In sündiger Silvesternacht
nächste Woche einen Termin auszumachen. Wären Sie damit einverstanden?“ Joe sah Ty an. „Ich würde mich mit Ihnen sehr gern über die Öffentlichkeitsarbeit für die Eröffnung des ‚Heaven‘ unterhalten. Ich weiß, dass Sie eine andere Agentur damit beauftragt haben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass ‚Power Publicity‘ über die Kontakte und das Know-how verfügt, um dem ‚Heaven‘ zu großem Erfolg zu verhelfen. Die Eröffnung findet in einem Monat statt, da sollten wir uns Ihren PR-Plan sehr genau ansehen. Mein Ziel wäre es, dieses Event noch größer und aufsehenerregender zu gestalten als bei Ihren Clubs in Kalifornien.“
In diesem Moment fiel bei Claire der Groschen. „Du bist Ty Coleman!“, platzte sie heraus. „Natürlich!“ Ohne Champagner hätte sie sich eindeutig besser unter Kontrolle gehabt.
„Wusstest du etwa nicht …“, setzte Joe an.
„Ach, das ist ein kleiner Scherz zwischen uns.“ Ty winkte lachend ab. „Als wir uns das erste Mal trafen, wusste sie nicht, wer ich bin.“
Claire hätte ihn aus Dankbarkeit küssen können.
„Ah.“ Bonita war gerührt.
„Rufen Sie in meinem Büro an.“ Ty nickte Joe zu. „Bitten Sie meine Assistentin, eine halbe Stunde einzuplanen. Wenn mir gefällt, was ich höre, dann sehen wir weiter.“
„Klingt toll.“ Joe wirkte wie jemand, der gerade den Hauptgewinn gezogen hat. „Ich freue mich darauf.“
„Wieso lädst du die zwei nicht zur Party ein?“, bohrte Bonita weiter.
Joes Blick glitt von Bonita zu ihr. „Oh, ich weiß nicht, ob …“
„Aber Daddy würde sich riesig freuen, Mr Coleman kennenzulernen, und ihr zwei hättet Gelegenheit, euch ohne all den Geschäftskram zu unterhalten. Außerdem“, fuhr sie lächelnd an sie gewandt fort, „wäre es schön, jemanden dabeizuhaben, der nichts mit PR zu tun hat. Das haben Sie doch nicht, oder?“
„Ich bin am Berufungsgericht. Wer ist denn Ihr Vater?“ Insgeheim ahnte Claire die Antwort bereits.
„Jake Powers. Ihm gehört die Agentur, für die Joe arbeitet.“ Bonita drückte Joes Arm. „Er hat Joe gefragt, ob er nicht sein Teilhaber werden will.“
„Das ist ja wunderbar.“ Claire fragte sich, ob Joe ihr nur den Laufpass gegeben hatte, damit er sich mit Bonita treffen konnte, um auf diesem Weg näher an ihren Daddy heranzukommen.
„Ihr kommt doch, oder?“
„Wann denn?“, fragte Ty nach.
„Morgen. Es ist unser traditionelles Neujahrsevent für unsere Kunden im ‚Starr Resort‘. Alles ganz ungezwungen und entspannt. Jeder kommt und geht, wie er mag.“
Auf eine Party zu gehen, bei der auch Joe anwesend war, gehörte nicht gerade zu den Dingen, die Claire sich für den ersten Tag des neuen Jahres wünschte. „Ich glaube nicht, dass wir …“
„Es wird ganz toll werden“, unterbrach Bonita sie. „Es kommen auch Leute aus Ihrer Branche. Wir haben gerade mit ‚Daniels and Taylor‘ einen Vertrag über ein paar Fernsehspots abgeschlossen.“ Damit bezog sie sich auf die Kanzlei, die Claires Vater mitgegründet hatte. „Und mindestens fünf Mitglieder der Anwaltskammer haben schon zugesagt. Dutzende von Anwälten kommen. Sie können nie wissen, wen Sie dort treffen.“
Claire hob eine Augenbraue. „Und Sie arbeiten nicht in der Agentur?“
„Ich? Um Himmels willen, nein. Ich bin nur den Männern in meinem Leben ein bisschen behilflich.“ Ihr Lächeln wurde strahlend. „Na los, ihr zwei. Ihr braucht ja nicht den ganzen Tag lang zu bleiben.“
Claire war unentschlossen. Einerseits konnte sie dort offenbar wirklich wertvolle Kontakte knüpfen, andererseits war es eine Party mit Joe. Letztlich gaben die Kontakte den Ausschlag. Die Klienten eines Anwalts am Berufungsgericht waren schließlich andere Anwälte, und in dieser Hinsicht konnte man nicht früh genug anfangen, sie kennenzulernen.
Ty legte einen Arm um ihre Taille, und Claire erschauerte vor Vorfreude, bald allein mit ihm zu sein. Der Gedanke, diesen Mann auch am kommenden Tag um sich zu haben, gefiel ihr noch besser, doch dann riss sie sich zusammen. Mach dich nicht lächerlich, sagte sie sich. Er hat dich um Mitternacht geküsst, das heißt noch nicht, dass er eine heiße Nacht mit dir verbringen wird, geschweige denn gleich den gesamten nächsten Tag!
Ganz besonders traf das auf einen Mann wie Ty Coleman zu. Sie las die Klatschspalten nicht regelmäßig, aber selbst sie hatte mitbekommen, dass Ty zu den Männern gehörte, die auf jedem Foto eine andere Frau an ihrer Seite
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