In Schönheit sterben
Schönheitsfarm hatten ihr erzählt, dass sie ein Diättagebuch führten, und hatten geschworen, dass ihnen das half, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern und abzunehmen.
Schon das Wort Rum Baba sah unter dem schlichten »Salat« ziemlich schwergewichtig aus. Honey hatte sich geschworen, nicht zu sündigen. In der Diätsprache bedeutete das, nichts zu essen, was ein Kaninchen nicht mögen würde.
Sie konnte die Entscheidung, das Wort Rum Baba durchzustreichen und zu vergessen, nicht in die Tat umsetzen, denn plötzlich flog die Doppeltür zur Straße auf.
Ein Mann trat herein. Einen Augenblick lang hielt erbeide Türflügel weit auf, und seine dunklen Augen wanderten durch den Raum, als müsste er überprüfen, ob es überhaupt sicher sein würde, diesen Ort zu betreten.
Honey musterte ihn. Er musste einfach etwas mit Luigi Benici zu tun haben. Er hatte das selbstbewusste, leicht gockelhaft stolze Auftreten eines Mannes, der Antworten verlangt oder ansonsten Blut auf dem Teppich androht.
Ein zweites Mal ließ er mit hoch erhobenem Kopf und geweiteten Nasenflügeln die Augen schweifen. Er sah aus, als erwartete er, Al Capone in einem Sessel bei der Zeitungslektüre vorzufinden.
Das japanische Ehepaar schaute auf und wünschte ihm in melodischem Tonfall einen schönen Nachmittag.
Er nickte und antwortete den beiden, während er sich auf den Empfangstresen zubewegte.
Honey begrüßte ihn.
Er kam sofort zur Sache.
»Ich heiße Carlo Pratt. Ich arbeite für Luigi Benici.«
Honey vermutete, dass seine Mutter Italienerin und sein Vater Brite war. So sah er zumindest aus.
Clint war im Kutscherhäuschen, also außer Reichweite. Dafür war sie dankbar.
Es bestand jedoch kein Zweifel, dass Luigi Benici ihr Probleme machen würde. Hatte er nicht einmal bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung Casper mit einer Ananas bedroht?
Es hatte irgendwas mit der Sitzordnung zu tun gehabt. Luigi hatte der Tisch, den man ihm zugewiesen hatte, nicht gefallen. Entnervt von Luigis blumigen Drohungen – und im sicheren Wissen, dass er sie wahr machen würde –, hatte Casper nachgegeben. Luigi hatte den gewünschten Tisch bekommen.
Honey hegte keinen Zweifel, dass Luigi Benici von ihr die gleiche nachgiebige Folgsamkeit erwartete.
Trotzdem würde sie ihn wohl eine Weile hinhalten können. Bis er ihr Folter androhte oder erwähnte, er würde womöglich das Gebäude niederbrennen.
Ein strahlendes Lächeln konnte hier helfen.
Von Ohr zu Ohr grinsend wie die Cheshire-Katze 3 , fragte sie: »Was kann ich für Sie und Mr. Benici tun?« Als wüsste sie das nicht längst.
Sein Lächeln war verführerisch. Seine Zähne leuchteten weiß vor der olivenfarbenen Haut. Er schaute sie an wie der böse Wolf. Sie fühlte sich ganz wie Rotkäppchen oder – schlimmer noch – wie dessen Großmutter.
»Lassen Sie mich das erklären, meine liebe Dame.«
Er versuchte, seine Hand auf die ihre zu legen. Sie zog ihre Hand mit einem Ruck zurück und warf ihm einen säuerlichen Blick zu.
Völlig ungerührt erklärte Carlo Pratt (was war das bloß für ein blöder Name?), was er wünschte, und log wie gedruckt.
»Der junge Mann ist ein Freund meines Arbeitgebers«, erzählte Carlo Pratt mit dauerhaftem Strahlemannlächeln. »Es gibt eine Nachfrage wegen eines Jobs, den er für meinen Chef übernommen hat. Es fehlen noch ein paar Dinge, die sofort zu erledigen sind. Wir würden ihn wirklich gern so bald wie möglich aufspüren. Ich habe mir sagen lassen, dass er manchmal für Sie arbeitet.«
»Er arbeitet für einen ganzen Haufen Leute. Ich denke, ich bin eine unter vielen.«
»Ganz recht, ganz recht.« Seine Zähne strahlten weiter. Sein Haar glänzte.
Honey beäugte ihn misstrauisch und konnte sich auf seine Herkunft einfach keinen Reim machen. War er wirklich zur Hälfte Italiener oder Sizilianer, wie sein Vorname andeutete, oder hatte er den nur angenommen, weil er seinen langweiligen Nachnamen ein wenig aufpeppen wollte?
Sie entschied sich für Ersteres. Sein klassisch attraktivesÄußeres und sein selbstbewusstes Gehabe ließen auf den Typ italienischer Zuchthengst schließen. Wahrscheinlich lagen ihm die Frauen gewöhnlich zu Füßen. Nun, sie würde nicht eine davon sein, auch wenn seine Kleidung nach sehr viel Geld aussah.
Der taubenblaue Kaschmirpullover, die dazu passende taubenblaue Hose und dann noch schneeweiße Slipper, das sah alles nicht aus, als hätte er es im Billigkaufhaus erworben.
»Nun, wenn Sie mir Ihre Telefonnummer
Weitere Kostenlose Bücher