In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
er den Campus-Bus geklaut hat. Einige Professoren wollten ihn exmatrikulieren, aber genau wie bei Phil war das Teil eines Spiels. Dieser Freund wurde dann für zwei Wochen von der Universität suspendiert. Ich muss zugeben, dass ich mich damals auch daran beteiligt habe. Mein Team hat das Auto eines Professors mit Farbe besprüht. Dreißig Punkte. Ein Freund von mir hat einen Kugelschreiber vom Schreibtisch eines berühmten Schriftstellers gestohlen, der für ein Semester eine Gastprofessur innehatte. Alle Wohnheime sind gegeneinander angetreten. Im Prinzip war der ganze Campus beteiligt.«
»Beteiligt woran?«, fragte sie.
Lawrence Cherston lächelte. »An der Jagd natürlich«, sagte er. »Der College-Trophäenjagd.«
ZWEIUNDDREISSIG
W ir dürfen nicht mehr auf die Jagd gehen …«
Das hatte Kelvin Tilfer gesagt.
Vielleicht war das die Erklärung. Sie stellte Lawrence Cherston noch ein paar Fragen dazu, auch über das Narbengesicht und die anderen Sachen, erfuhr aber nichts Neues. Phil Turnball war bei der College-Trophäenjagd an einem Ort erwischt worden, an dem er nicht hätte sein dürfen. Dafür war er von der Uni geflogen. Ende.
Als Wendy zum Wagen zurückging, nahm sie das Handy aus der Tasche, um Phil anzurufen.
Sie hatte sechs Nachrichten bekommen.
Bei ihrem ersten Gedanken rutschte ihr das Herz in die Hose: Charlie ist etwas zugestoßen.
Sie drückte schnell auf das M , um ihre Mailbox abzurufen. Als sie die erste Nachricht hörte, fiel die Angst von ihr ab. Es ging nicht um Charlie. Aber schön war es trotzdem nicht.
» Hi, Wendy, hier spricht Bill Giuliano von ABC-News. Wir würden gerne mit Ihnen über die Vorwürfe wegen Ungebührlichen Verhaltens sprechen …« Piieep.
»Wir schreiben eine Story über Ihre Affäre mit Ihrem Boss und würden gern Ihre Version der Geschichte hören …« Piieep.
»Einer der vermeintlichen Pädophilen, die Sie in Ihrer Sendung bloßgestellt haben, nutzt die neuen Berichte über Ihr sexuell aggressives Verhalten, um die Wiederaufnahme des Verfahrens zu fordern.
Er behauptet jetzt, Sie wären eine verschmähte Liebhaberin und hätten ihm eine Falle gestellt …« Piieep.
Sie drückte die Löschen-Taste und sah ihr Handy an. Mist. Wie gern wäre sie darüber erhaben gewesen, hätte die ganze Sache einfach vergessen.
Aber, verdammt, sie saß so richtig tief in der Scheiße.
Vielleicht hätte sie auf Phil hören und die Finger davon lassen sollen. Jetzt hatte sie keine Chance mehr, aus dieser Sache unversehrt herauszukommen - ganz egal, was sie tat. Das war vorbei. Selbst wenn sie den Drecksack erwischte, der diesen ganzen Mist ins Internet gestellt hatte, und ihn (oder sie) dazu brachte, während der Live-Übertragung des Super Bowl zu gestehen, dass es ein Haufen Lügen war, es würde trotzdem etwas hängen bleiben. So unfair es auch war, der Gestank würde ihr noch lange anhaften - wahrscheinlich für immer.
Aber schließlich hatte es keinen Sinn, sich über Dinge zu ärgern, die man nicht mehr ändern konnte, oder?
Wieder kam ihr ein Gedanke: Könnte man nicht das Gleiche über die Männer sagen, die sie in ihrer Sendung erwischt hatte?
Selbst wenn die Unschuld dieser Männer am Ende bewiesen wurde, würden sie den Ruf, ein Kinderschänder zu sein, nie wieder loswerden. Vielleicht war das hier eine Art ausgleichende Gerechtigkeit. Vielleicht war ihr Karma einfach mal wieder total biestig.
Sie hatte jetzt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Oder vielleicht hatte das, was sie hier tat, ohnehin mit diesen Anschuldigungen zu tun. Irgendwie schien alles mit allem zusammenzuhängen - was sie getan hatte, was mit den Männern passierte, die sie bloßgestellt hatte, und was mit diesen Typen aus Princeton geschah. Sobald sie ein Problem gelöst hatte, würde der Rest sich von selbst ergeben.
Ob es ihr passte oder nicht, ihr Leben war in dieses ganze Chaos verwoben. Sie konnte jetzt nicht einfach alles stehen und liegen lassen.
Phil Turnball war exmatrikuliert worden, weil er an einer College-Trophäenjagd teilgenommen hatte.
Das bedeutete, dass er sie bestenfalls belogen hatte, als sie ihm von Kelvin und seinem Zetern über die Jagd erzählt hatte. Schlimmstenfalls … na ja, was das Schlimmste sein könnte, wusste sie noch nicht. Sie wählte Phils Handynummer. Er meldete sich nicht. Sie wählte seine Privatnummer. Auch da meldete sich niemand. Sie rief noch einmal Phils Handy an und hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox.
»Ich weiß alles
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