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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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arbeiten. Er fand keinen anderen Job. Zwei Jahre später,
mit achtundfünfzig, starb er an einem Herzanfall an dem Küchentisch, an dem er immer noch Tag für Tag saß, Stellenanzeigen las und Bewerbungsbriefe schrieb.
    »Also wollen Sie mir nicht helfen?«, fragte Wendy.
    »Wobei? Dan ist tot.«
    Phil Turnball streckte seine Finger nach dem Türgriff aus. Wendy legte ihm die Hand auf den Arm. »Eine Frage noch, bevor Sie gehen: Warum glauben Sie, dass Dan zu Unrecht beschuldigt wurde?«
    Er überlegte, bevor er antwortete. »Ich glaube, man bekommt ein Gefühl dafür, wenn es einem widerfährt.«
    »Ich versteh nicht, was Sie meinen.«
    »Kein Problem. Es ist auch nicht weiter wichtig.«
    »Ist Ihnen etwas widerfahren, Phil? Was habe ich übersehen?«
    Er gluckste, allerdings ohne jeden Anflug von Humor. »Kein Kommentar, Wendy.« Er öffnete die Tür.
    »Aber …«
    »Jetzt nicht«, sagte er und öffnete die Tür. »Jetzt mache ich erst einmal einen Spaziergang und denke ein bisschen an meinen alten Freund. Zumindest das hat Dan wirklich verdient.«
    Phil Turnball stieg aus dem Wagen, strich sein Jackett glatt und entfernte sich in Richtung Norden, weg von ihr und weg von seinen Freunden im Starbucks.

ZWÖLF
    S chon wieder eine tote Hure.
    Frank Tremont, Ermittler in Essex County, zog seine Hose am Gürtel hoch, sah auf die junge Frau hinab und seufzte. Immer die gleiche Leier. Newark, South Ward, nicht weit entfernt vom Beth Israel Hospital und doch eine ganz andere Welt. Der Geruch von Verwesung lag in der Luft, aber er stammte nicht nur von der Leiche. Hier roch es immer so. Hier räumte nie jemand auf. Das versuchte nicht einmal jemand. Alle lungerten einfach faul im Niedergang herum.
    Also noch eine tote Hure.
    Sie hatten ihren Zuhälter schon wegen des Mordes festgenommen. Die Hure hatte ihn »gedisst« oder so was, also hatte er ihr beweisen müssen, was für ein toller Kerl er doch war, indem er ihr die Kehle durchschnitt. Er hatte das Messer bei seiner Festnahme noch bei sich. Cleverer Bursche, ein echtes Genie. Es dauerte ungefähr sechs Sekunden, bis Frank ihm ein Geständnis entlockt hatte. Er hatte nur gesagt: »Ich hab gehört, dass du nicht den Mumm hast, eine Frau zu verletzen.« Das hatte dem Zuhälter-Genie schon gereicht, um ihm mal klar zu sagen, wie das bei ihm alles lief.
    Er starrte die tote Frau an, die irgendwas zwischen fünfzehn und dreißig Jahre alt war. Das ließ sich hier draußen am Straßenrand zwischen dem üblichen Müll wie zerquetschten Getränkedosen, alten McDonald’s-Packungen und leeren Bierflaschen nicht sagen. Frank musste an seinen letzten Fall zurückdenken,
bei dem es um eine tote Hure ging. Da war ihm die Ermittlung nach kurzer Zeit um die Ohren geflogen. Und das war einzig und allein sein Fehler gewesen. Er hatte sich von Anfang an auf den Holzweg locken lassen und dadurch alles versaut. Wahrscheinlich waren deswegen dann noch mehr Menschen gestorben, aber es hatte keinen Sinn, sich darüber jetzt noch den Kopf zu zerbrechen. Er hatte den Fall vermasselt und daraufhin seinen Job verloren. Der Bezirksstaatsanwalt und die Chefermittlerin hatten ihm nahegelegt, in den Ruhestand zu gehen. Er hatte dafür auch schon alles geregelt.
    Aber dann hatte er noch den Fall der vermissten Haley McWaid zugewiesen bekommen.
    Er war zu seinen Bossen gegangen und hatte darum gebeten, noch so lange im Dienst bleiben zu dürfen, bis der Fall gelöst war. Seine Bosse hatten Verständnis gezeigt. Aber das war inzwischen drei Monate her. Frank hatte sich intensiv mit der Suche nach dem Teenager beschäftigt. Er hatte andere Dienststellen hinzugezogen, das FBI, Kollegen, die sich mit dem Internet auskannten, und auch Profiler, eigentlich alle, die seiner Meinung nach womöglich helfen konnten. Er wollte weder Ruhm noch Ehre einheimsen, er wollte nur, dass das Mädchen gefunden wurde.
    Aber sie hatten überhaupt keine Spur.
    Frank Tremont musterte die Leiche. So etwas begegnete man oft in diesem Job. Man hatte es mit Junkies und Huren zu tun, die ihr Leben einfach wegwarfen, sich besoffen oder bekifften oder sich durchschnorrten, außerdem wurden sie zusammengeschlagen oder schwanger, setzten Gott weiß wie viele Kinder von Gott weiß wie vielen verschiedenen Vätern in die Welt, und all das ergab einfach keinen Sinn. Die meisten mogelten sich irgendwie durch, schlurften teilnahmslos durch ihr jämmerliches Leben und hinterließen keinen bleibenden
Eindruck - und wenn sie doch einmal

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