In Schönheit sterben
könnte er wütend werden, sollte ihm ihre Antwort nicht gefallen.
Lindsey holte tief Luft. Ihr Herz tanzte weiter, wenn auch der Quickstepp nun etwas abgebremst war und ihm jetzt ein schneller Walzer folgte.
»Ich glaube, wir haben einen ganz besonderen Gast in Zimmer neunzehn.« Selbst in ihren Ohren klang diese Aussage beinahe ehrfürchtig.
»Ich nehme an, es ist nicht die Queen, die uns mit ihrer Anwesenheit beehrt?«
»Ich weiß, das hättest du gern, aber nein, sie ist’s nicht.«
»Schade. Es geht das Gerücht, dass sie wieder in der Milsom Street einkaufen war. Da könnte man doch erwarten, dass sie mal eben für eines von meinen Currys oder für ein selbstgebackenes Baguette mit Ziegenkäse und Preiselbeeren reinschaut.«
»Ja, das Gerücht habe ich auch schon gehört, und es ist wirklich schade, dass sie nicht vorbeikommt, aber ich fürchte, ich muss dich da enttäuschen. Vielleicht wartet sie noch den Winterschlussverkauf im Januar ab. Heutzutage müssen ja alle aufs Geld schauen.«
»Wirklich schade. Wer ist es denn dann?«
»Stell dir den Supergau vor.«
Immer noch mit dem Fleischklopfer salutierend, drehte Smudger die Augen zur Decke.
»Also, lass mich mal überlegen.« Sein Blick wanderte zu ihrem Gesicht zurück. »Gib mir einen Anhaltspunkt.«
Noch einmal tief Luft geholt, und Lindseys Puls war beinahe wieder normal.
»Okay, wenn ich dir sage, dass er oben den Abfluss in der Dusche untersucht, die Flüssigkeitsmenge in den Gläsern in der Bar prüft, am Abend das Tagesmenü bestellt und morgen früh alles zum Frühstück ordert, was auf der Karte steht, hilft dir das weiter?«
Mit lautem Knall landete Smudgers Fleischklopfer auf dem Küchentisch. »Scheiße! Der Hotelinspektor!«
David Carpenter oben in seinem Zimmer befand sich in seliger Unwissenheit darüber, dass der Chefkoch des Hotels ihm am liebsten den Fleischklopfer über den Kopf gezogen hätte. Er machte, was alle Hotelgäste machen: Er testete die Sprungfedern seines Betts, suchte den Wasserkessel und schaute sich die Aussicht aus dem Fenster an.
Die Aussicht gefiel ihm. Das Fenster ging nach vorn zur Straße hinaus. Der Bürgersteig war breit. Es war nicht viel Verkehr, gerade genug, um einen daran zu erinnern, dass man mitten in einer Stadt war.
Die grünen Hügel, die die Stadt Bath umgaben, waren mit mehrstöckigen Häusern übersät. Die meisten hatte man im 18. und 19. Jahrhundert gebaut. So waren ihre Bewohner nur eine Kutschfahrt von allem entfernt, was die Stadt Bath zu bieten hatte.
Sie hatte damals viel zu bieten. Und auch heute noch.
Ehe er ins Hotel kam, war er durch das Stadtzentrum geschlendert. Besonders interessierten ihn die Straßenkünstler. Manche gaben vor, reglose Statuen zu sein, und hielten so vollkommen still, dass sich die Tauben auf ihren Schultern niederließen.
Manche waren wirklich talentiert. Er hatte einer jungen Frau zugesehen, die unter einem Säulengang bei der Bath Abbey stand. Sie hatte eine Opernarie gesungen, und zwar sehr gut. Die Passanten waren seiner Meinung, und ungewöhnlich viele warfen Münzen in die offene Tasche, die vor der Sängerin auf dem Pflaster lag.
Er natürlich nicht. Er hielt nichts von Spenden undWohltätigkeit. Er glaubte nur an sich und an den Job, der zu erledigen war.
Die Straße war ähnlich breit wie die Bürgersteige. Das bot jede Menge Platz für geparkte Autos und Durchgangsverkehr auf zwei Fahrbahnen.
Er bemerkte eine Politesse, die vom Laura Place her gelaufen kam. Wie 95 Prozent der Bevölkerung hatte er für Politessen nichts übrig. Wenn es nach ihm ginge, würde er sie alle erschießen.
Er beobachtete die Frau, wie sie langsam an seinem Auto vorüberging, einen fest beschuhten Fuß bedächtig vor den anderen setzte. Das war nicht elegant, weder die Schuhe noch die Politesse. Sie war ein wenig breit in den Hüften und den Schultern, und sie watschelte. Verdammt. Dicke Leute konnte er einfach nicht leiden. Die fraßen, weil sie das Leben satt hatten. Zum Teufel mit all dem politisch korrekten Schwachsinn. Das war eben seine Meinung, und dabei blieb er.
Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf, und seine Augen verengten sich zu boshaften Schlitzen. Er ging zum Bett, zog den Reißverschluss seiner marineblauen Reisetasche auf und nahm einen in ein Handtuch eingewickelten Gegenstand heraus.
Dann ging er zum Fenster zurück und legte das Bündel aufs Fensterbrett. Sorgfältig schlug er das Handtuch auseinander und brachte den davon
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