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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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zuckte die Achseln und schwang die Beine über die Bettkante. Als ihre Zehen den nackten Fußboden berührten, zuckte sie zusammen. Der flauschige Bettvorleger musste während der Nacht weggerutscht sein – oder als sie sich am Abend aufs Bett geworfen hatte. Warum um alles in der Welt hatte sie darauf bestanden, dass alle Fußbodendielen abgezogen und versiegelt wurden? Warum hatte sie nicht einfach überall Teppichboden legen lassen? Du wolltest deinen ganz individuellen Stil, sagte sie sich. Du musst einfach anders als die anderen sein.
    »Ach, nur so«, antwortete sie Lindsey.
    Sie spürte, wie die Augen ihrer Tochter ihr folgten: zum Kleiderschrank, zur Kommode und zur Badezimmertür.
    »Hat er dir einen Heiratsantrag gemacht?«
    Honey lachte. »Natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?«
    »Das war nicht meine Idee. Oma hat das gemeint. Sie war nicht sonderlich erfreut.«
    Honey schnitt eine Grimasse. »Das war zu erwarten. Aber keine Angst. Er hat mich nicht gebeten, ihn zu heiraten, also gibt es da kein Problem.«
    »Aha.«
    Honey entging nicht, wie Lindsey ihr »Aha« gesagt hatte.
    »Das war aber ein sehr interessanter Tonfall.«
    Lindsey zog sich das Handtuch vom Kopf. Ihr Haar fiel in nassen Strähnen herab, wie glänzender Tang. Die Farbe des Monats war Schokoladenbraun – mit einem blonden Streifen von der Stirn bis zum Hinterkopf. Die Frisur erinnerte Honey ein bisschen an Cruella deVille aus »101 Dalmatiner« oder an Mrs. Lily Dracula-Munster.
    »Du gibst mir ja auch interessante Antworten.«
    Eine ausdruckslose Miene und Lügen waren eher nicht Honeys Stärke – aber sie tat ihr Bestes.
    »Steve musste gestern Abend noch arbeiten. Und warum sollte ich allein bei ihm zu Hause hocken?«
     
    Frische Blumen zierten den Empfang. »Ich habe sie gleich ins Wasser gestellt«, sagte Anna.
    Der Strauß war offensichtlich als persönliches Geschenk gedacht, aber Anna wollte in letzter Zeit immer alles besonders gut machen und war außerordentlich hilfsbereit.
    Ein Dutzend rote Rosen! Die mussten einfach von Steve Doherty sein.
    »War eine Karte dabei?«
    »Ja.«
    Die Karte war so elegant wie der Strauß: goldene Buchstaben, Goldkante und eine persönliche Nachricht.
    »
Bin wieder in der Stadt. Würde liebend gern unsere Bekanntschaft auffrischen

    Die Unterschrift lautete John Rees.
    John Rees war vor einiger Zeit aufgetaucht, als sie gerade ihren Job als Verbindungsfrau des Hotelverbands zur Kripo an Land gezogen hatte. Damals hatte er mit Doherty um ihre Zuneigung gewetteifert. Doherty hatte schließlich das Rennen gemacht, möglicherweise, weil sie viel Zeit miteinander verbringen mussten, und auch, weil John aus Bath verschwunden war und nun jemand anders seinen Buchladen für ihn führte.
    Es stand eine Telefonnummer dabei.
    Nun, fragte sie sich und schaute zur Decke, als erwartete sie von dort eine Eingebung. In einem Liebesroman würde jetzt mein Herz einen Schlag lang aussetzen. Macht es das?
    Mit Liebesromanen kannte sie sich ziemlich gut aus, hauptsächlich, weil ihre Mutter ganze Regale voller Schmonzetten hatte. Ihre Mutter war eine unverbesserliche Romantikerin, der bei dem Gedanken, dass jemand niederknien und aus ihrem Stöckelschuh Champagner schlürfen würde, die Wonneschauer über den Rücken rieselten.
    Sich selbst schätzte Honey eher als praktische Natur ein. Sie mochte es, wenn sich Männer wie Männer benahmen, ihr aber genug Raum ließen, ihre weibliche Seite auszuleben.
    Die Beschreibung passte blendend auf John. Auf Steve Doherty eigentlich auch, aber dass er ihr nicht von seiner Tochter erzählt hatte, machte sie wütend. Was sollte das denn?
    »Wunderschön«, meinte Lindsey und vergrub ihre Nase in einer leuchtend roten Rose. »Dem guten Steve tut offensichtlich sehr leid, was immer er gemacht hat.«
    »Nein, tut es ihm nicht.«
    Honey wedelte mit der Karte in der Luft herum und machte sich auf den Weg ins Büro.
    John Rees hatte ihr Blumen geschickt. Steve Doherty nicht. Der hatte seine Chance verpasst. Sie nahm den Hörer ab und wählte Johns Nummer.

Kapitel 29
    Steve Doherty konnte sich an viele schlechte Eigenschaften seiner Exfrau erinnern. Ungeduld war eine davon. Wenn sie etwas wollte, dann gefälligst sofort. Ganz egal, ob er etwas anderes zu tun hatte oder nicht. Was sie wollte, hatte stets Vorrang. Und die Zeit hatte sie in dieser Beziehung nicht sanftmütiger gestimmt.
    »Wann redet du endlich mit Rachel?«
    »Jetzt nicht. Ich habe zu tun.«
    »Deine

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