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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Öffentlichkeit vorführten, als wären sie preisgekrönte Rennpferde.
    Zweifellos war Susan Beaumont Morton sehr schön, aber sie war auch intelligent und aufmerksam ihm und den Kindern gegenüber und führte einen gut funktionierenden, wohl organisierten Haushalt. Sie hatte die Kinder, praktisch kaum dass sie laufen konnten, schon abwaschen und ihre Sachen wegräumen lassen. Chuck fand das gut – er glaubte, dass Regeln und Disziplin in der Kindererziehung unverzichtbar waren. Ihm war immer unbehaglich, wenn er sah, wie einige ihrer Freunde und Nachbarn ihren Kindern alles durchgehen ließen. Die würden sich später ganz sicher auf einige Probleme gefasst machen müssen.
    Außerdem liebte Susan Sex – und wie! Und das Beste war ihre Experimentierfreude. Sie war zu allem bereit. Er hatte selten erlebt, dass sie einmal nicht in Stimmung war, im Gegenteil, ihre Libido war stärker als seine eigene. Nach einem langen Tag auf dem Revier konnte er sich manchmal kaum noch nach Hause schleppen – aber das waren dann genau die Tage, an denen sie in einem Seidennegligé und mit einer eisgekühlten Flasche Dom Pérignon auf ihn wartete. Gewöhnlich zeigte er sich der Lage gewachsen, dachte er mit einem Lächeln. Es war schwer, eine Gelegenheit auszuschlagen, die in Gestalt einer wunderschönen Frau in irgendetwas von Victoria’s Secret daherkam.
    Er drehte die Lautstärke des CD -Players auf, bis ihm von Hotel California die Ohren klingelten. Er nahm einen Satz kleinerer Hanteln auf und begann mit seinen Trizepsbeugen. Dafür lehnte er sich an die Trainingsbank, ließ die Hanteln nach hinten schwingen und hielt die Arme so lange gestreckt, bis die Muskeln vor Anstrengung zitterten. Er konzentrierte sich auf die Musik, um sich vom Schmerz abzulenken, und bewegte die Lippen zum Text.
    Er war sich bewusst, dass in ihrem Wohnort in New Jersey nicht alle Susan mochten, doch diese Gruppe bestand größtenteils aus anderen Frauen. Deshalb tat er jegliches kursierende Gerede, das er zufällig mithörte, als Neid ab. Wenn er bei einem Abendessen oder auf einer Cocktailparty, die sie gemeinsam besuchten, Seitenblicke und Getuschel bemerkte, versuchte er immer, die harmloseste Erklärung dafür zu finden. Chuck Morton neigte nicht dazu, schlecht über andere zu denken, am allerwenigsten über seine schöne Frau, die er regelrecht anbetete. Er hatte sich das Leben mit ihr schon zu weit aufgebaut, ihrer beider Existenzen zu engmaschig miteinander verstrickt, um jetzt Zweifel an ihr zu hegen. Er war ein unerschütterlich loyaler Mensch, bereit, Frauen gegenüber in die Defensive zu geraten.
    Anders als sein Freund Lee Campbell hatte Chuck Morton sein Leben nie ernsthaft hinterfragt, deshalb lebten seine Motive, Antriebe und Wünsche weitgehend im Schatten seines Unterbewusstseins. Und jetzt, als Leiter des Morddezernats Bronx, war es noch weniger wahrscheinlich, dass er sich der Selbstreflexion hingab. Dazu hatte er weder die Zeit noch den Hang. Während er nicht bestritt, dazu zu neigen, Frauen zu beschützen und anzubeten, war er vermutlich nicht sonderlich interessiert daran, sich eingehend mit den dahinterliegenden Gründen zu befassen. Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass seine Mutter ein Produkt angelernter Hilflosigkeit und eine Gefühlsmanipulatorin gewesen war, hätte er wahrscheinlich mit den Schultern gezuckt und die Psychoanalyse Leuten wie Lee Campbell überlassen. Chucks Job war, ein Polizeirevier zu leiten. Er wusste, dass er keine geborene Führungskraft war, was ihn jedoch nur noch härter arbeiten ließ.
    Während des Gitarrensolos, seines Lieblingsteils des Songs, ließ er die Gewichte baumeln. Er hatte auf dem College Gitarre gespielt und liebte es, eingeschlossen vom Klang aus seinen ziemlich teuren Lautsprechern die Stahlsaiten die Melodie auf- und abgleiten zu hören. Er hatte sich zunächst gesperrt, als Susan auf dieser Stereoanlage bestanden hatte – sie wollte von allem immer nur das Beste –, war inzwischen aber froh darüber. Er mochte es, hier unten Musik zu hören, was das Trainieren um einiges einfacher machte. Wahrscheinlich hatte sie deshalb darauf bestanden, dachte er. Sie wusste, dass er mehr Freude daran haben würde als sie.
    Sie trainierte selbstverständlich auch, allerdings nicht zu Hause. Vielmehr ging sie in ein schickes Fitnessstudio in Upper Montclair, wo sie Pilateskurse bei einer geschmeidigen Italienerin machte, die aussah wie ein Windhund und Yogi Berra kannte. Andererseits kannte in

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