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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Fisch, als ich den Kopf in die Küche streckte.
    »Abbie, schon zurück! Das sind Paul und Izzie. Magst du mit uns essen?«
    »Hallo.« Nach der Art zu urteilen, wie Paul und Izzie mich ansahen, hatten sie bereits die ganze Geschichte gehört.
    »Macht euch meinetwegen keine Umstände, ich bin eigentlich gar nicht hungrig. Ich werde lieber gleich meine Post durchsehen.« Ich hob die prall gefüllte Plastiktüte hoch. »Wer weiß, vielleicht finde ich ja einen Hinweis?«
    Alle vier lachten verlegen und wechselten dabei nervöse Blicke. Sheila wurde rot und beugte sich vor, um nachzuschenken.

    »Aber ein Glas Wein wäre schön.«
    Der größte Teil meiner Post bestand aus Werbung, Prospekten mit Winterschlussverkaufsangeboten und Ähnlichem. Außerdem hatte ich zwei Postkarten bekommen, eine von Mary, die den ganzen Monat in Australien war, die andere von Alex, aus Spanien. Er musste inzwischen zurückgekehrt sein. Ich fragte mich, ob er schon davon gehört hatte. Die Tüte enthielt auch zwei Einladungen zu Partys, von denen eine bereits vorbei war, die andere aber dieses Wochenende steigen sollte.
    Vielleicht würde ich hingehen, tanzen und flirten, dachte ich, aber mein nächster Gedanke war: Was soll ich anziehen? Und was soll ich sagen? Und wer um alles in der Welt sollte mit einem Wesen flirten, das wie ein obdachloses Schulmädchen aussieht? Vermutlich würde ich doch nicht hingehen.
    Laurence Joiner von Jay & Joiner hatte mir einen ungewöhnlich formellen Brief geschrieben, in dem er mir bestätigte, dass ich unbezahlten Urlaub hätte, meine Renten- und Krankenversicherung aber weiter bezahlt werde. Stirnrunzelnd legte ich ihn zur Seite. Ich musste auf jeden Fall im Büro vorbeischauen. Vielleicht gleich morgen.
    Der nächste Umschlag enthielt einen Kontoauszug. Zu Beginn des Monats war ich glorreiche und für mich völlig untypische £1810.49 im Plus gewesen, aber inzwischen waren nur noch £597.00 übrig. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich auf die Zahlenreihe. Wofür um alles in der Welt hatte ich am 13. Januar £890 ausgegeben? Das musste die Kleidung sein, von denen Robin mir erzählt hatte. Welcher Teufel hatte mich da bloß geritten? War ich an dem Tag betrunken gewesen oder weggetreten? Nun wusste ich nicht einmal, wo sich die Sachen befanden.
    Drei Tage später hatte ich am Automaten weitere £500

    abgehoben, was mich irritierte. Normalerweise hebe ich immer nur £50 ab.
    Ich trank von meinem Wein und öffnete ein offiziell aussehendes Schreiben, das mich darüber informierte, dass meine Kraftfahrzeugsteuer demnächst fällig sei. Was mich nicht allzu sehr tangierte, weil ich ohnehin keine Ahnung hatte, wo mein Auto stand. Allerdings änderte sich das ziemlich schnell, denn aus dem nächsten Brief erfuhr ich, dass es in Bow auf einem Abstellplatz für amtlich abgeschleppte Fahrzeuge gelandet war.
    »Bingo!« sagte ich laut. »Endlich!«
    Ich nahm den Brief genauer in Augenschein. Offenbar war es abgeschleppt worden, nachdem ich es in der Tilbury Road, E1 widerrechtlich geparkt hatte – wo auch immer die Tilbury Road sein mochte. Oder das blöde E1.
    In dem Schreiben hieß es, ich könne das Fahrzeug zwischen neun und fünf Uhr abholen. Das würde ich morgen als Erstes machen.
    Ich raste in die Küche. »Ich habe mein Auto gefunden!«, rief ich.
    »Gut«, meinte Guy, den ich wohl leicht erschreckt hatte.
    »Großartig. Wo ist es?«
    »Allem Anschein nach in Bow, von der Polizei abgeschleppt. Ich hole es gleich morgen früh. Dann brauche ich nicht mehr ständig ein Taxi.« Ich griff nach der Weinflasche und schenkte mir ein weiteres großes Glas ein.
    »Wie?«, fragte Guy.
    »Was meinst du damit?«
    »Wie willst du es abholen? Du hast doch keinen Schlüssel.«
    »Oh.« Vor Enttäuschung blieb mir fast die Luft weg.

    »Daran habe ich gar nicht gedacht. Was mache ich denn da?«
    »Sie könnten einen Schlüsseldienst kommen lassen«, schlug Izzie in freundlichem Ton vor.
    »Nein, mir fällt etwas ein. Bei Terry muss ein Ersatzschlüssel liegen. Allerdings habe ich keine Ahnung, wo. An einem sicheren Ort, den ich vergessen habe. Das heißt, ich muss noch einmal zu ihm. Herrje. Ich dachte, heute Abend wäre es das letzte Mal gewesen.«
    »Wenigstens hast du dann dein Auto wieder. Das ist doch immerhin etwas.«
    »Es ist zumindest ein Anfang.«

    Ich fiel, fiel aus großer Höhe. Nichts konnte mich aufhalten. Um mich herum war stille schwarze Luft, und ich fiel durch diese Dunkelheit. Ich hörte mich

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