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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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durch mein Haar, warmes Wasser lief über meine Kopfhaut. Ich roch nach Früchten und tropischen Wäldern. Ein Handtuch wurde mir wie ein Turban um den Kopf geschlungen. Jemand stellte eine Tasse Kaffee vor mich hin. Draußen hatte es wieder zu schneien begonnen.
    Als Penny anfing zu schneiden, schloss ich wieder die Augen.
    Ich hörte die Schere schnippen und spürte, wie eine Haarsträhne an meiner Wange hinunterglitt. Bald fühlten sich mein Nacken und meine Ohrläppchen seltsam entblößt an. Penny befeuchtete mein Haar mit Wasser aus einer Sprühflasche. Sie schnitt ruhig vor sich hin und sprach mich nur an, wenn ich mich anders hinsetzen sollte.
    Gelegentlich beugte sie sich vor und blies ein paar Härchen weg. Als ich dabei einmal die Augen aufschlug, sah ich ein kleines, bleiches, nacktes Gesicht vor mir.
    Meine Nase und mein Mund wirkten zu groß, mein Hals zu dünn. Schnell machte ich die Augen wieder zu und versuchte an andere Dinge zu denken. An Essen beispielsweise. Wenn ich hier fertig war, würde ich mir in dem Feinkostladen, den ich ein Stück straßabwärts entdeckt hatte, ein leckeres Gebäckstück kaufen, etwas Süßes, Würziges. Mit Birne und Zimt vielleicht. Oder ein Stück Möhrenkuchen. Vielleicht auch einen Apfel, einen großen, grünen, sauren Apfel.
    »Was halten Sie davon?«
    Ich zwang mich, in den Spiegel zu sehen. Ich hatte dunkle Augenringe, und meine Lippen wirkten bleich und ausgetrocknet. Vorsichtig berührte ich die weichen Stacheln auf meinem Kopf. »Schön«, sagte ich.
    »Großartig.«
    Penny stellte sich mit einem zweiten Spiegel hinter mich. Von hinten sah ich aus wie ein sechzehnjähriger Junge.
    »Wie finden Sie den Schnitt?«, fragte ich.
    Sie betrachtete mich abschätzend. »Sehr androgyn«, antwortete sie.
    »Genau das, was ich wollte.«
    Eine Bürste sauste über meinen Hals und mein Gesicht, dann wurde mir der Spiegel so hingehalten, dass ich mein neues Profil aus jedem Blickwinkel betrachten konnte.
    Anschließend bekam ich meine Jacke in die Hand gedrückt und wurde wieder in die Welt hinausgeschickt, wo kleine Schneeflocken durch die hereinbrechende Dunkelheit wirbelten. Mein Kopf fühlte sich seltsam leicht an. Jedesmal, wenn mir aus einem Schaufenster mein neues Spiegelbild entgegenblickte, erschrak ich ein wenig.
    Ich kaufte mir einen riesigen Schokoladenkeks und verspeiste ihn auf dem Weg zu den Modegeschäften.

    Während der letzten drei Jahre habe ich mich immer relativ gediegen gekleidet. Das gehörte zu meinem Job, und ich habe mich wahrscheinlich einfach daran gewöhnt.

    Kostüme, Röcke und Feinstrumpfhosen, von denen ich immer eine auf Reserve in der Tasche hatte, falls ich eine Laufmasche bekam. Lauter klassische, auf Figur geschnittene Kleidungsstücke. Deswegen kaufte ich mir jetzt von dem Rest des Geldes, das Sheila mir geliehen hatte, eine weite schwarze Hose, ein paar T-Shirts, Bikerstiefel, ein Fleece-Shirt mit Kapuze, einen langen gestreiften Schal, eine schwarze Wollmütze und warme Handschuhe. Fast hätte ich auch noch einen langen Ledermantel erstanden, hatte aber zum Glück nicht mehr genug Geld. Es reichte jedoch noch für sechs Slips, zwei BH, mehrere Paar dicke Socken, eine Zahnbürste, Zahnpasta, Lippenstift, Wimperntusche, Deo und Shampoo.
    Ich stellte mich vor den hohen Ladenspiegel, drehte mich langsam um und betrachtete mich über die Schulter.
    Ich reckte mein Kinn in die Luft. Das war nicht mehr Abbie, die Geschäftsfrau mit dem ordentlichen Haarknoten und den flachen Pumps. Ich wirkte dünn und verwildert. Meine Schlüsselbeine standen scharf hervor, und die schwarzen Sachen ließen mich noch bleicher aussehen als sonst. Der Bluterguss an meiner Wange war inzwischen zu einem gelblichen Fleck verblasst. Mein stacheliges Haar hatte die Farbe von Birkenholz. Ich fand, dass ich eine leichte Ähnlichkeit mit einer Eule hatte und wie ein Schulmädchen aussah. Ich lächelte mir zu, der neuen Abbie, die ich dort im Spiegel sah, und nickte.
    »Gut«, sagte ich laut. »Perfekt.«

    6
    »Lieber Himmel!«, rief Sheila aus, als sie mir die Tür öffnete.
    »Wie findest du mich?«
    »Das nenne ich einen Imagewandel. Ich habe dich fast nicht erkannt.«
    »So war es gedacht. Darf ich reinkommen? Hier draußen ist es schrecklich kalt.« Eisige Flocken landeten auf meinen Wangen und meiner Nase. Mein neuer Haarschnitt war flach und feucht.
    Sie trat zurück, um mich in die Wärme hineinzulassen.
    »Natürlich. Mein Gott, du siehst …«
    »Wie sehe

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