Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
ich dich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Du hast gesagt, du hättest jetzt ein positives Gefühl und wolltest dich für dein neues Leben ausstatten. Du hast dir ein wunderschönes braunes Minikleid gekauft. Aus Knittersamt. Dazu passende Schuhe, Strümpfe und ein paar Slips. Und einen spektakulären Mantel. Lang, marineblau. Du hast ein Vermögen dafür ausgeben. Aber der Mantel war wirklich toll. Du musstest ziemlich viel kichern, weil du so viel ausgegeben hast, nachdem du gerade deinen Job gekündigt hattest.«
    »O nein! Erzähl mir bitte nicht, dass ich nicht nur mit Terry, sondern auch mit meinem Job Schluss gemacht habe!«
    »Doch. Wusstest du das nicht? Es schien dir allerdings nichts auszumachen.«
    »Dann habe ich also keinen Job mehr?«
    Der Boden unter meinen Füßen schien nachzugeben. Die Welt erschien mir plötzlich grauer und kälter.
    »Abbie?«
    Robin sah mich besorgt an. Ich überlegte krampfhaft, was ich sie noch fragen sollte.
    »Und das war wirklich das letzte Mal, dass du mich gesehen hast?«
    »Wir aßen zusammen zu Mittag und vereinbarten, uns ein paar Tage später auf einen Drink zu treffen. Am Donnerstagabend, glaube ich. Aber du hast einen Tag vorher angerufen und abgesagt.«
    »Warum?«
    »Du hast gesagt, dir sei etwas dazwischengekommen.
    Du hast dich tausendmal entschuldigt.«
    »War das, was mir dazwischengekommen war, etwas Gutes? Habe ich aufgeregt geklungen?«
    »Hm … vielleicht ein bisschen überdreht. Wir haben nur ganz kurz miteinander gesprochen.«
    »Das war alles?«
    »Ja.« Während ich den Rest meines Sandwiches verspeiste, musterte Robin mich eindringlich. »Könnte es sich bei der ganzen Sache nicht um ein Missverständnis handeln?«
    »Du meinst, dass ich entführt und von jemandem gefangen gehalten worden bin, der zu mir gesagt hat, er wolle mich umbringen und habe bereits mehrere andere Frauen umgebracht? Du meinst diesen Teil?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Robin«, sagte ich langsam. »Du bist eine von meinen ältesten Freundinnen. Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist. Glaubst du mir?«
    Robin nahm meinen Kopf zwischen ihre schlanken Finger und küsste mich auf beide Wangen. Dann schob sie mich zurück und sah mich an.
    »Die Sache ist die«, sagte sie. »Wenn es wahr ist – und ich bin sicher, dass dem so ist –, dann kann ich die Vorstellung einfach nicht ertragen.«
    »Mir geht es nicht anders!«

    Mein Treffen mit Carla bestand aus unzähligen Umarmungen, Tränen und Freundschaftsbeteuerungen, lief jedoch auf die Tatsache hinaus, dass sie in der betreffenden Zeit nicht da gewesen war und lediglich sagen konnte, dass ich auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen und um Rückruf gebeten hätte.
    Nach ihrer Rückkehr habe sie ihrerseits eine Nachricht auf Terrys Band hinterlassen, aber nichts mehr von mir gehört.

    Sam ist einer meiner ältesten Freunde. Oft kann ich nicht glauben, dass der Junge, den ich auf zahlreichen Partys in Süd-London mit einem Joint in der Hand habe herumlaufen sehen, nun Anwalt ist, Anzug und Krawatte trägt und an Werktagen von neun bis fünf einen Erwachsenen mimen muss. Trotzdem kann ich mir inzwischen vorstellen, wie dieser attraktive, hippe Sechsundzwanzigjährige aussehen wird, wenn er vierzig ist.
    »Ja, wir haben uns getroffen«, sagte er. »Am Sonntagabend, auf einen Drink.« Er lächelte. »Ich bin ein bisschen beleidigt, dass du dich nicht daran erinnern kannst. An dem Abend hast du bei Sheila und Guy übernachtet. Du hast kurz über Terry gesprochen, aber nicht viel. Ich dachte eigentlich, dass du dich mit mir treffen wolltest, um über diesen undankbaren Mistkerl zu schimpfen. Undankbar dafür, dass er mit dir leben durfte, meine ich. Aber du hast auf mich nicht besonders angeschlagen gewirkt, eher aufgeregt.«
    O ja. Ich wusste Bescheid. Obwohl ich mich an unser Treffen nicht erinnern konnte, wusste ich in etwa, was passiert war. Sam und ich waren immer nur Freunde gewesen, nie ein Paar. Manchmal fragte ich mich, ob er das bedauerte. Vielleicht hatte er meinen Bruch mit Terry als Chance gesehen. Mir selbst war dieser Gedanken ebenfalls durch den Kopf gegangen, doch die Abbie, die mit ihm einen Drink genommen hatte, hatte sich offensichtlich dagegen entschieden. Es war besser, ihn als Freund zu behalten.
    Ich nippte an meinem vierten Kaffee dieses Nachmittags. Mein ganzer Körper prickelte vor Koffein, und mich beschlich ein seltsames Gefühl. Im Grunde hatte ich bisher nicht viel herausgefunden, aber

Weitere Kostenlose Bücher