In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
draußen. Alkohol und Drogen waren natürlich verboten, obwohl ein paar Teenager in den letzten Jahren welche hineingeschmuggelt hatten. Trotzdem, mit den Aufsichtspersonen vor Ort und dem Bustransfer schien die Project Graduation eine großartige Alternative zu den früher üblichen Partys zu sein.
»Ich möchte Ihnen jetzt die hart arbeitenden Leiter der verschiedenen Komitees vorstellen«, sagte Millie Hanover. »Stehen Sie bitte auf, wenn ich Ihren Namen nenne.« Sie stellte die Leiter der Komitees für die Einrichtung, das Catering, den Transport und die Öffentlichkeitsarbeit vor. Alle wurden mit donnerndem Applaus begrüßt. »Alle anderen Anwesenden möchte ich jetzt bitten, sich als freiwillige Mitarbeiter für eins dieser Komitees zur Verfügung zu stellen. Ohne Ihre Hilfe schaffen wir das nicht, und dies ist eine wunderbare Möglichkeit dazu beizutragen, dass Ihre Kinder im Zuge der Abschlussfeierlichkeiten positive Erfahrungen machen. Vergessen Sie nicht, dass es um Ihre Kinder geht und Sie sich nicht auf andere verlassen dürfen.« Sich vorzustellen, dass Millies Stimme noch herablassender klang, dazu hätte es großer Fantasie bedurft. »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, die Listen, in die Sie sich eintragen können, liegen nachher in der Lobby aus.«
Dann stellte Rektor Zecher den Kasseltoner Polizisten Dave Pecora vor, den Sicherheitsbeauftragten der Stadt, der daraufhin einen kurzen Vortrag über die Gefahren von Partys nach Abschlussfeiern hielt. Er erzählte vom Comeback des Heroins, von Pharm-Partys, bei denen die Jugendlichen zu Hause verschreibungspflichtige Medikamente stahlen, sie in eine große Schüssel warfen und damit herumexperimentierten. Vor gut einem Jahr hatte Wendy eine Sendung über Pharm-Partys vorbereitet,
war dann jedoch nicht weitergekommen, weil sie niemanden fand, der tatsächlich an einer teilgenommen hatte, und sich herausstellte, dass es sich bei den vermeintlichen Beweisen ausschließlich um Gerüchte und Anekdoten handelte. Ein Beamter der Drogenkommission hatte ihr dann auch erzählt, dass Pharm-Partys wohl eher ein moderner Mythos waren und es sie in der Realität gar nicht oder so gut wie gar nicht gab. Dann warnte Officer Pecora vor den Gefahren des Alkoholkonsums bei Minderjährigen: »Viertausend Kinder und Jugendliche sterben im Jahr an übermäßigem Alkoholkonsum«, wobei er allerdings nicht sagte, ob diese Zahl für die USA oder weltweit galt und wie alt diese Jugendlichen waren. Außerdem wiederholte er noch einmal, dass »Eltern ihren Kindern niemals einen echten Gefallen« damit taten, wenn sie eine Party organisierten, bei der Alkohol ausgeschenkt wurde. Mit ernster Miene führte er mehrere Fälle an, in denen die erwachsenen Gastgeber solcher Partys wegen Totschlags zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren. Danach begann er sogar mit großer Anschaulichkeit die Erfahrungen dieser Eltern im Gefängnis zu beschreiben - Wendy fühlte sich wie in der Erwachsenenversion des Dokumentarfilms Scared Straight .
Wendy sah verstohlen auf die Uhr, und auch das erinnerte sie wieder an früher, als sie noch zur Schule gegangen war. Halb zehn. Drei Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Erstens wollte sie hier raus und wissen, was der plötzlich so geheimnisvolle Phil Turnball von ihr wollte. Zweitens sollte sie sich wahrscheinlich für irgendein Komitee einschreiben, obwohl ihr die ganze Project Graduation nicht wirklich geheuer war - zum Teil, weil sie es wieder einmal für ein Beispiel dafür hielt, dass die Eltern sich um jeden Mist kümmerten, der mit ihren Kindern zu tun hatte, und diese Kinder dabei paradoxerweise aus dem Blickfeld gerieten. Trotzdem war es - wie Millie
schon so herablassend gesagt hatte - nicht fair, die anderen die Arbeit für etwas machen zu lassen, an dem auch ihr Sohn Charlie teilnehmen würde.
Und drittens, und das war vielleicht das Wichtigste, musste sie immer wieder an Ariana Nasbro denken und daran, dass das Fahren unter Alkoholeinfluss John umgebracht hatte. Sie konnte nicht umhin, sich die Frage zu stellen, ob Ariana Nasbros Eltern nicht vielleicht eine dieser übertriebenen Veranstaltungen hätten besuchen sollen und ob durch all diesen unübersehbaren Sicherheits-Overkill nicht tatsächlich in den nächsten Wochen ein Leben gerettet wurde, so dass es einer anderen Familie nicht genauso erging wie Charlie und ihr.
Pete Zecher war wieder auf dem Podium, bedankte sich bei allen Anwesenden und erklärte die Versammlung
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