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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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ein Drama. Ich habe einfach nur Angst.«
    Beim bloßen Gedanken daran, was hätte passieren können, lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Bisher waren die Verbrechen, mit denen sie es zu tun gehabt hatte, stets außerhalb des Hotels geblieben. Bisher.
    Ihr Körper im kleinen Schwarzen bibberte weiter. Sie wünschte sich, sie hätte statt des tief ausgeschnittenen Teils mit den Spaghettiträgern lieber ein Vliesjäckchen angezogen.
    »Ich habe Gänsehaut am ganzen Leib. Ich kann einfach nicht glauben, dass er im Green River war – das ist ja im Grunde mein Zuhause – und meine Familie nach mir ausgefragt hat.«
    Doherty legte den Arm um sie. »Ich hätte dich wirklich nicht gebeten, da hinzugehen, wenn ich das gewusst hätte. Bitte verzeih mir.« Er legte eine Pause ein. »Du vergibst mir doch, oder?«
    Sie nickte. »Ich bin ja aus freien Stücken dort hingegangen.«
    »Und hast gute Arbeit geleistet. Du hast offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    Sie zuckte die Schultern. »Jetzt ist der Schaden einmal da. Aber es ist seltsam. Ich habe gar nicht so viel gemacht. Die meisten Fragen habe ich Karen der Vollkommenen gestellt.«
    »Wem?«
    »Karen Pinker.«
    »Das war es wahrscheinlich.«
    »Sieht ganz so aus. Sie haben sie rausgeschmissen.«
    Honey runzelte die Stirn. Sie bemerkte, dass auch Steve Doherty die Stirn runzelte. Wahrscheinlich dachten sie das Gleiche.
    Sie sprach ihre Schlussfolgerung aus. »Die müssen da etwas sehr Wichtiges und sehr Schlimmes zu verbergen haben. Etwas, dass viel zwielichtiger ist als die Colon-Hydro-Therapie.«
    »Und was soll das sein?«
    »Hintern in die Höhe und dann ein langer Plastikschlauch. Kannst du’s dir jetzt vorstellen?«
    »Ich wünschte, ich hätte nicht gefragt.«
    Plötzlich wurde sie abgelenkt, weil sie jemanden gesehen hatte, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Der Mann war groß und hatte sehr hellblondes, beinahe weißes Haar. Wenn er nicht schon irgendwas mit Schauspielerei zu tun hatte, dann sollte er das ernsthaft in Erwägung ziehen. Erhatte eine starke Präsenz, ein ausgeprägtes Kinn, und er trug einen weißen Smoking.
    Er schaute in ihre Richtung, wandte den Blick ab, schaute dann wieder her. Ein leises Lächeln lag auf seinen Lippen.
    Honey merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte bei ihrer letzten Begegnung ein kleines Handtuch und eine schwarze Mülltüte getragen – es war eine kurze Begegnung gewesen, aber ein Blick hatte wohl genügt, um alle Einzelheiten zu erfassen.
    Auch Doherty hatte den Mann bemerkt.
    »Sollte ich den kennen?«
    »Das ist der Arzt aus der Schönheitsfarm. Ich habe ihn nur kurz gesehen …«
    »War das, als du nur das winzig kleine Handtuch anhattest? Beziehungsweise nicht anhattest?«
    Sie nickte. »Hm.«
    »Er hat sich an dein Gesicht erinnert. Das will ja wohl was heißen.«
    »Herzlichen Dank.«
    Doherty zeigte keinerlei Verlegenheit, als er über die peinliche Situation sprach, von der sie ihm brühwarm erzählt hatte. Er war auch nicht eifersüchtig. Er hatte ihr sogar vorgeschlagen, sie könnte ihm die Szene gern noch einmal privat vorspielen. Der Gedanke war verlockend. Sie hatte zunächst abgelehnt, aber versprochen, ihm irgendwann später einmal die Freude zu machen.
    »Ich nehme an, dass du ihn nach dem Mord befragt hast?«
    »Natürlich. Sein Alibi war in Ordnung«, erwiderte Doherty.
    Honey warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Sag jetzt nichts! Serena Sarabande hat bestätigt, dass er mit ihr zusammen war.«
    »Wie hast du denn das erraten?«
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Ist sie heute Abend mit ihm zusammen hier?«
    »Heute Abend? Er ist mit einer Frau gekommen, aber nicht mit Miss Sarabande. Mit einer dunkelhaarigen Frau. Ziemlich hübsch.«
    »Hm«, grummelte Honey. »Die muss vom Hotelverband sein oder vom Tourismusbüro oder so.«
    Obwohl diese Weinverkostung angeblich nur für Leute vom Hotelfach war, die auch Wein kauften, waren einige andere Persönlichkeiten eingeladen worden. Stadträte standen Seite an Seite mit Bankdirektoren, Steuerberatern und Rechtsanwälten. Eigentlich waren alle da, die man für die bessere Gesellschaft der Stadt hielt.
    »Was für eine Farbe hatte ihr Kleid?«
    Doherty bekam einen glasigen Blick. »Ihr Kleid. Ja.«
    Wahrscheinlich schwarz, überlegte Honey. Das würde uns keinen Schritt weiterbringen. Doherty wühlte noch immer in seinem Gedächtnis. Warum bloß merkten sich Männer niemals die Farbe eines Kleides, das eine Frau

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