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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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über die Trophäenjagd. Rufen Sie mich an.«
    Fünf Minuten später klopfte sie beim Studiendekan an die Tür. Es öffnete niemand. O nein. So einfach ließ sie sich nicht abspeisen. Sie ging ums Haus und sah durch die Fenster. Es brannte kein Licht. Sie trat direkt an die Fenster und spähte hinein. Wenn die Campus-Polizei vorbeikam, würde sie versuchen, nicht vor Angst zu zittern.
    Eine Bewegung.
    »Hey!«
    Keine Antwort. Sie sah noch einmal genau hin. Nichts. Sie klopfte ans Fenster. Es kam niemand. Sie ging wieder zur Haustür und trommelte dagegen. Hinter ihr sagte eine Männerstimme: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sie drehte sich um. Als sie den Sprecher sah, kam ihr sofort das Wort »Geck« in den Sinn. Die welligen Haare des Manns waren einen Tick zu lang. Er trug eine Tweed-Jacke mit Lederbesatz und eine Fliege - ein Aussehen, das nur in der entmaterialisierten Luft höherer Bildungsinstitutionen gedeihen oder überhaupt entstehen konnte.
    »Ich suche den Studiendekan«, sagte Wendy.

    »Ich bin Dekan Lewis«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    Keine Zeit für Spiele oder Subtilität, dachte sie. »Kennen Sie Dan Mercer?«
    Er zögerte, als dächte er darüber nach. »Der Name sagt mir etwas«, sagte der Dekan. »Aber …« Er breitete die Arme aus und zuckte die Achseln. »Müsste ich ihn denn kennen?«
    »Ich denke schon«, sagte Wendy. »Er ist in den letzten zwanzig Jahren jeden zweiten Samstag bei Ihnen zu Besuch gewesen.«
    »Ah.« Er lächelte. »Ich wohne erst seit vier Jahren in diesem Haus. Davor war es das meines Vorgängers, Dekan Pashaian. Aber ich glaube, ich weiß, von wem Sie sprechen.«
    »Warum hat er Sie besucht?«
    »Das hat er nicht. Na ja, er war schon hier. Aber nicht um mich zu besuchen und Dekan Pashaian übrigens auch nicht.«
    »Was wollte er dann?«
    Er ging an ihr vorbei, schloss die Tür auf und stieß sie an. Sie öffnete sich knarrend. Er steckte den Kopf hinein. »Christa?«
    Es war dunkel im Haus. Als er hineinging, winkte er ihr, dass sie ihm folgen sollte. Das tat sie. Im Foyer blieb sie stehen.
    Eine Frauenstimme rief: »Dekan?«
    Schritte kamen auf sie zu. Wendy sah den Dekan an. Er warf ihr einen Blick zu, in dem eine Warnung zu liegen schien.
    Was zum …?
    »Ich bin im Foyer«, sagte er.
    Mehr Schritte. Dann sagte eine Frau - Christa?: »Ihr Vier-Uhr-Termin wurde abgesagt. Außerdem brauchen Sie nicht …«
    Christa kam von links aus dem Esszimmer. Sie blieb stehen. »Oh, ich wusste nicht, dass Sie in Begleitung sind.«
    »Sie ist nicht meinetwegen hier«, sagte Dekan Lewis.
    »Ach?«

    »Ich glaube, sie möchte mit Ihnen sprechen.«
    Die Frau drehte den Kopf zur Seite, fast wie ein Hund, wenn er versucht, ein neues Geräusch zu erkunden. »Sind Sie Wendy Tynes?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Christa nickte, als hätte sie das erwartet. Sie trat noch einen Schritt vor. Jetzt fiel etwas Licht auf ihr Gesicht. Nicht viel. Aber genug. Und als Wendy dieses Gesicht sah, hätte sie beinah laut nach Luft geschnappt - nicht wegen des Anblicks, obwohl das unter normalen Umständen gereicht hätte. Nein, Wendy hätte beinah nach Luft geschnappt, weil sie plötzlich eine Antwort auf eine weitere ihrer Fragen bekommen hatte.
    Obwohl sie sich im dunklen Haus aufhielt, trug Christa eine Sonnenbrille. Doch das war nicht das Erste, was einem ins Auge fiel.
    Das Erste, was einem bei Christas Anblick ins Auge fiel, waren die breiten, roten Narben, die kreuz und quer durch ihr Gesicht liefen.
     
    Narbengesicht.
    Sie stellte sich als Christa Stockwell vor.
    Sie sah aus, als könnte sie um die vierzig sein, allerdings war ihr Alter sehr schwer zu schätzen. Sie war schlank, gut einen Meter siebzig groß, hatte zierliche Hände und ging sehr aufrecht. Die beiden Frauen setzten sich an den Küchentisch.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir die Beleuchtung so dunkel lassen?«, fragte Christa.
    »Ganz und gar nicht.«
    »Es ist nicht, wie Sie denken. Ich weiß, dass die Leute mich anstarren. Das ist auch ganz normal. Mit diesen Leuten komme ich besser zurecht als mit denen, die so tun, als sähen sie die Narben nicht. Das wird dann schwierig, weil das Problem so
offensichtlich ist, aber keiner sich darüber zu sprechen traut, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich denke schon.«
    »Seit dem Unfall sind meine Augen extrem lichtempfindlich. Daher fühle ich mich im Dunkeln wohler. Wie passend, oder? Studenten der Philosophie und Psychologie hätten bestimmt einen Mordsspaß an dieser

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