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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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gefahren?«
    Doherty grinste. »Sie hat endlich all die guten Ratschläge beherzigt, die Sie ihr im Laufe der Jahre gegeben haben.«
    Jetzt schaute Oma Cross aus Schlangenaugen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen glauben kann, junger Mann. Wollen Sie mich zum Narren halten?«
    Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das würde ich niemals wagen.«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Einen Erpergne will er holen. Caspar braucht den«, warf Lindsey rasch dazwischen.
    Gloria wandte sich an Doherty. »Warum also die große Heimlichtuerei um die Schönheitsfarm?«
    Doherty seufzte. »Honey brauchte eine Verschnaufpause. Mehr nicht.«
    »Wissen Sie, wohin sie gefahren ist?«
    »Sie hat mich zur Verschwiegenheit verpflichtet.«
    »Okay, dann sagen Sie es mir.«
    Doherty warf den Kopf zurück und stöhnte insgeheim. Gloria Cross war eine von den Personen, die nicht glaubte, dass Regeln für sie genauso galten wie für Normalsterbliche, ganz gewiss nicht Regeln, die ihre Familie betrafen.
    »Ich habe es Ihnen doch gerade gesagt. Es ist ein Geheimnis.«
    »Wie können Sie es wagen! Ich bin ihre Mutter!«
    »Als ob ich das nicht wüsste!«, murmelte er.
    »Was?«
    Doherty zuckte zusammen. Irgendwas an Gloria Cross brachte den Feigling in ihm zum Vorschein. Vielleicht war es ihre schrille Stimme. Oder der durchdringende Blick, der einen Elefantenbullen hätte entmannen können.
    »Tut mir leid«, sagte er und wühlte verzweifelt in seiner Jackentasche, während er immer längere Rückwärtsschritte machte. »Das ist mein Piepser. Ich muss weg.«
    Piepser? Das letzte Mal hatte er einen Piepser im Jahre 1998 benutzt …
    Aber unter den gegebenen Umständen war Lügen erlaubt. Gloria Cross jagte ihm Angst ein.
    »Steve!«
    Lindsey packte ihn am Arm. Mit Lindsey kam er klar. Ihre braunen Augen blickten zu ihm auf.
    »Mach dir keine Sorgen wegen des Epergne. Ich sehe zu, dass Caspar ihn bekommt.«
    »O ja.« Er hatte beinahe vergessen, warum er vorbeigeschaut hatte.
    Lindseys Augen verengten sich zu Schlitzen, und ihre Finger packten seinen Arm fester.
    »Ich glaube dir kein Wort, Steve Doherty. Du und meine Mutter, ihr führt doch was im Schilde.«
    »Es ist alles völlig rechtens«, sagte er so unschuldig, wie er nur konnte.
    »Und höchstwahrscheinlich hoch offiziell«, fügte Lindsey mit wissendem Grinsen halblaut hinzu. »Sie hat einen Fall für dich übernommen, oder?«
    Er lachte leichthin. »Wenn man sich vorstellt, dass du gedacht hast, wir würden heiraten!«
    »Ja«, antwortete sie, »wenn man sich das vorstellt.«

Kapitel 9
    In ihrer Jugend war Mrs. Evelyn van Rocher Schönheitskönigin gewesen. Ihre wunderbaren Wangenknochen waren noch immer deutlich sichtbar, wenn auch die Wangen selbst ein wenig in Richtung Erdmittelpunkt gedriftet waren. Ihr Haar war neonweiß und am Hinterkopf toupiert, um die Gesichtskonturen herum fransig geschnitten. Bisher hatte sie noch kein Doppelkinn, also mussten die Hängebacken weg. Deswegen war sie hier. Die Schönheitsfarm bot ihren Stammkundinnen oder von diesen empfohlenen Kundinnen einen besonderen Beratungsdienst für kosmetische Chirurgie.
    Dr. Dexter hatte die Dame einmal gründlich untersucht, mit seinen kühlen Fingern sanft die fraglichen Schwachstellen abgetastet, die sie unbedingt loswerden wollte.
    »Ich sehe keinen Grund, warum wir dieses überflüssige Fleisch nicht entfernen sollten. Haben Sie einen speziellen Zeitrahmen dafür, Mrs. van Rocher?«
    Seine Stimme war glatt wie Öl auf den Meereswogen.
    Evelyn van Rocher errötete wie ein junges Mädchen. »Ich werde wieder heiraten.«
    »Wie romantisch! Und wer ist der Glückliche? Jemand, den ich kenne?« Der Doktor kritzelte etwas an den Rand seiner Aufzeichnungen – ein Fragezeichen. Er machte eine Pause und wartete die Erklärung ab, die er hören wollte und nach der er entscheiden würde, wo diese alte Schachtel ihr Lifting bekommen würde. Er würde damit auf jeden Fall einen Haufen Geld verdienen.
    Sie errötete noch ein wenig mehr.
    »Ich glaube nicht. Er ist Ausländer und einiges jüngerals ich. Aber wir sind Seelenverwandte, Dr. Dexter. Wir wussten es gleich vom ersten Augenblick an, als ich ihn in dem Hotel, in dem ich wohnte, an den Tischen bedienen sah«, sprudelte sie hervor, und ihre Augen, die nun schon beinahe fünfzig waren, strahlten wie die einer jungen Frau von zwanzig.
    Dr. Dexter gratulierte ihr zu ihrem Glück. »Wie wunderbar. Nun, dann müssen Sie für den neuen Mann wirklich Ihr Bestes tun.

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