In Schönheit sterben
es eine Gabe ist. Die hat man oder man hat sie nicht. Und, ehrlich, Honey, ich glaube nicht, dass du sie hast«, flüsterte er, küsste sie auf die Stirn und kitzelte sie mit dem kleinen Finger am Ohr.
Er wich also weiterhin aus und wollte nichts über Mandrill herausrücken. Das irritierte sie allmählich.
»Man kann seine spirituellen Fähigkeiten trainieren«, beharrte sie.
Er grinste. »Na, dann mal los. Sag mir, was ich denke.«
»Okay.« Sie setzte ein ernstes Gesicht auf, hielt die Augen nach wie vor geschlossen.
»Gut. Jetzt kommen die Schwingungen bei mir an. Ich erhalte Botschaften aus der anderen Welt, aber die brauche ich eigentlich gar nicht. Denn ich bin so auf deine Wellenlänge eingestimmt, dass ich das auch allein schaffen könnte.«
»Also los. Sag’s mir.«
»Gut. Also! Jetzt kommt das Signal ganz deutlich bei mir an. Du, Steve Doherty, denkst gerade, dass wir den Abend vielleicht mit einem leckeren Essen bei dir abschließen könnten und noch vor der Geisterstunde schön warm und gemütlich in deinem Bett liegen werden.«
»Sind meine Gedanken so offensichtlich?«
»Jawohl, Sir.«
»Ich werde das alles wiedergutmachen. Ehrenwort.«
Honey riss die Augen auf. »Aha! Du hast also was angestellt, das du bei mir wiedergutmachen musst?«
Er schaute sie an, als hätte sie ihn gerade auf frischer Tat ertappt.
»Du wirst mir jetzt etwas erzählen, was mir gar nicht gefallen wird. Stimmt’s?«
»Ah!«
Sie nahm ihm sein Weinglas ab. »Raus mit der Sprache,Junge! Hat Mandrill in meinem Hotel nach Clint gesucht oder nicht?«
Er rümpfte die Nase. »Ich kann mir ohne weiteres ein anderes Glas besorgen. Ich wollte sowieso jetzt einen Weißwein probieren.«
Honey stellte sich ihm in den Weg, kuschelte sich einfach nah an ihn heran. Selbst ein Glas Chardonnay hätte ihn nicht dazu bringen können, diese angenehme Erfahrung abzukürzen.
»Schau mir in die Augen, Kleiner.«
Er schaute.
Sie bemerkte, dass sein Blick unsicher wurde, dann sah er schließlich weg.
»Mandrill arbeitet – Entschuldigung: arbeitete als Privatdetektiv, und er hat nicht Clint gesucht. Wir haben seine Fallnotizen durchgesehen. Er war im Auftrag der Schönheitsfarm in deinem Hotel.«
»Für das Beauty Spot?«
»Die haben ihn zumindest bezahlt. Ich glaube, er war in deinem Hotel und hat Fragen nach dir gestellt, weil du deinerseits in der Schönheitsfarm herumgefragt hast. Sie sind wohl misstrauisch geworden.«
»Oha! Die muss ich ja ganz schön nervös gemacht haben?«
Sie war schockiert. Eigentlich hatte sie den Eindruck gehabt, dass sie nicht sonderlich viel herausgefunden hatte. Nun sah es aus, als wäre das ganz anders. Aber was war denn so brisant im Beauty Spot? Doch sicherlich nicht die Tatsache, dass Dr. Dexter und Serena Sarabande eine Affäre hatten? Nein. Da musste noch was anderes laufen, und sie war darauf gestoßen, ohne es zu merken. Aber was?
Sie fragte Doherty, ob er vermutete, dass in der Schönheitsfarm wirklich schlimme Dinge vor sich gingen.
»Könnte sein. Wir sind uns nicht sicher. Noch nicht, aber wir haben uns den Fall der Frau mit den Hautverletzungen noch einmal vorgenommen – dieser Miss Maud Piper. DieAufzeichnungen der Feuerwehr waren sehr interessant zu lesen. Mehl ist leicht brennbar. Wusstest du das?«
»Habe ich auch schon gehört.« Honey hatte die Augen jetzt weit aufgerissen. Sie bemerkte Dohertys schuldbewussten Gesichtsausdruck. In ihrer Phantasie sah sie ihr Hotel in Flammen aufgehen. Wäre Mandrill – der sich bei ihr als David Carpenter eingetragen hatte – nicht gestorben, hätte er dann das Green River Hotel niedergebrannt?
Doherty war ihr beunruhigter Blick nicht entgangen. Er strich ihr sanft über die Wange.
»Ehrlich, Honey, wenn ich geglaubt hätte, dass es gefährlich wäre, dich dorthin zu schicken …«
»Hatte er Streichhölzer im Gepäck?«
Doherty zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher.«
»Ich denke, ich lege heute Abend noch meinen Posten als Verbindungsfrau zur Kripo nieder. Casper kommt ja bestimmt hierher. Ich werde ihm vorschlagen, dass er sich jemand anderen sucht.«
»Mandrill war vielleicht nicht da, um das Hotel niederzubrennen. Vielleicht wollte er sich nur mal alles genau ansehen …«
»Ehe er ein Streichholz reinwirft …«
»Mach doch kein Drama daraus.«
»Nein«, antwortete sie und wedelte mit einem Finger; ihr ganzer Körper fühlte sich wie Wackelpudding an. »Drama, dafür ist meine Mutter zuständig. Ich mache niemals
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