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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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dalassen, rufe ich Sie an, sobald ich von ihm höre. Und inzwischen wissen Sie nicht zufällig jemanden, der Töpfe schrubben kann?«
    Mit diesem Typen war nicht zu spaßen. Sein Lächeln fror für eine Mikrosekunde ein, ehe es irgendwo zwischen aufrichtig und sadistisch wieder eingeschaltet wurde. Bei der Kleidung mochte er ja auf taubenblau setzen, aber an seinem Verhalten war nichts Pastelliges.
    Wie der Blitz hatte er ihre Hand gepackt, und das nicht gerade sanft. Seine Finger waren wie ein Schraubstock, ihre Hand wurde beinahe zermalmt.
    »Behandeln Sie mich nicht wie einen Idioten. Wenn Sie mich zum Narren halten, halten Sie Mr. Benici zum Narren. Das wird ihm gar nicht gefallen. Also, wo ist er?«
    »Sie tun mir weh.« Sie versuchte, ihn abzuschütteln. Es funktionierte nicht.
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht. Warum sollte mich interessieren, was er macht? Er ist hier nur für den Abwasch zuständig. Es ist nicht so, als wäre er unersetzlich.«
    Der unbeherrschte Griff des Italieners war nicht unbemerkt geblieben. Das japanische Ehepaar war verstummt. Mr. Okinara erhob sich langsam von seinem Platz. Seine Frau legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. Er schob sie sanft zurück, stand ganz auf und kam auf den Empfangstresen zu.
    »Gibt es ein Problem?«
    Hinter Mr. Okinaras Brillengläsern blitzten dunkle, flinke Augen. Er war sehr leichtfüßig. Honey hatte keinen einzigen Schritt gehört. Ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ihr japanischer Gast vielleicht ein geübter Kampfsportler sein könnte. Sie hoffte es jedenfalls von Herzen. Ein Karateschlag auf Carlo Pratts Hals wäre jetzt höchst willkommen – allen außer Mr. Pratt natürlich.
    Trotz flackerte auf dem Gesicht von Luigi Benicis Boten auf. In seinen scharf gemeißelten Zügen war keinerlei Anzeichen von Rückzugsabsichten zu bemerken.
    Vielleicht wäre es zu einer hässlichen Szene gekommen, wäre nicht Lindsey vom Joggen zurückgekehrt und Mary Jane die Treppe heruntergetrampelt wie eine Herde afrikanischer Elefanten.
    »In der Sporthalle findet eine Esoterikmesse statt. Ich gehe hin und lese den Leuten aus der Hand. Ich kann es kaum erwarten«, sagte sie und drängte sich zwischen Mr. Pratt und dem Empfangstresen hindurch. »Das wird mein großer Durchbruch. Vielleicht führt es sogar dazu, dass ich ein Buch schreibe oder zumindest eine Kolumne in der Zeitung bekomme. Das wäre doch toll?« Plötzlich schien sie Mr. Pratt und Mr. Okinara zu bemerken. »Tut mir leid, Jungs. Störe ich?«
    Sie schaute vom einen zum anderen. Beide Männer waren kleiner als sie. Aber die meisten Menschen waren kleiner als Mary Jane.
    Mr. Okinara wirkte angespannt wie eine zusammengepresste Feder oder ein Weitspringer vor dem großen Sprung. Der Blick seiner schwarzen Augen wich keine Sekunde von Mr. Pratts Gesicht. Doch Mr. Pratt ließ sich nicht so leicht einschüchtern. An seinen Zügen war jedoch deutlich abzulesen, dass er auch wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Er konnte hier nichts mehr ausrichten. Sein Lächeln verwandelte sich in ein schiefes Zähnefletschen.
    »Ich behalte Sie im Auge«, knurrte er.
    Er warf Mr. Okinara noch einen drohenden Blick zu, ehe er das Hotel verließ. Mr. Okinara blieb, fest mit dem Boden verwurzelt, stehen, die Beine leicht gespreizt, die Arme mit geballten Fäusten in die Seiten gestemmt.
    »Sie haben eine sehr schlechte Aura«, rief Mary Jane dem abziehenden Italiener nach.
    Mr. Okinaras Frau gesellte sich zu ihnen. »Alles in Ordnung, Mrs. Driver?«
    Honey holte tief Luft. »Jetzt schon.« Sie bedankte sich bei Mr. Okinara.
    Der schüttelte den Kopf. »Keine Ursache.«
    Mary Jane war fasziniert. »Meine Güte, ich wette, Sie können einen tödlichen Karateschlag landen.«
    Er lachte. »Nein, kann ich nicht. Aber gegen Schlagsahne habe ich nichts einzuwenden.« Die Eheleute schauten einander an und kicherten.
    Honey konnte nicht anders, sie musste mitkichern, und schon bald hatten auch Lindsey und Mary Jane in die allgemeine Heiterkeit eingestimmt.
    »Worüber lachen wir eigentlich?«, fragte Honey.
    »Den Witz«, erklärte Mr. Okinara. Seine Frau bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, und Lachtränen kullerten ihr über die Wangen.
    »Es ist so«, meinte Mr. Okinara. »Wir sind Japaner. Ich muss nur die richtige Haltung einnehmen, und die Gehirne der Leute hier im Westen drehen komplett durch. Ich bin kein Ninja, Mrs. Driver, aber ich muss mich nur wie einer hinstellen, das genügt. Den Rest

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