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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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machte, wenn sich Rachel einmal außer Sichtweite befand. Insbesondere, wenn sie glaubte, dass das Mädchen bei seinem Vater war.
    Aber Rachel war ja wirklich alt genug, um allein unterwegs zu sein, verflixt noch mal!
    Das Telefon klingelte ein zweites Mal. Da er den trüben Verdacht hatte, es könnte wieder Cheryl sein, überlegte er, ob er das Klingeln einfach ignorieren sollte. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht. Cheryl war es jedenfalls nicht.
    »Hallo.«
    »Dad.«
    Rachel!
    »Wo bist du?«
    »Ich bin noch in Bath. Ich suche mir hier eine Wohnung. Nach Hause gehe ich nicht zurück. Mir ist egal, was du sagst, ich gehe nicht zurück.«
    »Du willst also unabhängig sein.«
    Das würde ihm Cheryl natürlich nicht abnehmen. Er spürte förmlich, wie sich das Unwetter über ihm zusammenbraute.
    »Hilfst du mir, eine Bleibe zu finden?«
    »Wo bist du im Augenblick?«
    »Im Park.«
    »Großer Gott!« Er warf den Kopf zurück. »Du schläfst doch nicht etwa da?«
    »Nein. Mir hat ein Typ, der eine Weile wegmusste, seine Wohnung angeboten. Aber das ist nur für kurze Zeit.«
    »Okay«, sagte er und nickte langsam. »Ich helfe dir, eine Unterkunft zu finden.«
    Sie vereinbarten ein Treffen.
    Wegen der beiden Telefonate und des prasselnden Regens bekam Doherty nicht mit, dass Honey versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Wasser triefte überall vom Gebäude. Manche Tropfen waren größer als andere, und das Trommeln auf seinem Regenschirm war ohrenbetäubend.
    Honey sah ihn aus einem Augenwinkel.
    »Hallo!«, schrie sie.
    Er telefonierte. Er hörte sie nicht.
    Sie drehte sich so weit zu ihm hin, wie sie sich traute, ohne ihren Griff am Fenster zu lockern. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen und auch nicht hören, was er sagte.
    Das weiche Blei des Fensterrahmens wurde unter der Wärme und dem Druck ihrer Finger immer weicher. Es begann sich bereits nach außen zu beulen.
    »O Hilfe!«, murmelte sie mit schwacher Stimme vor sich hin. Dann lauter: »Steve! Hilf mir!«
    Der Regen prasselte nieder, und der Wind peitschte ihn mit Orkanstärke auf Steves Schirm.
    Jetzt stand Steve genau unter ihr. Ihren Ruf hatte er offensichtlich nicht gehört und schien vom Anblick der Pfützen und einer kleinen Ente, die sich darauf niedergelassen hatte, völlig hypnotisiert zu sein.
    Ihre Finger wurden allmählich taub. Das Haar klebte ihr patschnass am Kopf. Der Bleirahmen des Fensterstücks, an dem sie sich festhielt, wölbte sich immer weiter nach außen, und noch weiter und noch …
    Dann brach er.
    Es war schwer zu sagen, wen das am meisten überraschte: Honey, Steve Doherty oder die Ente, die sich wahrscheinlich auf dieser Pfütze ein paar ruhige Augenblicke fern derGroßfamilie erhofft hatte. Die Ente flog schnatternd auf. Steve landete platt auf dem Rücken.
    Er hatte genau im richtigen Augenblick den Kopf und den Regenschirm nach hinten gelegt. Honey stieß ihm beim Landen heftig in den Bauch, sodass er rücklings mitten in die Pfütze fiel, die er noch vor kurzer Zeit bewundert hatte. Der Regenschirm wirbelte wie ein Kreisel davon.
    »Was zum Teufel hast du da oben gemacht?«, keuchte Steve wütend.
    Er verlor nicht oft die Geduld mit ihr, aber dies war wohl einer jener seltenen Augenblicke.
    »Gott sei Dank, ich habe mir nichts gebrochen«, rief Honey erleichtert.
    »Na klar«, japste er. »Von mir kann ich das Gleiche nicht behaupten.«
    Er hielt sich einen Arm schützend vor den Bauch. Sie hatte ihm im wahrsten Sinn des Wortes den Atem geraubt.
    Sie entschuldigte sich wortreich und half ihm wieder auf die Beine. Er lehnte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und versuchte, normal Luft zu holen.
    »Puh! Fuh!«, krächzte er. Honey übersetzte das ungefähr so: Ich glaube, du hast meine Lungen perforiert, aber keine Sorge, das wird schon wieder.
    Er hustete noch ein paar Mal, ehe er sich aufrichtete und seine Frage von vorhin wiederholte – allerdings jetzt noch wütender und mit mehr Flüchen verziert.
    Honey zuckte bei jedem Wort zusammen und wagte nicht, ihn zu unterbrechen. Endlich schienen ihm entweder die Wörter oder die Luft auszugehen. Möglicherweise beides.
    Er starrte sie mit seinen tiefdunkelblauen Augen an. Zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort hätte sie ihn vielleicht leidenschaftlich umarmt. Heute jedoch nicht. Das Gras war zu nass und das Wetter wirklich zu unfreundlich. Trotzdem konnte sie sich eine liebevolle Geste nicht verkneifen.
    »Steve, Schatz. Lass es mich mit einem

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