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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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ähnlichen Behandlungen unterzogen?«, erkundigte sich Honey.
    »Ich glaube, ja.«
    »Hat sie sich da je über Jucken beklagt?«
    Doherty warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie waren nicht hier, um über Erfahrungen mit allergischen Reaktionen zu reden.
    »Natürlich nicht«, blaffte Seine Lordschaft. »Wenn sie sich ihr Gesicht mit Schlamm zuschmieren wollte, dann war das ihre Sache. Ich pflanze auf meinem lieber Gemüse.«
    Doherty interessierte sich genauso wenig für den Schlamm wie Lord Macrottie. Er war hier, um ein paarDinge noch einmal anzusprechen, obwohl er es für unwahrscheinlich hielt, dass etwas Neues dabei ans Licht kommen würde.
    »Ihre Frau hatte keine Feinde?«
    Lord Macrottie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Jeder hat Feinde! Sogar Sie, Herr Polizist! Kommen Sie mit nach draußen. Ich glaube, der Regen hat ein wenig nachgelassen.« Keiner der beiden Männer rührte sich vom Fleck.
    »Das ist ein wunderschönes Gebäude«, sagte Honey, die voller Bewunderung durch den strömenden Regen auf die elisabethanischen Ziegelmauern und die bleiverglasten Fenster schaute. »Ist es schon lange im Familienbesitz?«
    Lord Macrottie holte tief Luft. Mit stolz geschwellter Brust und Augen, die vor Zuneigung beinahe feucht geworden waren, blickte auch er auf die elegante Fassade.
    »Es ist seit vierhundert Jahren in der Familie, oder vielleicht sollte ich sagen, dass meine Familie seit vierhundert Jahren in diesem Haus lebt. Nach so vielen Jahren gehört eher die Familie dem Haus als umgekehrt. Seine Geschichte ist meine Geschichte. Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um dieses Haus in der Familie zu halten.«
    »Wer hatte also ein Interesse am Tod Ihrer Frau?«
    »Ein paar Leute, nehme ich an.« Sein Blick war noch immer starr auf das Haus gerichtet.
    »Könnten Sie mir Namen nennen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Meine Frau hat viele Leute vor den Kopf gestoßen. Unter anderem diese Hyäne Serena Sarabande und den Scheißkerl Dexter.«
    Doherty stellte die Ohren auf. »Das haben Sie vorher nie erwähnt. Gab es einen speziellen Grund dafür?«
    »Meinen Sie einen speziellen Grund dafür, dass die sich nicht leiden konnten, oder dafür, dass ich es noch nie erwähnt habe?«
    »Beides«, erwiderte Doherty knapp.
    Honey verließ leise die Hütte. Lieber stand sie draußenim Regen, als dass sie zusah, wie zwei Männer in Angriffsstellung gingen.
    Niemand hatte ihr gesagt, dass sie in der Nähe bleiben sollte, also spazierte sie los. Zum Glück hatte sie flache Schuhe an.
    Sie ging den Weg, den sie gekommen waren, bis zur Vorderseite des Hauses zurück. Dort blieb sie stehen und schaute sich alles genau an.
    Das Gebäude war wirklich eindrucksvoll. Die winzigen Quadrate der bleiverglasten Fenster glitzerten wie Diamanten. Ein, zwei Fenster schienen ihren Glanz verloren zu haben. Man hatte Sperrholz dorthin genagelt, wo einmal Glasscheiben gewesen waren.
    Seltsam, dass sie das vorhin nicht bemerkt hatte. Selbst das Geländer an der Brüstung vor dem überdachten Eingang hatte offensichtlich bessere Zeiten erlebt.
    »Schwache Leistung, meine liebe Hannah«, murmelte sie vor sich hin, »das hätte dir vorhin schon auffallen müssen.«
    Also zurück auf Anfang und alles noch einmal etwas genauer ansehen.

Kapitel 26
    Diesmal wählte sie die Treppe auf der linken Seite. Auf halbem Weg geriet sie ins Stolpern, als ein Steinbrocken von einer Stufe abbrach, als wäre sie ein krümeliger Keks.
    Der helle Sandstein von Bath war dafür berüchtigt, dass er sehr weich war. Während sich Honey die Hände säuberte, bemerkte sie, dass mehr als eine Treppenstufe gelitten hatte. Sie ging nun vorsichtiger weiter und vermied es sorgfältig, auf die bröckeligen Kanten zu treten.
    Ihr wurde schlagartig klar, dass hier seit Ewigkeiten nichts mehr instandgesetzt worden war, vielleicht seit der Erbauung des Hauses nicht. Auch die Ziegelsteinmauern wirkten desolat.
    Die ungeheuer eindrucksvolle Eingangstür, vor der sie vorhin gestanden hatten, war aus massivem Eichenholz, das mit den Jahren fast weiß und sehr trocken geworden war. Der Türklopfer hätte einen Anstrich brauchen können. Eine weiße Plastiktürklingel war ohne jedes Feingefühl in den Türrahmen eingepasst worden, ein Schandfleck auf diesem uralten Holz. Wo war der Klingelzug, meist ein verschnörkeltes viktorianisches Ungetüm aus Gusseisen, das eine laute Glocke in Gang setzte? Und wo war der Butler, der auf ein solches Signal reagierte?
    Aus Schabernack

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