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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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auf ihr Kinn zu, wollte dort wohl einen verjüngendenWirkstoff in die sogenannten Marionettenfalten injizieren, die von den Mundwinkeln nach unten verlaufen. Honey hatte schon immer Angst vor Spritzen gehabt. Sie wollte mit den Dingern nichts zu tun haben, aber wie sollte sie das jetzt anstellen?
    In Ohnmacht fallen! Das war’s. Den Zeitpunkt gut wählen, die Augen verdrehen und wegtreten!
    Die Nadel näherte sich immer mehr. Dies war wohl der beste Zeitpunkt.
    Honey stieß einen langen Seufzer aus, der wirklich zu Herzen ging – falls Serena Sarabande ein Herz hatte, was Honey bezweifelte.
    Honey schloss die Augen. Serena würde merken, dass sie weggetreten war. Und sie würde aufhören.
    Es passierte nichts. Sie spürte ein kleines Pieksen, dann noch eines und noch eines. Fuhr die einfach mit der Behandlung fort? Verdammt, ja! Honey konnte es nicht glauben. Trotzdem, sie hatte die Sache mit der Ohnmacht angefangen, und jetzt musste sie dabei bleiben, verdammt noch mal.
    Ein paar Sekunden später bemerkte sie, dass ihr frische Luft zugefächelt wurde.
    »Bin ich etwa in Ohnmacht gefallen?«, hauchte sie schwach und öffnete mit flatternden Lidern die Augen.
    »Ja. Aber ich habe trotzdem weitergemacht. Hat ja keinen Zweck, die Gelegenheit und das Botox nicht zu nutzen.«
    Ja, überlegte Honey. Und der Hotelverband und einige weitere Interessenten zahlten schließlich dafür.
    Während Serena Sarabande etwas in ihren Computer auf dem Schreibtisch tippte, betastete Honey die Stellen neben dem Mund, wo sich die Einstiche befanden.
    »Die Wirkung hält mindestens sechs Monate an, maximal zwölf Monate.«
    Nach einer kurzen Verschnaufpause schaute Honey in den Spiegel, der neben ihrer Liege stand. Das Ergebnis wardurchaus aufmunternd. Die Arbeit als Verbindungsfrau zur Kripo brachte einen also nicht nur mit Blut und bösen Buben in Berührung.
    Serena Sarabande passte offenbar wie ein Schießhund auf sie auf. Sie hatte sie ja auch beim Gespräch mit Karen Pinker erwischt, und dann war da noch das Fiasko vor Dr. Dexters Tür, als sie mit dem Müllsackgewand an der Türklinke hängengeblieben war. Honey wollte aber unbedingt an die Patientenakten herankommen. Wenn sie vortäuschte, völlig geschwächt zu sein, würde sich vielleicht eine Gelegenheit dazu ergeben.
    »Schaffen Sie es allein zurück auf Ihr Zimmer?«, fragte Serena.
    Honey machte einen schwachen Versuch, sich aufzusetzen, ließ sich zurückfallen und klapperte mit den Augendeckeln.
    »Noch nicht gleich«, hauchte sie.
    Serena seufzte ungeduldig. »Na gut, dann ruhen Sie sich vielleicht besser eine Weile hier aus.« Sie schaute auf die Uhr. »Ich lasse Sie jetzt allein. Ich schicke später jemanden, der Ihnen hilft.«
    Honey nickte schwach. »Danke.« Sie hoffte, dass Karen dieser Jemand sein würde. Ein weiteres Gespräch mit ihr könnte nützlich sein.
    Sie legte sich hin, schloss die Augen und wartete darauf, dass Serena den Raum verließ.
    Es war nicht weiter schwierig gewesen, eine Ohnmacht vorzutäuschen. Furchterregend war allerdings, dass Serena seelenruhig weiter mit der Spritze hantiert hatte. Das schien Honey weder moralisch vertretbar noch medizinisch sicher zu sein. Ob sie wohl in echter Gefahr geschwebt hätte, wenn sie tatsächlich ohnmächtig geworden wäre, fragte sich Honey.
    Keine Ahnung. Medizin war nicht ihr Gebiet, obwohl sie früher einmal, als Ehemann und Hotel noch in weiter Ferne lagen, mit einem sehr attraktiven Arzt ausgegangen war.
    Sie lauschte, ehe sie sich regte. Es kam niemand. Sie wickelte sich fest in ihren Bademantel und ging auf Zehenspitzen durch die Verbindungstür in Serenas Büro. Zum Glück war sie nicht verschlossen.
    Der Computer war noch eingeschaltet. Sie trat hinter den Schreibtisch, um genauer hinzusehen. Licht vom Monitor schien auf ihr Gesicht. Sie starrte auf den Bildschirm und versuchte, irgendeinen Sinn in dem zu begreifen, was sie da sah. Irgendwie musste sie ins System kommen. Allerdings wusste sie nicht genau, wonach sie überhaupt suchte.
    »Auffälligkeiten.«
    Sie hatte das Wort selbst ausgesprochen, schaute aber unwillkürlich über die Schulter.
    Jawohl! Das hatte sie gesagt. Auffälligkeiten in der Dokumentation – danach suchte sie. Hier war etwas faul. Dafür hatte sie ein Näschen.
    Dass der Computer noch eingeschaltet war, soviel konnte sie sagen. Ansonsten waren Computer nie wirklich ihr Fall gewesen. Sie betrachtete sie als nützliches Werkzeug, hatte aber nie die Logik begriffen, mit der

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