In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
auch nur ein. Eine Gruppe blutsaugender, überbezahlter, narzisstischer Yuppies, die sich einst als Herrscher des Universums gefühlt hatten, sich selbst immer noch viel zu wichtig nahmen und sich über die Wirtschaftslage beklagten, für deren schlechten Zustand sie zu einem nicht unerheblichen Teil durch ihr Parasitentum mitverantwortlich waren - und das alles, während sie Kaffee für fünf Dollar pro Becher tranken.
Wirklich unglaublich tragisch!
Als sie den Starbucks betrat, sah sie Phil Turnball hinten rechts in der Ecke. Er trug einen frisch gebügelten Anzug und saß mit drei anderen Männern um einen Tisch herum. Einer trug weiße Tenniskleidung und drehte einen Tennisschläger in der Hand, als wartete er darauf, dass Roger Federer endlich aufschlug. Ein anderer hatte ein Babytuch um die Schultern gebunden, komplett mit, äh, einem Baby drin. Er wippte es sanft auf und ab, zweifelsohne damit es ruhig und zufrieden blieb. Der vierte Mann, dem alle gerade wie gebannt lauschten, trug eine übergroße Baseballkappe, deren flacher Schirm verwegen nach oben rechts gerichtet war.
»Gefällt es euch nicht?«, fragte Schrägkappe.
Jetzt, wo sie näher dran war, sah sie, dass Schrägkappe wie Jay-Z aussah - wenn Jay-Z nie Krafttraining gemacht hätte, plötzlich zehn Jahre gealtert und ein käsigweißer Typ wäre, der krampfhaft versuchte, wie Jay-Z auszusehen.
»Nein, nein, Fly, versteh mich nicht falsch«, sagte der Kerl in Tenniskleidung. »Es ist voll aufrichtig und so. Total aufrichtig.«
Wendy runzelte die Stirn. Aufrichtig?
»Aber - und das ist nur eine kleine Anregung - ich glaube nicht, dass die Zeile so hinhaut. Du weißt schon, mit den schwingenden Möpsen und so?«
»Hm. Zu plastisch?«
»Vielleicht.«
»Weil ich einfach ich selbst sein muss, alles klar? Voll authentisch, okay? Heute Abend im Blend. Open Mike. Total krass. Da kann ich vor den Leuten nicht abkacken.«
»Ich hab schon verstanden, Fly, alles paletti. Und du reißt den anderen voll den Arsch auf, kein Problem. Aber Halskette?« Tenniskleidung breitete die Arme aus. »Das passt vom Thema her nicht. Du brauchst einen andern Verweis auf Möpse. Und Hunde tragen schließlich keine Halsketten, oder?«
Beifälliges Gemurmel am Tisch.
Der Möchtegern-Jay-Z - Fly? - bemerkte die sich zögernd nähernde Wendy. Er senkte den Kopf. »Yo, checkt’s ab, Shawty auf fünf Uhr.«
Alle drehten sich zu ihr um. Außer Phil entsprachen sie nicht dem, was Wendy erwartet hatte. Man hätte denken sollen, dass Mrs. Turnball sie vor dieser peinlichen Ansammlung von Ex-Herrschern des Universums hätte warnen müssen.
»Moment.« Der Mann in Tenniskleidung. »Ich kenne Sie. NTC News. Wendy irgendwas, stimmt’s?«
»Wendy Tynes, ja.«
Alle außer Frank Turnball lächelten.
»Sind Sie hergekommen, um über Flys Gig heute Abend zu berichten?«
Wendy dachte, dass eine Story über diese Gestalten nach einer echten Irrsinnsidee klang. »Später vielleicht«, sagte sie. »Aber im Moment bin ich hier, weil ich mit Phil sprechen wollte.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
»Sie brauchen überhaupt nichts zu sagen. Kommen Sie. Ich muss Ihnen etwas unter vier Augen erzählen.«
Als sie den Starbucks verließen und die Straße zurückgingen, sagte Wendy: »Das ist also der Fathers Club?«
»Wer hat Ihnen davon erzählt?«
»Ihre Frau.«
Er sagte nichts.
»Und was ist das für eine Sache«, fuhr Wendy fort, »mit diesem Vanilla Ice da drin?«
»Norm … na ja, eigentlich sollen wir ihn Fly nennen.«
»Fly?«
»Kurzform von Ten-A-Fly. Das ist sein Rap-Name.« Wendy versuchte, nicht zu seufzen. Tenafly war ein nahegelegener Ort in New Jersey.
»Norm … Fly … war ein brillanter Marketing-Manager bei Benevisti Vance in Manhattan. Er ist jetzt seit, äh, ungefähr zwei Jahren arbeitslos, meint aber, ein neues Talent in sich entdeckt zu haben.«
»Welches?«
»Das Rappen.«
»Bitte sagen Sie mir, dass das ein Witz ist.«
»Das ist wie beim Trauern«, sagte Phil. »Alle gehen das ein bisschen anders an. Fly glaubt, dass er eine ganz neue Marktnische auftun kann.«
Sie kamen zu Wendys Auto. Sie entriegelte die Türen. »Rappen?«
Phil nickte. »Er ist der einzige weiße Rapper mittleren Alters aus New Jersey. Behauptet er jedenfalls.« Sie setzten sich auf die Vordersitze. »Also, was wollen Sie von mir?«
Es gab sowieso keine einfache Möglichkeit, es ihm mitzuteilen, also sagte sie es ganz direkt.
»Dan Mercer wurde gestern
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