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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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beschatten.« Er arrangierte das auf der Stelle.
    »Ich bin dir dankbar«, sagte sie zu ihm. »Wie sehr, das beweise ich dir später.«
    »Gute Idee. Danach können wir Pläne schmieden. Einen Tagesausflug. Wir fangen mit einem Besuch bei Miss Maud Pipers Partner an.«

Kapitel 24
    Der Avon and Kennett Canal war in der Zeit vor dem Siegeszug der Eisenbahn gebaut worden. Damals war er die Hauptverkehrsstraße für den Transport schwerer Lasten gewesen.
    Wie ein schmales silbernes Seidenband zog er sich parallel zum Fluss durch das Tal des Avon. Die Trasse der Eisenbahn wurde später auf der gleichen Route angelegt, und nun schlängelten sich alle drei einträchtig nebeneinander dahin. Bisher hatte die geplante Straßenverbindung zwischen Bath und den Docks von Southampton die Landschaft noch nicht weiter verschandelt. Und selbst wenn sie je Wirklichkeit würde, müsste sie wohl unterirdisch verlaufen.
    Jocelyn Trinder, der ehemalige Lebenspartner der verstorbenen Maud Piper, lebte auf einem schmalen Kanalboot. Wie viele andere Hausboote lag es am Avon and Kennett Canal vor Anker und trug den Namen »Gypsy«.
    Es war ein kalter, klarer Tag. Das Gras entlang des Treidelpfads war nass, und die Spinnweben in den Büschen glitzerten in der schwachen Morgensonne.
    Ein Entenpaar watschelte, als es die beiden kommen hörte, auf den Kanal zu, landete mit einem leisen Platschen im Wasser und paddelte fort.
    Die »Gypsy« war ein langes, grün gestrichenes Kanalboot. Eine rot getigerte Katze schmiegte sich elegant an einen Metallschornstein, aus dem sich eine Rauchsäule in die Luft kräuselte.
    In den Tagen vor der Eisenbahn hatten diese Kanalboote große Lasten transportiert. Die Bootsführer und ihre Familienhatten am einen Ende der Schiffe in einem Bereich gewohnt, der kaum drei mal drei Meter maß. Heutzutage war das gesamte Boot zum Wohnraum geworden und so platzsparend wie möglich eingerichtet.
    Die Leute lebten gern auf diesen Booten, denn sie waren nicht nur recht günstig im Betrieb, sondern lagen auch oft an schönen Orten vor Anker, meist nur einen Spaziergang vom Zentrum einer Stadt entfernt.
    Doherty lehnte sich zum Boot hinüber und klopfte aufs Dach.
    »Da ist eine Tür«, meinte Honey und wollte schon an Bord gehen.
    Doherty hielt sie zurück.
    »Es gehört sich nicht, ohne Erlaubnis des Skippers an Bord eines Schiffs zu gehen«, erklärte er ihr.
    Sie nickte. »Okay. Also klopft man aufs Dach.«
    Eigentlich hätte sie erwartet, dass jemand, der auf einem Hausboot lebte, eine Art später Hippie war, mit Dreadlocks, Piercing in der Nase und leicht abwesendem Blick. Jocelyn Trinder war das genaue Gegenteil. Er wirkte eher wie ein pensionierter Geschäftsmann. Sein Haar war weiß, sein Teint rosig, und in einem Mundwinkel baumelte ein schwarzer Zigarillo.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er in einem Akzent, den Honey für Yorkshire-Englisch hielt. Oder Lancashire? Sie kannte sich mit diesen nördlichen Dialekten nicht so gut aus. Manche verstand sie nicht einmal.
    »Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, mit uns zu sprechen. Tut mir leid, dass es so früh ist.«
    Doherty hatte die Telefonnummer für Jocelyns Handy aus der Akte ersehen und angerufen, um zu fragen, ob sie kommen dürften. Er meinte, es wäre vielleicht zu früh, aber Jocelyn war schon auf gewesen. Das war er anscheinend um diese Uhrzeit immer.
    »Man schläft nicht mehr so viel, wenn man älter ist«, sagte er mit einem Grinsen. Seine Augen wanderten zuHoney, und er zwinkerte. »Na ja, man schläft auch nicht so viel, wenn man jünger ist. Aber aus anderen Gründen.«
    Die kühle Morgenluft hatte Honeys Wangen zum Glück mit einem rosigen Schimmer überzogen, sodass ihr Erröten nicht mehr auffiel.
    »Kommen Sie an Bord«, forderte Jocelyn sie mit einer einladenden Handbewegung auf. »Der Kaffee ist schon aufgesetzt. Hätten Sie Lust auf ein kleines Frühstück?«
    Der Duft von gegrilltem Speck wehte ihnen entgegen.
    Honeys Magen knurrte. »Na ja, eigentlich …«
    »Wir könnten jetzt wirklich ein Speckbrötchen brauchen, wenn Sie eines übrig haben.«
    Obwohl sie bisher nur kurz an einem Glas Orangensaft genippt und eine halbe Scheibe kalten Toast gegessen hatte, hätte Honey das Angebot beinahe abgelehnt. Doherty hatte ihr keine Chance zum Ablehnen gegeben, also war es ganz allein seine Schuld, wenn sie jetzt zu viele Kalorien in sich hineinstopfte. So legte sie es sich zumindest zurecht. Und nach all der frischen Luft würden ihr gegrillter

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