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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ich aus?«
    »Ich weiß nicht. Jünger.«
    »Ist das positiv?«
    »Ja«, antwortete sie zögernd. »Du wirkst auch ein wenig kleiner und noch dünner. Möchtest du eine Tasse Tee?
    Oder lieber einen Drink?«
    »Einen Drink. Ich habe Bier für uns gekauft.«
    »Danke, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
    »Du brauchst dich nicht zu bedanken. Es war euer Geld.
    Allerdings kann ich es euch zurückzahlen, sobald meine neue Kreditkarte bei Terry eingetroffen ist, was in den nächsten Tagen der Fall sein müsste.«
    »Wann auch immer, egal. Dabei fällt mir ein, dass Terry angerufen hat.«
    »Hier?«
    »Nein, bei Sadie. Er dachte, du wärst bei ihr. Sadie hat daraufhin bei mir angerufen. Terry lässt dir ausrichten, dass du eine Tasche bei ihm abholen sollst. Er hat gestern vergessen, sie dir zu geben. Eine große Tasche voller Post und allerlei anderem Zeug. Und dem Rest deiner Klamotten.«
    »Gut. Das mache ich gleich morgen.«
    »Oder er schmeißt die Sachen weg.«
    »Sehr charmant. Ich hole sie jetzt gleich.«
    »Jetzt? Möchtest du denn nichts essen? Wir haben Freunde zu Gast. Ein Pärchen, sehr nett, ein Kollege von Guy. Seine Freundin arbeitet mit Tapeten, glaube ich.
    Nichts Aufregendes, bloß wir vier. Beziehungsweise wir fünf, wenn du Zeit hast«, fügte sie tapfer hinzu.
    »Lass gut sein, Sheila. Vier ist eine bessere Zahl.
    Vielleicht bin ich ja wieder da, wenn ihr beim Käse angelangt seid.«
    »Kein Käse. Als Nachspeise gibt es Zitronenkuchen.«
    »Du hast Zitronenkuchen gemacht?«
    »Ja.« Sie wirkte verlegen, aber auch ein bisschen stolz.
    »Lasst mir ein Stück übrig. Darf ich euer Telefon benutzen, um mir ein Taxi zu rufen?«
    »Natürlich. Da brauchst du doch nicht zu fragen.«
    Ich küsste sie auf beide Wangen. »Du bist sehr lieb zu mir. Ich verspreche dir, dass ich nicht lange bleiben werde.«

    Es ist sehr teuer, mit dem Taxi durch ganz London zu gondeln, es warten zu lassen und dann die ganze Strecke zurückzufahren. Nervös registrierte ich, wie der Zähler auf eine zweistellige Zahl sprang. Heute Morgen hatte ich
    £257 besessen, von Sheila und Guy und von der Bank, aber nach meinem Haarschnitt, meiner Shoppingtour und diversen Kaffees und Taxifahrten hatte sich meine Barschaft auf £79 reduziert. Am Ende dieses Tages würde ich wieder bei etwa £60 angelangt sein.
    In unserer Wohnung brannte Licht. Terrys Wohnung. Ich klingelte und wartete. Im Treppenhaus waren Schritte zu hören, dann ging in der Diele das Licht an.
    »Ja?«
    »Hallo, Terry.«
    »Abbie?« Er starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Wie siehst du denn aus? Bist du unter den Rasenmäher geraten? Dein Haar ist …«
    »Weg, ich weiß. Kann ich reinkommen und meine Sachen holen? Ich bin ein bisschen in Eile. Mein Taxi wartet.«
    »Ich laufe schnell nach oben und hol dir die Sachen. Ich habe alles in Tüten verstaut. Warte hier.« Er drehte sich um und spurtete die Treppe hinauf. Da ich keine Lust hatte, in dieser Eiseskälte zu warten, folgte ich ihm. Aus der Wohnung roch es wundervoll nach Knoblauch und Gewürzen. Ich blieb im Türrahmen stehen und spähte hinein. Auf dem Tisch entdeckte ich eine halb geleerte Flasche Wein, zwei Gläser, zwei Gedecke mit Hühnchenfleisch, garniert mit Rosmarinzweigen und ganzen Knoblauchzehen. Das war mein Rezept, mein Standardgericht für besondere Gelegenheiten. Die Kerzen kamen mir auch bekannt vor – ich hatte sie gekauft. Am Tisch saß eine Frau und drehte ihr Glas zwischen zwei Fingern hin und her. Sie hatte langes, weich fallendes blondes Haar, das in dem sanften Kerzenlicht golden schimmerte. Sie trug ein anthrazitfarbenes Kostüm und als Schmuck winzige goldene Ohrstecker. Ich stand mit meiner weiten Hose und meinem stachligen Haar in der Tür und starrte sie an.

    »Ich hol deine Sachen«, sagte Terry.
    »Willst du uns nicht vorstellen?«
    Er murmelte etwas und verschwand.
    »Ich bin Abbie«, wandte ich mich betont munter an die Frau.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, antwortete sie leise.
    »Sally.«
    »Hier.« Terry zerrte zwei Müllsäcke mit meinen restlichen Klamotten in den Raum und drückte mir außerdem eine prall gefüllte Plastiktüte mit Post in die Hände. Sein Gesicht war rot angelaufen.
    »Ich muss wieder los«, sagte ich zu Terry. Dann wandte ich mich an die Frau. »Wissen Sie, was wirklich seltsam ist? Sie sehen mir ziemlich ähnlich.«
    Sie lächelte mich an, höflich, aber ungläubig. »Das finde ich eigentlich nicht.«

    Sie waren noch beim

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