In Schönheit sterben
erledigt die Phantasie der Leute. Ich schreibe das alles Bruce Lee und den Ninja Turtles zu.«
Es war nur fair, die Okinaras am Abend zum Essen einzuladen. Sie hatten den Tag gerettet. Mary Jane in gewisser Weise auch.
Aber da war noch immer das Problem mit Luigi Benici und dem Tellerwäscher des Hotels.
Honey und ihre Tochter schauten einander an – sieschienen gleichzeitig einen Geistesblitz zu haben. Honey sprach den Gedanken als Erste aus.
»Ich glaube, es ist Zeit, dass Clint uns verlässt.«
»Ich auch. Warum lassen Männer bloß immer die Klobrille oben?«
»Keine Ahnung. Geht’s vielleicht um Kontrolle?«
Honey war so vernünftig gewesen, die Nacht bei Doherty zu verbringen. Lindsey hatte nicht so viel Glück gehabt. Sie hatte tapfer durchgehalten, aber der beste Haushalt ging den Bach runter, sobald ein Kerl einzog – und wenn es nur für eine Nacht war.
»Ich spreche mal mit ihm.«
Lindsey übernahm am Empfang, und Honey ging über den Innenhof zum Kutscherhäuschen. Clint hatte in der Nacht zuvor in Honeys verwaistem Bett geschlafen und hätte es auch in der heutigen Nacht wieder getan. Aber jetzt war die Sache ernst geworden. Man hatte Honey bedroht, und in gewisser Weise schwebte auch Lindsey mit in Gefahr.
Als sie das Haus betrat, wurde sie von Gesang und einem starken Jasminduft begrüßt. Sie folgte ihrer Nase und klopfte an die Badezimmertür.
»Clint. Ich muss mit dir reden.«
»Komm rein. Es ist okay. Ich bin ganz mit Seifenschaum bedeckt.«
Genau wie sie es vermutet hatte, lümmelte er in der Wanne, die Beine weit gespreizt, die Füße auf dem geschwungenen Rand abgestellt.
Kurz blieb Honey die Luft weg. Aber zum Glück hatte er ihr in Sachen Seifenschaum die Wahrheit gesagt. Er hatte wohl eine halbe Flasche Duschgel von Molton Brown in die Wanne gekippt. Die Seifenblasen türmten sich wie kleine winterliche Alpengipfel auf. Selbst auf dem Kopf hatte er eine Schaumkrone. Er strahlte sie an, als hätte er keine einzige Sorge auf der Welt. Nun, diese Seifenblase zumindest würde schon bald zerplatzen.
»Ein Mann namens Carlo Pratt hat mich gerade besucht, und er hat nicht für wohltätige Zwecke Geld gesammelt. Er hat dich gesucht.«
Das Lächeln verschwand. »Scheiße!«
Plötzlich bemerkte sie, wie seine Augen an ihr auf und ab wanderten. Sie fühlte sich einigermaßen beklommen. Konnte es sein, dass er lüsterne Gedanken hegte?
»Was guckst du?«
»Deine Arme und Beine sind noch in Ordnung?«
Sie setzte sich auf den Klodeckel – nachdem sie ihn heruntergeklappt hatte – und schüttelte ihre Arme und Beine.
»Alles bestens.«
»Ich dachte, die sind vielleicht gebrochen.«
»Ich bin nicht verletzt – dank Mr. Okinara.«
»Meinst du den Japaner, der den ganzen Plunder – Verzeihung, all die Antiquitäten gekauft hat?«
»Genau den.«
»Ist das ein Samurai oder so was?«, fragte Clint und seine Augen leuchteten vor Bewunderung.
»Nein. Ein Antiquitätensammler. Mary Jane war auch da. Sie hat den lieben Mr. Pratt ganz schön klein aussehen lassen.«
Clints gute Laune war völlig verflogen. »Ich muss aus diesem Bad heraus und dann weg aus Bath.«
»Weißt du, wo du hingehen kannst?«
Er nickte. »Eine alte Flamme von mir führt einen kleinen Bauernhof im Wald von Dean.«
Honey schoss durch den Kopf, dass Clint ziemlich viele alte Flammen hatte. Die meisten schienen mit ihm noch auf freundschaftlichem Fuß zu stehen und waren bereit, ihn bei sich aufzunehmen und zu beschützen.
»Ein abgeschiedener Ort ist jetzt genau das Richtige für dich.«
»Die werden dieses Hotel beobachten.«
»Das habe ich mir auch gedacht.«
Mit runden, ängstlichen Augen blickte er sie an. »Dumusst mir helfen, Honey. Wenn Luigi Benici mich zu fassen kriegt, dann stehe ich auf der Abschussliste – im wahrsten Sinn des Wortes.«
Honey verschränkte die Arme und schaute ihn anklagend an. »Da bist du selbst schuld. Du solltest es mal mit etwas Selbstbeherrschung probieren.«
Sein Grinsen hatte nur die Hälfte der sonstigen Strahlkraft. Aber Clint ließ sich nie lange unterkriegen.
»Ich trainiere lieber regelmäßig meine Verführungstechniken.«
Honey stand vom Toilettensitz auf. »Clint, ich will nicht, dass dein Blut auf meinem sauberen Teppich verspritzt wird und deine edlen Teile meine Abflussrohre verstopfen. Die habe ich nämlich erst kürzlich reinigen lassen. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als deine Freundin anzurufen. Sag ihr, sie soll das Gästebett beziehen. Du
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