In sündiger Silvesternacht
zum Bleiben überredet habe. Ich wollte dir nur noch sagen, dass du heute Nacht lieber nicht mehr Autofahren solltest, aber so wie es aussieht“, Alyssa beugte sich vor und umarmte sie, „gibt es schon Jemanden, der dich nach Hause bringt.“
„Dann habe ich ja die perfekte Ausrede, um mit zu ihm zu fahren. Vorausgesetzt, er will das auch“, sagte Claire.
„Vertrau mir.“ Alyssa lächelte sie vielsagend an. „Das will er.“
Sie winkte und ging, bevor Claire etwas erwidern konnte. Erst als sie Tys Hand auf ihrer Schulter spürte, begriff sie, wieso ihre Freundin sich so abrupt verabschiedet hatte.
„Sorry, im Grunde habe ich immer noch zu tun.“
„Oh. Tut mir leid, ich wollte nicht …“
„Nein, nein.“
Er ergriff ihre Hand, bevor sie etwas so Dummes tun konnte, wie vom Barhocker zu hüpfen. Sie wollte nicht gehen, jedenfalls nicht ohne Ty.
„Als Chef hat man den Vorteil, dass man die Regeln selbst aufstellen kann. Allerdings lautet eine meiner Regeln, dass ich arbeite, wenn es etwas zu tun gibt.“
„Und das kann auch um halb eins am Neujahrstag sein?“
„Mehr als du dir vorstellen kannst.“ Er setzte sich wieder auf den Barhocker und lehnte sich entspannt zurück. „Erstens trinken die Leute heute mehr.“
„Kann man wohl sagen.“ Claire hob ihr Glas. Sie trank nur selten Champagner, weil sie davon schnell angesäuselt war und anschließend wie eine Tote schlief, doch an diesem Abend hatte sie zugelangt. Und jetzt genoss sie die Wirkung. Ein Schwips und der nötige Mut, den sie für die Nacht brauchte.
„Genau.“ Er lachte. „Daher müssen wir dafür sorgen, dass ausreichend Shuttlefahrzeuge und Taxen zur Verfügung stehen. Zur Not stecke ich Gäste auch ins Hotel, wenn ich befürchten muss, dass sie sich sonst ans Steuer setzen. Die Ausgabe lohnt sich, weil wir dadurch das Image von verantwortungsbewussten Clubbetreibern bekommen. Besonders bei Collegestudenten.“
Er räusperte sich. „Es gibt noch viele andere Dinge zu klären. Die heutigen Einnahmen sind höher als sonst, und da möchte ich nicht, dass der Manager das Geld allein zur Bank bringen muss. Außerdem gibt es nach solchen Nächten oft Ärger mit den Inhabern der Nachbargeschäfte, wenn wir nicht dafür sorgen, dass morgen früh alles sauber ist. Dann muss ich mich noch um …“ Er schüttelte den Kopf. „Sorry, manchmal lasse ich mich ein bisschen mitreißen.“
„Mir war gar nicht klar, was alles zu beachten ist, wenn ein Club nachts schließt. Ehrlich gesagt bin ich sowieso keine große Club-Gängerin. Ich war früher eher mit meinen Eltern in Konzerten, und als ich aufs College ging, da …“
„Da hast du abends gelernt anstatt auszugehen.“
„Merkt man mir das so deutlich an?“
„Ich kenne die Menschen eben.“
„Und du warst eher der Typ, der ausgeht anstatt zu lernen?“
„Ich habe nie studiert, sondern bin mit neunzehn losgezogen und habe mit dem Geldverdienen angefangen.“
„Und wie bist du hier in unserer kleinen Ecke der Welt gelandet?“
„Hier schließt sich für mich der Kreis, zumindest vorerst.“
Verständnislos schüttelte sie den Kopf. „Das verstehe ich nicht.“
„Ich bin hier geboren und zur Schule gegangen. Ich kann sogar den Two-Step tanzen.“ Er zog die Hosenbeine ein Stück hoch und tippte auf seine Boots. „Ich bin ein Junge aus Texas“, sagte er mit breitem texanischen Akzent.
„Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf.“ Sie lachte. „Wieso bist du wieder hier?“
„Das ist eine komplizierte Geschichte. Ich habe noch zwei Monate hier zu tun, und bis vorhin kam mir diese Zeit grauenhaft lang vor, aber jetzt glaube ich, dass ich die restlichen Tage meiner Strafzeit hier viel leichter verkraften kann.“
Er nahm eine Kirsche und strich damit zart über ihre Unterlippe. Als Claire den Mund öffnete, zog er die Kirsche zurück. Sie folgte ihr lachend mit dem Mund und stützte sich dabei auf seinem Barhocker ab. Genau zwischen seinen Beinen.
Claire fing die Kirsche mit den Lippen und schloss die Augen, während sie sie in den Mund nahm. Als Ty sich etwas bewegte, spürte sie die Wärme seiner Schenkel an ihren Fingerspitzen.
Sie öffnete die Augen. Ihre Hand war dicht an der Wölbung unter seiner Jeans. Sie bräuchte nur die Finger zu bewegen, um ihn zu berühren. Wenn sie die Hand umdrehte, könnte sie ihn umfassen.
Unwillkürlich malte sie sich aus, was geschehen würde, sollte er sie so berühren. Dann würde er entdecken, wie feucht und erregt
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