In Schönheit sterben
mit einer Krankentrage folgten ihr auf den Fersen.
Lindsey wirkte besorgt, aber nicht verzweifelt. Ein Profi, sie ist eben ein Profi, überlegte Honey.
»Sag mir, was passiert ist.«
»Du bist zurück!«
»Was ist passiert?«, fragte Honey wieder und packte ihre Tochter bei den Oberarmen, atemlos vor Sorge, zu sehr vom schlechten Gewissen geplagt, um zu bemerken, dass auf der Trage eine massige Gestalt lag, die mindestens doppelt so schwer war wie Gloria Cross.
Sanft befreite sich Lindsey aus dem Klammergriff ihrer Mutter. »Ich bin mir da nicht sicher. Deswegen wollen sie eine Autopsie machen. Zuerst dachten wir, er wäre sozusagen in seinem Porridge ertrunken, aber die Sanitäter meinten, er hätte wohl zuerst einen Herzanfall gehabt und wäre erst dann ins Porridge gesackt.«
Honey spürte, wie all die Spannung und die Schuldgefühle wie ein Tonnengewicht von ihr abfielen.
»Ein Mann? Ein Mann ist gestorben?«
»Ja.« Ein wissendes Lächeln stahl sich auf Lindseys Gesicht. »Du hast gedacht, es ist Oma, oder?«
»Na ja …« Meine Güte, war das peinlich. War das unangenehm. »Wir müssen uns langsam mit dem Gedanken anfreunden …«
Lindseys Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Ist schon in Ordnung. Ich sag ihr nichts.«
Honey litt noch unter den Nachwehen des Schocks.
»Puh! Das ist aber eine Erleichterung!«, sagte sie und klatschte sich mit der flachen Hand auf die Brust, um wieder normal atmen zu können.
Jemand hielt den Sanitätern die Doppeltüren auf, damit sie leichter aus dem Haus kamen.
»Nicht für den da, Mutter.«
Das förmliche Wort »Mutter« entging Honeys Aufmerksamkeit nicht. Sie zügelte ihre plötzliche Hochstimmung.
»Der arme Mann. Aber trotzdem. So was passiert schon mal.«
»Oma wäre stocksauer.«
Honey räusperte sich und schaute zu, wie sich die Türen des Krankenwagens hinter der Leiche schlossen. »Das war’s dann wohl. Wer war das?«
»Der Hotelinspektor. Oder zumindest jemand, den wir dafür gehalten haben.«
»Was?«
Sofort lief es ihr wieder kalt über den Rücken. Dazu stieg eine lange Liste von Fragen in ihr auf. Ganz oben stand: Was, wenn er nicht an einem Herzanfall gestorben war? Wenn es stattdessen eine Lebensmittelvergiftung war? Wie würde sich das auf ihre drei Sterne auswirken?
Sie konnte sich nur mit Mühe beherrschen, um nicht den Kopf in den Nacken zu werfen und laut zu stöhnen.
»Muss ausgerechnet
der
hier sterben!«
»Sind Sie hier die Verantwortliche?«
Die beiden Insassen des Polizeiautos, das draußen geparkt war, hatten sich im Speisesaal mit Tee und gebutterten Scones die Zeit vertrieben. Die Butterspuren von den getoasteten Teebrötchen glänzten noch auf ihrem Kinn.
»Ja.«
»Könnten wir uns kurz unterhalten?«
»Sicher. Ich bin Mrs. Hannah Driver. Ich bin die Besitzerin.«
»Nur ein paar Einzelheiten, Mrs. Driver. Können Sie uns sagen, wann der Leichnam entdeckt wurde?«
»Nein. Ich war nicht hier.«
»Ich war da.« Lindsey bot ihre Dienste an.
Während Lindsey der Polizei die nötigen Informationen gab, rief Honey bei Doherty an. Sie ging mit ihrem Telefon ins Restaurant, wo sie sich ein gebuttertes Schokoladencroissant, zwei Scheiben gekochten Schinken und eine große Tasse schwarzen Kaffee schnappte.
Detective Inspector Steve Doherty antwortete beim dritten Läuten.
»Steve. Wir hatten einen Todesfall im Hotel.«
»Habe ich auch schon gehört.«
Seine Stimme klang entspannt, als würden ständig irgendwo Leichen in Hotels gefunden – wenn auch nicht unbedingt welche, die in einer Schüssel Porridge ertrunken waren.
»Gut, dass ich aus der Klinik abgehauen bin. Nicht dass ich es da sehr viel länger ausgehalten hätte. Die haben mir mein Telefon weggenommen. Ich habe es gerade erst zurückbekommen. Und meine Kleider.«
»Und deine Keksdose?«
»Ich hatte keine Keksdose mit. Nur ein paar Päckchen Kekse – und ein paar andere Sachen. Der Käse ist jetzt schon ein bisschen hinüber.«
»Böses Mädchen! Also, wie bist du vorangekommen?«
»Vom Schlammbad habe ich Juckreiz gekriegt.« Sie musste sich bei der bloßen Erinnerung kratzen. »Du wirst es nicht glauben, was ich jetzt noch für rote Striemen am Hinterteil habe.«
»Überlass das nur mir. Ich habe genau die richtige Medizin gegen juckende Hinterteile.«
Sie konnte sein lüsternes Grinsen förmlich durchs Telefon sehen.
»Deine Spielchen durchschaue ich.«
»Gut. Dann weißt du ja, dass dazu immer zwei gehören.«
Der Gedanke, nach einer Runde
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