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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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sie die dichte, graue Brustbehaarung sah. Er empfing sie mit einem knappen Lächeln und einem leeren Blick. »Wir hatten früher in der Firma auch eine Softball-Mannschaft«, sagte er. »Ist aber schon Jahre her. Als ich da angefangen habe. Nach den Spielen sind wir dann auch meistens in so eine Bar gegangen. Sherry ist
auch mitgekommen. Sie hat eins von diesen feschen Softball-Shirts getragen - Sie wissen schon, so ein enges, weißes mit Dreiviertelarmen.«
    Wendy nickte. Phil sprach etwas verschwommen.
    »Mein Gott, sie war so wunderschön.«
    Sie wartete, dass er weitersprach. Die meisten Leute taten das. Das Geheimnis eines guten Interviewers bestand darin, die Stille zu ertragen und sie nicht zu füllen, indem man selbst zu reden anfing. Ein paar Sekunden vergingen. Dann noch ein paar. Okay, so viel zum Schweigen. Manchmal musste man sein Gegenüber auch ein bisschen auf Trab bringen.
    »Sie ist immer noch schön«, sagte Wendy.
    »Klar doch«, das knappe Lächeln schien eingefroren zu sein. Sein Bier war leer. Seine Augen glänzten, sein Gesicht war vom Alkohol gerötet. »Aber sie guckt mich nicht mehr so an wie früher. Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie unterstützt mich. Sie liebt mich. Sie sagt und tut all die richtigen Sachen. Aber ich seh es in ihren Augen. Ich bin für sie nicht mehr derselbe Mann.«
    Wendy fragte sich, welche Antwort darauf nicht herablassend klingen würde, aber »Das kann ich mir gar nicht vorstellen« oder »Tut mir leid« blieben an der Hürde hängen. Wieder beschloss sie, lieber zu schweigen.
    »Wollen Sie einen Drink?«, fragte er.
    »Gern.«
    »Ich hab mir ein paar Bud Lights reingezogen.«
    »Klingt gut«, sagte sie. »Aber ich nehm lieber ein normales Budweiser.«
    »Wie wär’s mit ein paar Nachos?«
    »Haben Sie schon gegessen?«
    »Nein.«
    Sie nickte, vor allem jedoch, weil sie meinte, dass er etwas feste Nahrung vertragen konnte. »Nachos klingt gut.«

    Phil winkte die Kellnerin heran. Sie trug ein tief ausgeschnittenes, schwarz-weiß gestreiftes Schiedsrichter-Hemd - was auch den Namen Love the Zebra erklärte. Ihr Namensschild verriet ihnen, dass sie Ariel hieß. Sie hatte eine Trillerpfeife um den Hals hängen und sich, um den Look zu vervollständigen, schwarze Streifen unter die Augen gemalt. Wendy hatte zwar noch nie einen Schiedsrichter mit schwarzen Streifen unter den Augen gesehen, die hatten eigentlich nur die Spieler, doch dieser leichte Mix der Outfits war allenfalls von geringer Bedeutung.
    Sie bestellten.
    »Wissen Sie was?«, sagte Phil und sah der Kellnerin nach.
    Wieder wartete sie.
    »Ich hab früher in so einer Bar gearbeitet. Na ja, nicht in genauso einer, das war so eine Restaurantkette mit einer Bar in der Mitte. Sie wissen schon. Die sind immer in Grün gehalten, und die Wände sind etwas altbacken, so im Stile einer guten, alten Zeit dekoriert.«
    Wendy nickte. Sie wusste, welche Restaurants er meinte.
    »Da hab ich auch Sherry kennengelernt. Ich habe als Barkeeper gearbeitet. Sie war eine von diesen quirligen Kellnerinnen, die sich den Gästen sofort mit Namen vorstellten und fragten, ob man nicht mit der Vorspeise anfangen wollte, die gerade auf der Tageskarte stand.«
    »Ich dachte, Sie stammen aus einem reichen Elternhaus?«
    Phil gluckste kurz, legte den Kopf in den Nacken und trank den letzten Schluck aus der fast leeren Flasche. Sie fürchtete schon, dass er das Bier neben den Mund schütten würde. »Tja, unsere Eltern waren wohl der Meinung, dass wir zwischendurch auch arbeiten sollten. Wo waren Sie heute Abend noch?«
    »In der Highschool meines Sohns.«
    »Warum?«

    »Ein Vorbereitungstreffen für die Project Graduation«, sagte sie.
    »Hat Ihr Sohn schon eine Zulassung für die Uni?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    Sie rutschte ein Stück vor. »Warum wollten Sie sich mit mir treffen, Phil?«
    »War die Frage zu privat? Tut mir leid.«
    »Ich möchte einfach nur zur Sache kommen. Es ist schon spät.«
    »Ich hänge wohl gerade ein bisschen meinen Gedanken nach. Ich guck mir diese Jugendlichen an, denen man den gleichen lächerlichen Traum verkauft wie uns damals. Ihr müsst fleißig lernen, damit ihr gute Noten bekommt. Und euch intensiv auf die SAT-Tests vorbereiten. Treibt Sport, wenn ihr könnt. Das mögen die an den Unis. Achtet darauf, dass ihr ausreichend außerschulische Aktivitäten im Lebenslauf habt. Wenn ihr das tut, könnt ihr euch in einer der angesehensten Unis einschreiben. Als wären die ersten siebzehn Lebensjahre eines

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