ja?«
    Lindsey fand ihre Stimme wieder. »Nein, das musst du nicht, Oma.« Sie schüttelte warnend den Kopf.
    Gloria Cross ignorierte das völlig und durchbohrte ihre Enkelin mit einem Blick aus ihren kühlen blauen Augen, die dekorativ mit passendem Make-up eingerahmt waren.
    »Natürlich muss ich das. Wenn es um die Zukunft meiner Tochter geht, dann geht es auch mich an. Und nenne mich nicht Oma. Das macht so alt.«
    Lindsey murmelte eine Entschuldigung. Es hatte überhaupt keinen Zweck, ihre Großmutter darauf hinzuweisen, dass sie zwar eine höchst glamouröse Erscheinung war, aber eben über siebzig. Sie »Oma« zu nennen, war keine Katastrophe.
    Doherty wandte verblüfft den Kopf zwischen den beiden Frauen hin und her wie ein Zuschauer im Centre Court von Wimbledon.
    »Würde mir mal jemand verraten, was hier vor sich geht?«
    Gloria Cross redete nicht lange um den Brei herum.Steve erstarrte, als sie ihren durchdringenden Blick auf ihn richtete. Ihre Augen hatten wirklich Power.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit einverstanden bin, dass Sie meine Tochter heiraten.«
    »Ach, sind Sie nicht?«
    »Bin ich nicht.«
    »Das werde ich berücksichtigen, wenn sich je die Gelegenheit ergibt, sie zu fragen.«
    Honeys Mutter schaute ratlos. »Sie meinen, Sie haben sie noch nicht gefragt? Warum ist sie dann um Himmels willen auf eine Schönheitsfarm

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