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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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vulkanischer Schlamm aus Hawaii, ganz etwas anderes als der gute, alte britische Matsch. Das Zeug kam ja wie Lava aus den Vulkanen und kühlte dann zu Schlamm und Bimsstein ab, mit dem man sich so gut die raue Haut von den Füßen hobeln konnte.
    Der Vulkan, der Bath am nächsten lag, befand sich entweder in Island oder in Italien, also war es ziemlich sicher, dass sie nie vorher das Vergnügen gehabt hatte, in solchem Matsch zu spielen oder sich gar zu suhlen. Hawaiianischer Vulkanschlamm musste einfach was ganz anderes sein als das Zeug, das der Avon an seine Ufer und in den Bristol Channel spülte.
    Nun juckte es an ihrer linken Pobacke. Die Stelle war schwer zu erreichen.
    Honey fluchte leise vor sich hin, rutschte noch ein bisschen in den Trog, aber es hatte keinen Zweck. Das Jucken war noch da. So ging das nicht. Sie musste einfach raus hier.
    Sie rief: »Hallo! Ist hier jemand?«
    Der Versuch, sich an den juckenden Stellen zu kratzen, während sie im Schlamm lag, war nicht sonderlich erfolgreich. Denn der Schlamm war noch immer da und reizte ihre Haut weiter, schwappte an ihrem Körper auf und ab. Die Finger kratzten, aber die Ursache war damit nicht beseitigt.
    Plötzlich kam Honey der Gedanke, dass im Schlamm auch widerliche Viecher leben konnten – Würmer oder kleine Krebse. Oder Flöhe.
    Sie geriet in Panik. »Hilfe, Schlammwürmer fressen mich auf. Die sind Fleischfresser. Ich schwöre, die sind Fleischfresser.«
    Trotz der unbewiesenen Behauptung, sie würde bei lebendigem Leibe von Würmern gefressen, kam niemand!
    Sie atmete tief ein und schlängelte sich unter den Deckel – dieses Prinzip mussten die aus einer mittelalterlichen Folterkammer übernommen haben –, quetschte sich in eine halbsitzende Position und drückte mit aller Kraft die Schultern gegen dessen Deckelkante. Nichts rührte sich. Sie hob ihre Fäuste und schlug von unten gegen den Deckel. Der lag doch recht lose, und die kleinen Klammern, die ihn hielten, sprangen auf. Eine Seite des Deckels hob sich. Das genügte Honey. Jetzt nichts wie raus hier!
    Sie stützte sich mit einer Hand auf den Rand der Wanne, zog die Knie an und quetschte sich unter dem Deckel hervor. Das war nicht gerade einfach. Die Öffnung war ziemlich eng, aber nach ein wenig Hin- und Herruckeln glitt Honey schließlich mit einem lauten Schmatzen aus der Wanne, ein bisschen wie der Korken aus der Flasche.
    Sie schaute an sich herunter. »Großer Gott! Ich sehe aus wie das Monster aus der Schwarzen Lagune!«
    Furchterregende Erinnerungen an einen Film, den sie einmal spät nachts gesehen hatte, stiegen in ihr auf. Die Babysitterin war schon eingeschlafen. Honey hatte damals die Lage voll im Griff gehabt. Ein neugieriges kleines Mädchen und ein schlammtriefendes Monster. Honey hatte es toll gefunden, aber das war lange her. Und jetzt sah sie selbst wie das Monster aus.
    Mit schlechtem Gewissen betrachtete sie die Schlammspritzer am Boden. Jeder Schritt hinterließ einen matschigen Fußabdruck. Sie musste unbedingt duschen. Aber wo waren die Duschen?
    Ein weiterer Gedanke war noch zu berücksichtigen, wenn sie sich jetzt auf die Suche nach dem Bad machte: Sie trug nichts als Schlamm am Körper. Schlamm vom Scheitel bis zur Sohle.
    Karen die Vollkommene war durch die hochglanzlackierte weiße Tür entschwebt, dann einen der weiß gestrichenen Korridore entlang. Honey erinnerte sich, dass sie dort an einem Bad vorbeigekommen waren, irgendwo auf halbem Weg zwischen dem Behandlungszimmer und dem Umkleideraum. Da musste es doch eine Dusche geben?
    Ihre Füße hinterließen einen dunkelbraunen Schlammabdruck nach dem anderen, während Honey sich vorsichtig vortastete, die Arme zur Seite gestreckt, um die Balance halten zu können, falls sie ausrutschte.
    Welche Wonne! Sie hatte ein Bad gefunden!
    Eine halbe Minute später stand sie unter einer Power-Dusche. Braunes Wasser wirbelte ihr um die Füße. Sie schautefasziniert zu, wie ihre weiße Haut wieder zum Vorschein kam. Erst tauchte ihr Oberkörper auf, dann Bauch und Hüften, dann Beine und Arme. Der Matsch um die Knöchel und Füße hielt sich am hartnäckigsten, hauptsächlich weil sich hier alles ansammelte, was nicht vom Wasser weggespült wurde. Es sah aus, als trüge sie Galoschen.
    Honey packte den Duschkopf und lenkte den Strahl auf ihre Füße. »Weg damit!«
    Die Schlammstiefelchen lösten sich auf. Endlich war auch die letzte Spur von Vulkanerde durch den Abfluss gegurgelt, weiter ins Meer und vielleicht sogar

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