In sündiger Silvesternacht
ihm hingestellt hatte. „Was geht dir durch den Kopf?“
„Ach, gar nichts.“ Sie lachte. „Es sind wirklich nur Nebensächlichkeiten. Ich will mir nicht den Mund über andere zerreißen.“
Sanft strich er mit einem Finger erst über den Rand seines Glases, dann über ihre Lippen.
„Es wäre auch wirklich schade um deinen wunderhübschen Mund.“
So einen Tonfall sollte er nur benutzen, wenn er nackt mit einer Frau im Bett liegt, dachte Claire. Sie schloss die Augen und kostete den Klang seiner Stimme aus. Dabei saugte sie sinnlich an seinem feuchten Finger, der ein bisschen nach Scotch und sehr nach Ty schmeckte.
Als sie ein leises Stöhnen hörte, wurde ihr klar, dass der Laut von ihr kam. Schnell öffnete sie die Augen wieder. Ty lächelte, die Leidenschaft in seinem Blick war unverkennbar. Seltsamerweise war ihr das nicht peinlich, sondern sie fühlte sich sexy und stark. „Ich glaube, du machst mich ein bisschen verrückt.“
„Vielleicht liegt’s am Champagner.“
Sie schüttelte den Kopf. „Der Alkohol macht mich vielleicht etwas mutiger, aber du machst mich …“
„Ja?“
Feucht. „Kribblig.“
„Vielleicht kann ich dir auch dabei helfen, dieses Kribbeln wieder loszuwerden.“
Einen Moment stockte ihr der Atem. „Das würde ich mir sehr wünschen.“
Mit verführerischem Lächeln beugte er sich zu ihr, und als seine Lippen über ihre strichen, erwiderte Claire den Kuss, legte einen Arm um seinen Nacken, schmiegte sich an Ty und kostete seine Nähe mit allen Sinnen aus.
Ein lautes Räuspern erklang, und Ty hob den Kopf.
Es freute Claire zu sehen, wie widerwillig er den Kuss unterbrach. Sein Blick verriet, dass es für den Störenfried ratsam war, einen guten Grund für die Unterbrechung zu haben. Es war eine junge Frau Anfang Zwanzig, die ein enges T-Shirt mit dem Aufdruck „Decadent“ trug. Ihr Lächeln zeigte keinerlei schlechtes Gewissen, so, als wäre Claire nur eines von zahllosen Mädchen, die Ty Coleman sich aus der Menge pickte.
Wahrscheinlich bin ich das auch, dachte sie. Ist das für mich ein Problem?
Er beugte sich zu ihr und küsste sie so fordernd, dass sie alles andere vergaß, dann schaute er sie mit einem Blick an, der Stahl schmelzen konnte.
Nein, dachte sie, überhaupt kein Problem.
„Tut mir leid.“
Er stand vom Barhocker auf und ließ dabei eine Hand an ihrem Schenkel entlanggleiten. Claire hatte das Gefühl, einen leichten Stromschlag zu bekommen.
„Ich muss schnell ein paar Details mit Fred klären. Wartest du auf mich?“
Benommen nickte sie. Schlagartig fühlte sie sich wieder wie das unerfahrene Mädchen von damals, als Tommy Blake, der Junge, in den sie als Teenager verschossen war, sie zum ersten Mal geküsst hatte.
Gedankenverloren zog sie eine Kirsche aus der Schale auf dem Tresen und saugte daran, wobei sie sich im Club umsah. Sie sah Joe und Bonita, die gerade zum Ausgang gingen. Hastig wandte Claire sich ab und entdeckte Alyssa, die mit Chris zusammen in einer Gruppe von Gästen zu einem anderen Ausgang drängte.
Alyssa flüsterte Chris etwas zu, der sich daraufhin zu ihr umsah und ihr zuwinkte. Alyssa kam zu ihr.
„Ich wollte dir schon eine SMS schicken.“ Ihre Freundin atmete tief durch. „Aber jetzt bist du ja allein.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Bist du allein oder nicht?“
„Nur vorübergehend.“ Claire musste sich beherrschen, um nicht zu kichern.
„Er sieht toll aus.“ Alyssa setzte sich auf Tys Platz. „Siehst du? Was habe ich dir gesagt? Es hat sich gelohnt, noch zu bleiben. Wie ist er so? Wie heißt er?“
„Er ist fantastisch, zumindest bis jetzt. Er heißt Ty.“ Sie machte eine kurze Pause, um zu sehen, ob Alyssa darauf ansprang. „Ty Coleman.“
„Schöner Name.“
Claire wusste nicht, ob sie stolz oder beschämt sein sollte, weil sie sich beim Klatsch und Tratsch besser auskannte als Alyssa.
„Arbeitet er hier?“
Mit einem Kopfnicken deutete Alyssa über ihre Schulter, und als Claire sich umwandte, sah sie Ty mit dem Geschäftsführer des Clubs sprechen, wobei er zu ihr sah und sie anlächelte.
„Knallbumm“, sagte Alyssa.
„Wie bitte?“
„So wie ihr euch anseht. Das ist nicht nur Lust, das ist eine echte Verbindung.“
Claire lachte und winkte ab. „Nur weil du jetzt mit Chris zusammen bist, willst du unbedingt, dass ich auch was Festes finde, aber ich habe ihn ja gerade erst kennengelernt.“
Alyssa hob die Schultern. „Auf jeden Fall bist du mir was schuldig, weil ich dich
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