Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
Vom Netzwerk:
klein wie Stecknadelköpfe. Sein ängstlicher Blick sprach Bände.
    Sie winkte ab. »Nein. Vergiss es.«
    »Das wäre es also wieder mal.« Sie seufzte laut, als siesich ans Aufräumen machte, während Smudger seinem ersten Bier zustrebte.
    Es war nach Mitternacht, als sie endlich fertig war. Einige Steuerberater waren schon ins Bett getaumelt. Einige wenige hartgesottene Kollegen hingen noch auf Barhockern herum und erfreuten die anderen und den langmütigen Barmann mit uralten Witzen, die sie auf anderen Steuerberaterkonferenzen gehört hatten.
    Da blieb sie doch lieber in der Küche, ehe einer der Herren mit der Nummer »meine Frau versteht mich nicht« loslegte.
    Sie erledigte, was in der Küche zu tun war, bis alles makellos glänzte. Danach ging sie auf den Hof, um ein wenig Luft zu schnappen.
    Die Luft war kühl, der Himmel mondhell, und die scharfen Schatten der Büsche und Kletterrosen waren pechschwarz.
    Auf der anderen Seite der Gartenmauer brummte noch die Stadt wie ein schurrender Rasenmäher. Da raschelte es in einem Busch.
    »Pst! Pst!«
    Für ein ungeübtes Ohr klang es ein wenig wie ein Gasleck, aber Honey kannte den Ton besser.
    »Oh, verflixt noch mal, Clint! Lass die Zischelei und komm raus. Ist dir klar, wie sehr ich heute Abend deinetwegen in der Bredouille war? Sieh mich an. Hotelbesitzerin, schweißgebadet, wo ich doch als elegante Gastgeberin um meine feinen Gäste herumschweben sollte.«
    »Aber du bist doch immer elegant, sogar nach dem Geschirrspülen.«
    »Danke für das Kompliment. Was willst du?«
    Sie meinte, ihn grinsen zu sehen, aber es war zu dunkel, als dass sie sicher sein konnte.
    Er trat ins Licht, und seine Augen wanderten nervös zur Küchentür.
    Clints Nacken war mit Tattoos übersät, zumeist warenes Spinnennetze. Mitten auf dem kahlen Schädel saß etwas, das einer großen schwarzen Tarantel ähnelte.
    Obwohl seine Tätowierungen auffällig und ein bisschen furchterregend waren, war Clint selbst doch eigentlich ein zahmer Kater. Er war auch beinahe immer einsatzbereit, wenn im Hotel mal jemand für den Abwasch fehlte. Er war das typische »Mädchen für alles«, erledigte alles, worum man ihn bat. Für die Aufgaben, die er übernahm, brauchte man keine besonderen Fertigkeiten, aber er war arbeitswillig, und das ist im Gastgewerbe nun einmal besonders wichtig. Seine Einstellung zur Arbeit war flexibel. Bei der letzten Zählung hatte er vier verschiedene Jobs, darunter auch einen als Türsteher im Zodiac Club, dem verrauchten mitternächtlichen Zufluchtsort aller Gastwirte und dienstfreien Hotelbesitzer und –manager.
    »Also, die Sache ist so«, fing er an. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten, um einen Riesengefallen.«
    Honey betrachtete ihn skeptisch. Sie machte sich keinerlei Illusionen. Clint war ein zwielichtiger Geselle, und einige seiner Beschäftigungen waren nicht hundertprozentig legal.
    »Wenn es um was Illegales geht, dann halt besser den Mund.«
    »Nein! Nein! So was ist es nicht.« Er schluckte schwer, und seine Augen wanderten immer noch zur Küchentür. »Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht heute bei dir schlafen kann.«
    »Soll das ein unmoralisches Angebot sein?«
    Er gluckste vor Lachen. »Nein, natürlich nicht!«
    Sie verschränkte die Arme, ihre Hände waren immer noch vom vielen Spülen ein bisschen feucht. Er nahm ihren Blick wahr und stammelte etwas, das beinahe eine Entschuldigung war.
    »Ich habe damit nicht gemeint, dass du zu alt bist, um mit jemandem ins Bett zu gehen. Ich meine, vor ein paar Jahren musst du ja total …«
    »Na, herzlichen Dank, Clint. Du weißt wirklich, wie man einer Frau Komplimente macht!«
    »Großer Gott!«, murmelte er und verbarg das Gesicht in den Händen. »Ich bin so von der Rolle und schieße die Beleidigungen ab wie eine Gewehrsalve. Das habe ich wirklich nicht böse gemeint«, beteuerte er und ließ die Hände sinken. »Die Sache ist die: Ich bin voll in Schwierigkeiten. Und es ist nichts Illegales«, fügte er rasch hinzu, als er ihren Blick bemerkte. »Tatsache ist, ich habe Mist gebaut. Da war diese italienische Schnecke, weißt du. Na ja, eigentlich ist sie Sizilianerin. Sie heißt Gabriella. Ich habe sie auf dem College kennengelernt.«
    »Du gehst aufs College?«
    Er nickte. Er wirkte fast ein wenig verlegen. »Ich denke, dass ich künstlerisch was draufhabe. Konnte immer schon gut mit Bleistift und Farben umgehen. Ich bin echt gar nicht schlecht. Der Dozent hat gesagt, dass ich sogar ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher