In Schönheit sterben
Honey.
»Etwa sechsundfünfzig, glaube ich.«
»Das passt. In Mr. Trinders Badezimmerschränkchen waren ein paar Sachen, für die eine ältere Frau wenig Verwendung hat.«
Doherty spürte instinktiv etwas an Honeys Tonfall. Er wusste, wenn sie über Frauensachen sprach, und er stellte nie Fragen dazu – über persönliche Dinge, Körperfunktionen und so. Er nickte nur, als verstünde er alles.
Kapitel 25
Als Steve Doherty Honey erklärt hatte, sie würden zusammen einen Ausflug machen, aber keinen Picknickkorb dabei hatte, wusste sie, dass es um »weitere Ermittlungen« ging.
Lady Macrottie, die Frau, die an einer Schlammpackung erstickt und dann in ihrem Schlammbad versunken war, hatte in einem großartigen Herrenhaus südlich der Stadt gewohnt. Zugang zum Anwesen hatte man durch ein breites, rechts und links von mächtigen Säulen flankiertes Tor.
Honey blickte zu den Steinkugeln oben auf den Torpfosten hinauf.
Die Treppen zur Vordertür des Hauses hätten sich in jeder Verfilmung von »Stolz und Vorurteil« prächtig gemacht. Sie schwangen sich elegant rechts und links in die Höhe und trafen sich vor dem Eingang.
Honey ging die rechte Treppe hoch, Doherty die linke.
Vor der Tür hob Doherty die Hand und wollte anklopfen.
»Wennse Seine Lordschaft suchen, dann findense den im Gemüsegarten.«
Sie schauten beide über die Brüstung und sahen da einen rotgesichtigen Mann mit einem verbeulten Hut, der zu ihnen hinaufblickte.
»Wurzel, die Vogelscheuche«, murmelte Honey.
»Nein, der ist für eine Vogelscheuche ein bisschen zu dick«, flüsterte Doherty zurück. »Wo ist denn der Gemüsegarten?«, fragte er den Mann ein wenig lauter.
Der Mann deutete in eine Richtung. »Da drüm.«
»Da drüm«, äffte Honey ihn leise nach.
Der Alte entfernt sich mit schlurfenden Schritten, wahrscheinlich weil seine Beine mit den Jahren steif geworden waren. Seine Kleidung sah jedenfalls aus, als hätte er sie einer Vogelscheuche geklaut. Hochelegant war anders.
Wenn die Geste auch wenig hilfreich gewesen war, Honey und Doherty schritten munter los. Das Geräusch einer Motorfräse half ihnen, ihr Ziel zu finden. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen.
Der Nutzgarten war eine echte Überraschung. Er war sehr groß und bestand zu etwa einem Drittel aus einer Rasenfläche, die jedoch bei jeder Runde, die die Motorfräse machte, weiter schrumpfte.
Der Mann, der die Fräse anschob, war groß und in den mittleren Jahren. Sein Gesicht war unter einem breitkrempigen Hut verborgen. Seine Kleidung war etwas weniger verschlissen als die des Rotgesichtigen vor dem Haus, aber ebenfalls abgetragen und hatte sicherlich bessere Zeiten gesehen.
Er bemerkte die beiden erst, als ihre Schatten schon auf die Stelle fielen, die er gerade umpflügen wollte.
Sein Gesichtsausdruck drückte geradezu begeisterte Freude aus, als er sie sah. Er schaltete sofort die Maschine ab.
»Sind Sie von English Heritage?«
»Nein.«
Doherty zeigte ihm seinen Dienstausweis. Er stellte Honey als seine Assistentin vor.
Lord Macrottie konnte seine Enttäuschung nicht verhehlen.
»Das ist aber schade. Ich hatte Leute von English Heritage erwartet.«
Es klang beinahe so, als wollte er ihnen nicht glauben, als vermutete er, sie gäben nur vor, nicht von English Heritage zu sein.
»Tut mir leid«, meinte Doherty und steckte seinen Ausweis wieder ein.
»Was wünschen Sie?«
»Ich wollte Ihnen noch einige Fragen zu Ihrer Gattin stellen. Könnten wir irgendwo reden? Hier ist es ziemlich nass.«
»Oh! Über die!«
Macrotties Gesichtsausdruck nach zu schließen, war ein Gespräch über seine Frau ungefähr das Letzte, was er jetzt wollte. Widerwillig streifte er seine riesengroßen Gartenhandschuhe ab und deutete auf eine Hütte. Die Tür stand offen und hing nur noch in den Scharnieren. Quietschend bewegte sie sich hin und her. In der Hütte roch es nach Kompost und Teeröl; viel Platz war nicht. Alle drei standen dicht gedrängt.
»Es macht mir gar nicht aus, allein zu leben. Es ist sehr beruhigend.«
Lord Macrottie hatte das Gesicht zum Himmel erhoben, während er das sagte, beinahe, als wollte er Ihrer Ladyschaft da oben eine direkte Mitteilung machen.
»Es muss aber doch ein ziemlicher Schock für Sie gewesen sein, dass Ihre Frau in eine Schönheitsfarm ging und dann da gestorben ist. Ich meine, damit rechnet man schließlich nicht.«
»Nein.« Seine Stimme klang hohl und teilnahmslos.
»Hatte sie sich früher schon einmal
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