Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
Vom Netzwerk:
Tochter sollte für dich an erster Stelle stehen.«
    »Ich mach das, wenn ich Zeit habe.«
    Seine Frau verstand ihn nicht, begriff zumindest nicht, dass seine Arbeit sein Leben regierte. Das hatte sie nie kapiert.
    Er unterbrach die Verbindung schnell, ehe sie weitere Forderungen stellen konnte. Er hatte heute Morgen eine Fahrerin, eine schnuckelige Blondine namens Christine Palmer, die gleiche Polizistin, die ihm jeden Morgen pünktlich seinen Kaffee servierte.
    Er wusste, dass sie eine Schwäche für ihn hatte, und sie war ja auch eine sehr nette junge Frau, aber obwohl er es sich nur ungern eingestand, war es Honey, die ihm den Atem raubte. Und nun diese Geschichte mit seiner Tochter. Es war sein eigener Fehler. Warum hatte er Honey nicht von Rachel erzählt?
    Er war die paar Gründe für sein Zögern durchgegangen. Honey hatte eine Tochter. Lindsey war ausgeglichen und sehr reif für ihr Alter, während seine Tochter eigenwillig war, was sie zweifellos von ihrer Mutter hatte. Hatte er vielleicht Angst, dass Honey ihn als Vater für einen Versagerhalten könnte? Darauf konnte ihm wahrscheinlich nur ein Psychiater eine Antwort geben.
    Es war ein grauer Tag, und der Westwind tat sein Möglichstes, um den Regen wegzuwehen.
    »Bitte fahren Sie bis ganz zum Ende«, sagte er zu Christine und deutete an die Stelle, wo das Absperrband der Spurensicherung flatterte und eine Gruppe von Polizeifahrzeugen stand.
    Der Polizeiarzt hatte seine Arbeit beendet. »Sie ist tot«, sagte er, als er Doherty bemerkte. »Aber schließlich«, fügte er mit dem Grinsen hinzu, mit dem er sich vor Gefühlen schützte, »schließlich steckt sie auch bis zum Ellbogen in Zement. Sehr alkalisches Milieu. Verbrennt einem die Haut innerhalb von Minuten.«
    Ein Polizist in Uniform half dem Mediziner aus den schweren Gummistiefeln, die er auf der Baustelle hatte tragen müssen.
    Doherty nickte, drehte sich dann um und schaute zu, wie der Leichnam aus dem Graben geborgen wurde. Mit einem schmatzenden Geräusch wurde die Tote aus dem klebrigen, halbfesten Zement gezogen und auf eine Plastikplane gebettet.
    »Die ist nicht sehr alt, oder, Sir?«
    Christine Palmer roch nach Weichspüler. Es war ein frischer, recht angenehmer Duft.
    Doherty nickte. »Sieht ganz so aus.«
    »Schöne Beine«, meinte sie. »Und auch eine gute Figur.«
    Mehr ließ sich über die Leiche in diesem Stadium nicht sagen, da sie noch von grauem Schlamm überzogen war.
    Er fühlte sich nicht wohl bei Christines Kommentaren. Er ging weg und sprach einen Beamten von der Spurensicherung an, den er recht gut kannte – Boyd hieß er.
    »Wissen wir schon, wer sie ist?«
    Boyd schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Wir haben keine Handtasche oder Geldbörse oder so gefunden.«
    Der Arzt hatte das mitgehört. »Sie trägt unter der Jackeeinen Ausweis. Ich habe allerdings den Namen nicht sehen können.«
    Doherty und der Mann von der Spurensicherung schauten einander stumm an. Boyd beugte sich sofort über das schlammige Bündel, das da vor ihm am Boden lag. Sorgfältig, um keine Beweise zu zerstören – in diesem Fall eine dicke Schicht Zement –, zog er mit geschickten Fingern den Ausweis hervor. Es war die Art von Karte, die man auf Konferenzen bekam: in einer Plastikhülle, die man sich anstecken konnte.
    Mit einem triumphierenden Blick, der eher zu einem aus dem Krieg heimkehrenden Kämpfer gepasst hätte als zu einem Polizisten, der bis zu den Knien im Dreck stand, erklärte er, wer die Tote war.
    »Karen Pinker. Kennen wir die?«
    Doherty nickte. »Ja, die kennen wir.«
    Sorgfältig darauf bedacht, seine Schuhe nicht schmutzig zu machen, trat er näher, um genauer hinzusehen. Tote waren nie ein schöner Anblick, ganz gleich, auf welche Weise sie ums Leben gekommen waren.
    Der Gerichtsmediziner war immer noch da. »Die ist nicht in dem Zeug ertrunken. Der Zementwagen ist eben erst angekommen.«
    Doherty nickte. Er hatte keinerlei Zweifel, dass dies die junge Frau war, die Honey als Miss Vollkommen bezeichnet hatte. Sie hatte sich damit auf Karen Pinkers äußere Erscheinung bezogen. Diese junge Dame war eine von der Sorte gewesen, die stets wie aus dem Ei gepellt aussah, die das Haus nicht ohne komplettes Make-up und makellos gekleidet verließ. Eigentlich ein bisschen wie seine Exfrau. Manche Frauen wuchsen aus so etwas heraus, wurden erwachsen und weniger ängstlich und genossen das Leben. Manche, zum Beispiel seine Exfrau, änderten sich nie.
    »Ich hätte den Bericht über die

Weitere Kostenlose Bücher