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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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ersticktes Stöhnen gefolgt.
    Honey fiel wieder ein, warum sie eigentlich hier war, und sie legte das Ohr an die Tür.
    Sie konnte nur gedämpfte Laute hören, aber sie brauchte keine genauere Erklärung. Diese Geräusche hatten weder mit Algenumschlägen, noch mit Aromatherapie oder Reflexzonenmassage zu tun – wenn auch vielleicht die eine oder andere Reflexzone im Spiel war.
    Am besten nicht reinplatzen, entschied sie. Nicht in diesem Aufzug.
    Alles wäre gut gegangen; sie wäre weitergelaufen, ohne dass jemand etwas bemerkt hätte, besonders nicht die beiden auf der anderen Seite der Tür.
    Leider blieb sie aber mit dem Zipfel ihres schwarzen Müllsacks an der Türklinke hängen. Wäre es einer von der billigeren Sorte gewesen, so wäre er einfach gerissen, Honey hätte sich aus dem Staub gemacht, und niemand hätte gemerkt, dass sie überhaupt da war. Aber das Beauty Spot war ja einen Top-Adresse; hier wurde an nichts gespart. Der Müllsack war höchst robust.
    Honeys erste Reaktion war, fest daran zu reißen. Der Müllsack hielt. Sie blieb hängen, zerrte noch einmal in die andere Richtung, hing immer noch am Türgriff.
    Da flog die Tür auf.
    Ein George-Clooney-Imitat mit grauem Haar und samtbraunen Augen blickte sie stirnrunzelnd an. Dahinter stand Serena Sarabande und schaute wütend. Eine untypische Röte belebte ihre Wangen.
    »Tut mir leid …«, platzte Honey heraus.
    Die beiden hätten wahrscheinlich auch etwas gesagt, wenn sie nicht fasziniert auf Honeys Aufzug gestarrt hätten.
    Jetzt war eine Erklärung angebracht.
    Honey rang sich ein klägliches Lächeln ab. »Sie glauben ja nicht, wie dieser Schlamm jucken kann. Das sind wahrscheinlich die Bimsbröckchen, die da noch drin sind«, sagte sie mit einem kleinen Lachen. »Ich musste einfach aus der Wanne raus. Oh, und übrigens könnten Sie in diesem Bad ein paar Handtücher mehr gebrauchen. Dieses hier …«
    Sie bemerkte, dass sich die Augen der beiden weiteten, verspürte plötzlich Zugluft und schaute auch an sich herab. Das Handtuch lag in einem unordentlichen Haufen um ihre Knöchel.
    »O Gott!«
    Honey errötete vom Scheitel bis zur Sohle und beugte sich rasch vor, um das kleine Stück Frottee aufzuheben. Dann war sie weg wie der Blitz, transportierte ihr Handtuch, ihre Schamröte und ihre halbnackte Erscheinung schleunigst auf ihr Zimmer.
    Hätte sie Schokolade gehabt, sie hätte sich damit getröstet. Sie überlegte kurz, ob hier vielleicht das Toilettenpapier aus Reispapier war. Reis konnte man doch essen – sogar wenn er weiterverarbeitet war?
    Stattdessen tröstete sie sich mit einem heißen Bad und mit der Tatsache, dass man es hier ja wohl gewöhnt war, jede Menge nackte Frauen zu sehen. Kein Problem.
     
    Nachdem Honey im Sprint über den Korridor und dann außer Sichtweite verschwunden war, schlossen Dr. Dexter und Serena die Tür hinter sich.
    Serena schaute Dexter nervös an. »Was meinst du, wie lange war sie schon da?«
    »Ich habe dir immer schon gesagt, du bist zu laut.«
    »Ach, Blödsinn, das ist doch völlig egal«, bellte Serena. »Ich meine, wir haben davor über die Klinik und das Geld geredet, das uns die neueste alte Kuh zahlt. Meinst du, das hat sie vielleicht gehört?«
    Seine Lider lagen schwer auf den Augen, die beinahe geschlossen wirkten, während er nachdachte, das Kinn mit einer Hand umfangen.
    »Wer weiß? Aber wir können hier kein Risiko eingehen. Wir sind doch mit dieser Sache schon beinahe durch. Du musst die Frau besser im Blick behalten. Wir haben ja ihre Adresse. Ich setze Mandrill auf sie an. Er soll ein paar Erkundigungen einziehen.«

Kapitel 12
    »Zimmer neunzehn, Sir. Hier ist Ihr Schlüssel.«
    Der Mann, den Lindsey gerade eincheckte, musterte interessiert den Schlüssel, den er in der Hand hielt.
    »Ein echter Schlüssel. Na, das ist mal was anderes.«
    Lindsey wusste, was er damit meinte. Moderne Hotels benutzten keine Schlüssel mehr. Der Tower von London, ja, der hatte alte Eisenschlüssel, die sich beim Einsperren von Verrätern und anderen Leuten, die den Monarchen der Vergangenheit nicht passten, bestens bewährt hatten. Richtige Schlüssel, das bedeutete: alte Gebäude.
    »Das Haus steht unter Denkmalschutz«, informierte Lindsey den neuen Gast. »Da gibt es gewisse Regeln, wie modern man werden darf.«
    Sie teilte ihm das in ihrer gewohnt höflichen Manier mit, obwohl irgendetwas an Mr. David Carpenter sie ein bisschen nervös machte. Vielleicht war es die Art, wie er sich alles ganz genau

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