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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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dagegengenagelt.
    Sie fühlte sich wie eine Vandalin, als sie mit der Faust auf das Sperrholz einschlug. Es gab nach. Nun hatte sie gerade genug Platz, um sich mit den Fingern anzukrallen. Mit Mühe und Not konnte sie sich oben halten. Sie begann um Hilfe zu rufen.
    Der Regen wurde wieder heftiger. Vom immer stärker werdenden Wind angetrieben, peitschte er gegen das Gebäude und klatschte an die Fenster. Im Blumenbeet unter ihr bildeten sich bereits große Pfützen – als sie zufällig einmal in diese Richtung schaute. Hätte sie den Mount Everest bestiegen oder wäre an der Fassade des Empire State Building hinaufgeklettert, man hätte ihr den guten Rat gegeben, bloß nicht nach unten zu schauen. Sie würde das auf keinen Fall ein zweites Mal machen. Bloß nicht!
    Ihre Stimme verhallte ungehört im Wind. Aus ihrem lauten Schreien war inzwischen ein heiseres Krächzen geworden.

Kapitel 27
    Doherty machte sich nachdenklich auf den Rückweg zum vorderen Teil des Hauses, wo er das Auto geparkt hatte. Genau wie Honey blieb er stehen und bewunderte seine Umgebung.
    »Sehr schön«, murmelte er.
    Und das war es wirklich.
    Lord Macrottie nahm es sehr genau mit seinem Park und hielt alles Grün in bester Ordnung. Außerdem war er darauf bedacht, sein eigenes Gemüse anzubauen. Doherty hatte ihn für seinen grünen Daumen gelobt und dafür, dass Seine Lordschaft so umweltbewusst war.
    Er hätte gedacht, der Herr würde ein solches Kompliment mit einiger Liebenswürdigkeit entgegennehmen, aber da hatte er sich geirrt. Seine Lordschaft war entweder von Natur aus unliebenswürdig, oder das Kompliment war ihm völlig überflüssig erschienen.
    Der Kies knirschte unter Steves Schritten. Er ging zum Auto, machte die Tür auf und stieg ein.
    Zu seiner Überraschung war der Beifahrersitz leer. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte er auf die Polster, als hätte er sich geirrt oder als wäre Honey kurz in eine andere Dimension verschwunden und käme jeden Moment zurück.
    Obwohl der Regen einen munteren Sambarhythmus auf das Wagendach trommelte, musste er wieder aussteigen und sie suchen. Das gehörte sich einfach für einen Gentleman.
    Zum Glück hatte er einen Regenschirm im Auto, eines dieser schicken High-Tech-Geräte, die auf einen bloßen Knopfdruck aufsprangen.
    Er ging zum Haus zurück.
    »Honey?« Er rief ihren Namen nur einmal. Ein zweiter Ruf schien ihm Energieverschwendung, so laut wie der Regen jetzt prasselte.
    In der Einfahrt standen bereits Pfützen. Man hatte wohl nur eine sehr dünne Schicht Kies aufgebracht, gerade genug, um den Erdboden darunter zu verbergen.
    Die Pfützen wuchsen und begannen sich miteinander zu verbinden. Ihr Anblick erinnerte ihn an seine Lausbubenjahre. Er hatte damals die Pfützen mit Dämmen aus Steinchen und Matsch eingefasst, seinen eigenen Panamakanal gegraben und das Wasser von einer Pfütze in die andere umgeleitet.
    Das waren glückliche Zeiten, überlegte er, aber das Jetzt war auch nicht gerade schlecht, besonders seit er Honey kennengelernt hatte. Nicht dass er ihr das je gesagt hatte. Aber das würde er bald machen. Und er musste ihr von Cheryl und vor allem von Rachel erzählen. Honey hatte ihn immer fragend angeschaut, wenn er Anrufe von seiner Exfrau entgegennahm. Er hatte bisher nicht verraten, dass er eine Tochter hatte. Aber lange konnte er das nicht mehr durchhalten. Früher oder später würde sie es herausfinden.
    Er hielt die Augen starr auf die Pfützen gerichtet, während der Regen auf seinen Schirm prasselte.
    Plötzlich erwachte sein Handy zum Leben. Er war Cheryl, seine Exfrau.
    »Sie ist immer noch nicht zu Hause!«
    »Also, bei mir ist sie nicht.«
    »Woher will ich wissen, dass du nicht lügst?«
    Doherty seufzte. Wie zum Teufel hatten Cheryl und er überhaupt zueinander gefunden? Es musste der Sex gewesen sein. Die Vereinbarkeit der Charaktere war es jedenfalls nicht gewesen, und ganz sicher keine Liebe. Sie hassten einander von ganzem Herzen. Seine Tochter war das einzige Gute, was bei dieser Ehe herausgekommen war – und das war auch nur manchmal gut.
    »Hör mal, Cheryl, ich habe jetzt keine Zeit zum Reden. Ich habe zu tun.«
    »Wie immer.«
    Sie brach die Verbindung ab, ehe er die Gelegenheit hatte, irgendetwas zu erwidern.
    Er starrte das Handy an und überlegte sich, ob sie vielleicht Gedanken lesen konnte. Nein, entschied er. So weit war die Technik nun doch noch nicht fortgeschritten.
    Das Problem mit Cheryl war, dass sie sich immer gleich Sorgen

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