In sueßer Ruh
Gutes, versichere ich Ihnen.«
»Dann reden Sie mit den falschen Leuten. Jeder, der mich wirklich kennt, wird Ihnen erzählen, dass ich arrogant, unausstehlich und eingebildet bin.«
»Das mit eingebildet stimmt«, sagte Kathy, als Peter lachte. »Aber unausstehlich geht ein bisschen zu weit, meinst du nicht?«, fragte sie ihren Vater.
Der zuckte mit den Achseln. »Kommt ganz darauf an, mit wem du sprichst. Als Chefpathologe in der Stadt der brüderlichen Liebe sehe ich jede Menge unbrüderliches Verhalten. Außerdem kann ich anscheinend nicht die Klappe halten. Ich sag, wie es ist, egal, ob ich mir damit Feinde mache.«
»Nun, ich habe gehört, dass Sie sehr offen sind«, sagte Peter.
Antrias Azarian brach in johlendes Gelächter aus. Trotz des allgemeinen Lärmpegels im Saal drehten sich einige Leute um und schauten zu ihm her.
»Sie sind viel zu höflich, junger Mann! Ich bin ein griesgrämiger alter Brummbär – fragen Sie meine Tochter. Stimmt’s nicht, Katydid?«, meinte er, ihren alten Kosenamen aus Kindertagen benutzend.
»Ein griesgrämiger, pummeliger alter Knacker«, sagte sie und stieß ihn mit dem Ellbogen an.
Er runzelte die Stirn. »Naja, vielleicht nicht ganz ein alter Knacker – noch nicht, hoffentlich.«
Kathy lachte. »Mein Vater ist sehr eitel«, erklärte sie Peter. »Er erzählt den Leuten nicht gern, dass ich seine Tochter bin, damit sie nicht erfahren, wie alt er ist.«
Peter lächelte. »Also andersrum als üblich. Ist nicht eigentlich die Frau die Eitle?«
»Oh, das ist sie durchaus«, sagte Antrias. »Sie zieht mich nur gern damit auf.«
»Irgendwer muss es ja tun«, gab Kathy zurück und versetzte ihrem Vater einen kleinen Rippenstoß.
»Was machen Sie beruflich?«, fragte Antrias Peter.
»Ich bin Experte für Computerkriminalität.«
Wieder runzelte ihr Vater die Stirn. »Wirklich? Sie sehen gar nicht aus wie ein Nerd.«
»Daddy!«, rief Kathy, aber Peter lachte.
»Oh, das bin ich – freut mich, dass ich Sie hereingelegt habe.«
»Beweisen Sie es«, sagte Kathy. »Auf welchem Planeten wurde Luke Skywalker geboren?«
»Tatooine«, antwortete Peter wie aus der Pistole geschossen.
»Oh-oh«, sagte sie. »Sie sind ein Nerd.«
Sie bemerkte, dass die Leute nach und nach an den gedeckten Tischen Platz nahmen. Also stieß sie Peter leicht an und konnte die Wärme seines Körpers sogar durch den Smoking spüren.
»Sollen wir uns auch hinsetzen?«
»Klar«, sagte er und sah sie aus seinen blauen Augen so eindringlich an, dass ihr die Knie schwach wurden. Hör auf!, ermahnte sie sich. Doch Peters blondes Haar wippte beim Gehen, und sie wusste, dass der Teufel, der auf ihrer Schulter hockte, grinste.
»Wer ist Lee Campbell?«, fragte er.
Sie zögerte, und mit diesem kleinen Stocken tat sich der Schlund der Hölle vor ihr auf. »Ein Freund von mir.«
Der Teufel hatte gewonnen.
KAPITEL 37
Chuck Morton ächzte, während er die letzte Einheit Bizepsbeugen absolvierte. Seine Arme brannten, als die Muskeln sich dehnten, um seinen Forderungen nachzukommen. Er hielt die schwere Hantel auf halber Höhe im Neunziggradwinkel, bis er nicht mehr konnte und sie sinken ließ. Er beugte sich von seinem Sitzplatz auf dem Mittelstück seiner Trainingsbank etwas nach vorn und ließ sie auf den Kellerboden fallen, wo sie mit einem dumpfen Schlag aufkam. Er schnappte sich sein weißes Baumwollhandtuch und wischte sich damit den Schweiß vom Oberkörper, dann griff er nach der Evian-Flasche zu seinen Füßen und trank sie ganz leer. Er liebte den Geschmack von Wasser, wenn er richtig Durst hatte. Dann warf er einen verstohlenen Blick in den mannshohen Spiegel, ob sein Training auch den gewünschten Effekt hatte: nämlich seine Frau zufriedenzustellen. Denn Susan liebte ihn schlank und fit. Erfreut sah er die gut definierten Wölbungen an seinen Oberarmen, über die sich winzige blaue Adern zogen. Das würde Susans Zustimmung finden.
Charles Chesterton Morton war kein selbstgefälliger Mann, dennoch gestattete er sich ein paar Eitelkeiten.
An erster Stelle all seiner Gottesgeschenke stand seine Frau Susan. Er hatte die schönste Frau geheiratet, die er je gekannt hatte, und auch nach jahrelanger Ehe und zwei Kindern fand er sie noch immer atemberaubend. Er bekam mit, dass sie auch anderen Männern gefiel, doch er versuchte, dem nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Er war entschlossen, nie ein eifersüchtiger Ehemann zu sein, und ihm waren Männer zuwider, die ihre Frauen in der
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